Die Finalisten kommen in diesem Jahr aus Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Italien, Japan, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Österreich, Portugal, Schweden, der Schweiz, Slowenien, Spanien und den USA.
Die Platzierungen werden von den Juroren und der AIT am 30. September 2020 um 16:00 Uhr im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Anwesenheit der nominierten Innen-/Architekturbüros während der Light + Building in Frankfurt am Main bekannt gegeben.
House in Monsaraz, PT-Monsaraz | Aires Mateus e Associados, PT-Lisbon
Monsaraz gilt als einer der ältesten historischen Orte im Süden Portugals. Heute leben kaum etwas mehr als 700 Menschen an den Ufern des weitverzweigten Alqueva-Stausees. Hier hat das Lissabonner Architekturbüro Aires Mateus ein eindrucksvolles Ferienhaus realisiert, das durch seine massive Betonstruktur charakterisiert ist und sich förmlich in die Landschaft duckt.
Kunstvoll kombinieren die Architekten in dem einstöckigen Gebäude die geometrischen Grundformen Pyramide, Würfel und Quader. Zum zentralen Element wird die große Kuppel, die unter ihrem Dach alle sozialen Bereiche vereinigt und so den Lebensmittelpunkt des Hauses bildet. Eine kreisrunde Öffnung durchschneidet diesen Bereich, bringt Tageslicht ins Gebäude und komplettiert das geometrische Zusammenspiel. Die quaderförmigen Innenräume sind im eindeutigen Kontrast zum rauen Beton der Fassade in strahlend-glattem Weiß gehalten.
Juryurteil: „Die Form des Gebäudes, das sich in die Landschaft einfügt und gleichzeitig eine klare geometrische Formensprache besitzt, überzeugt durch die Kraft und Ruhe, die diese Architektur ausstrahlt. Mit wenigen Mitteln werden Räume zum Wohnen geschaffen, die gekonnt belichtet werden und den Blick auf die Natur freigeben. Das Zusammenