Maike Kößler, AIT-Stipendiatin der STO-Stiftung 2022/2023
Meike Kößler studiert Innenarchitektur an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Nach ihrem Bachelor würde sie gern einen Master mit internationaler Orientierung absolvieren. Zusätzlich möchte sie sich in Zukunft außerdem mit Architektur und Städtebau auseinandersetzen.
Für das Interior Scholarship 2022/23 – das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung – hat sie sich mit ihrem Portfolio sowie einer Bearbeitung der diesjährigen Stegreifaufgabe „Atmosphärische Räume“ beworben. Meike Kößler ist eine der vier Stipendiat*innen des mit insgesamt 24.000 Euro dotierten Interior Scholarship. Das Stipendium wird ihr die Möglichkeit eröffnen, ihr Praktikum im Ausland zu verbringen. Dieses möchte Sie dazu nutzen, “neue Blickwinkel und Arbeitsweisen kennenzulernen.” Außerdem bietet ihr das Stipendium eine Plattform, um “Ideen und Arbeiten zu präsentieren und mit anderen Planer*innen in den Austausch zu kommen.”
“Mich begeistert vor allem die Vielfältigkeit der Herausforderungen und die Mischung aus kreativem Arbeiten, Streben nach Innovation, lösungsorientiertem Denken und der Verknüpfung mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Es begeistert und motiviert mich, in meinem zukünftigen Beruf die Möglichkeit und die Verantwortung zu haben, Lebensraum neu zu denken und mitzugestalten.”
“Für mich ist Gestaltung das Zusammenspiel aus Funktionalität, Ästhetik und Sinnhaftigkeit. Ich bin der Überzeugung, dass “gutes Design” alle diese Aspekte bedient. Dabei spielen Innenarchitekt*innen eine entscheidende Rolle in den aktuellen Debatten um Klimakrise, Ressourcenschutz, Digitalisierung und Co. So sehe ich die Architektur als ein Tool für Wandel. Ich glaube, Innenarchitekt*innen haben die Aufgabe, alternative Räume zu schaffen. Das bedeutet: Grenzen überschreiten, Konventionelles neu denken und so den Menschen neue Handlungs- und Lebensmöglichkeiten eröffnen. Beim Erneuern von Bestehendem ist es aber auch wichtig, Potentiale zu erkennen und auszubauen. Dies erfordert ein gewisses Maß an Sensibilität und eine tiefe Auseinandersetzung mit den bereits existierenden Strukturen. Nicht zuletzt aber auch Experimentierfreude und Neugier!”
UNCOVER YOUR CITY
Stegreifentwurf Erläuterung
Dunkelheit verändert unsere Wahrnehmung. Sie lässt Raumgrenzen verschwimmen, schärft unsere Sinne und verändert, wie wir uns fühlen. So ermöglicht es die Dunkelheit, vorhandene Räume anders erfahrbar zu machen. Genau dieses Potential der Dunkelheit macht sich die Installation UNCOVER YOUR CITY zunutze. In drei Kammern werden die Bewohner*innen einer Stadt zu Besucher*innen einer temporären Ausstellung. Ausgestellt wird die eigene Stadt. Dabei lädt die Installation die Besucher*innen ein, für einen kurzen Moment der Schnelllebigkeit unserer heutigen Städte zu entkommen und einmal bewusst hinzusehen, zu hören, zu fühlen und dabei Neues zu entdecken.
In jeder der drei Kammern spielt die Dunkelheit eine andere Rolle: LOOK stellt die Umgebung wortwörtlich auf den Kopf, FOCUS setzt ein Spotlight auf unscheinbare Details und LISTEN knipst den visuellen Sinn nahezu vollkommen aus. Im Fokus stehen dabei nicht die dunklen Kammern selbst. Vielmehr fungieren die dunklen Räume als Katalysatoren für eine bewusstere Wahrnehmung der Umgebung. UNCOVER YOUR CITY funktioniert an den unterschiedlichsten Orten und reist als temporäre Installation von Stadt zu Stadt. Die Module können dabei – je nach Standort – flexibel angeordnet und ausgerichtet werden.
LOOK basiert auf dem alten Prinzip der Camera Obscura. Durch ein kleines Loch fällt Licht in einen lichtdichten Raum. Die Umgebung wird, wie in einem Livestream, auf die Rückwand projiziert. So sehen die Besucher*innen in Echtzeit was außerhalb der Kammer passiert. Allerdings verzerrt, denn das Bild wird kopfüber und seitenverkehrt projiziert. Die Kammer lässt die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum verschwimmen und hinterfragt dabei die Wahrhaftigkeit unserer Wahrnehmung. Wie in Platons Höhlengleichnis zeigt die Kammer nur ein Abbild der Realität und fordert dazu auf genau hinzusehen.
Inspiriert von Le Corbusier’s Notre Dame du Haut in Ronchamp erzeugt FOCUS ein natürliches Spotlight und setzt lediglich einen Ausschnitt der Umgebung in den Fokus. In einem langen, schmalen Raum laufen die Wände trichterartig auf ein kleines rechteckiges Fenster am Ende des „Tunnels“ zu. Durch dieses ist nur ein kleiner Teil der Umgebung sichtbar, welcher durch das einfallende Licht besonders in Szene gesetzt wird. So entsteht eine zentrierte Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit auf Details lenkt, die sonst nur flüchtig oder gar nicht wahrgenommen werden. Auf den Wänden entsteht ein weicher Lichtverlauf, der die Länge des Raumes erkennbar macht und ihn gleichzeitig gliedert.
In LISTEN haben die Besucher*innen die Möglichkeit, die Umgebung allein über das Hören wahrzunehmen. Die Kammer ist aus unterschiedlich langen Rohren gebaut, die die Sicht auf die Umgebung verhindern. Wie Orgelpfeifen transportieren die Rohre die Geräusche der Umgebung ins Innere des Raumes. Einzelne Rohre werfen zudem punktuell Licht in die dunkle Kammer. Das Erleben der Umgebung wird auf die auditive Wahrnehmung beschränkt.
Juryurteil:
Maike Kößler beweist beim Entwurf von Innenräumen ein Feingefühl für Atmosphäre und Materialität. Dabei arbeitet sie in allen Maßstäben und entwickelt sowohl funktionierende Grundrisse als auch Detaillösungen für Möbel.
Mit dem genossenschaftlichen Wohnprojekt „Grüne Gemeinschaft“ widmet sich Maike einer zukunftsrelevanten Bauaufgabe. Sie findet hierbei überzeugende Antworten für Bauweise, Nachhaltigkeit und gemeinschaftliches Zusammenleben. Architektur und Innenarchitektur greifen auf vorbildliche Weise ineinander.
Maike ist hochmotiviert, mit ihrer Disziplin der Innenarchitektur zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen. Dieses Vorhaben wollen wir gern unterstützen.
Der Stegreif:
Atmosphärische Räume
Dunkelheit und Zwischenformen wie Nebel, Dunst und Dämmerung besitzen oft mystischen und geheimnisvollen Charakter. Sie wirken beschützend und verunsichernd zugleich. Phänomenologie, Poesie und Magie sind Indikatoren ihrer außergewöhnlichen Präsenz. Sie wirken narrativ, assoziativ und transzendent. Die Geometrie von Räumen interagierend, oszilliert die Raumwahrnehmung im Dunkeln zwischen Materialität und Immaterialität, Grenzen und Öffnungen, Nähe und Weite. Sie sind still und introvertiert und konträr dem gängigen architektonischen Streben nach lichtdurchfluteten Räumen.
Die Ästhetik des Dunkelns und ihre Qualitäten sind mehr und mehr in den Hintergrund gerückt. Fast könnte man auch von einem Verlust dunkler Räume sprechen. Vielleicht nimmt der dunkle Raum in der soziokulturellen Entwicklung zukünftig auch wieder eine bedeutendere Rolle ein. Im Vergleich zum Licht wirkt die Dunkelheit wie eine Masse, der man raumchoreographisch, gestaltend anders begegnen muss, um ihre Qualitäten zu inszenieren. Das ist herausfordernd und spannend zugleich. Auf der Suche nach außergewöhnlichen, qualitätsvollen „dunklen“ durch komponierte Lichteinfälle inszenierte Räume in neuen Kontexten und das Manifestieren auch in alltäglichen Situationen ist die Aufgabe.
In Form von individuell ausgewählten, das Konzept unterstützenden Darstellungstechniken, wie Visualisierungen, Modellfotos, Collagen, Zeichnungen, Skizzen oder Filmsequenzen soll ihre eigenständige, persönliche Idee veranschaulicht werden. Ergänzen Sie diese textlich.
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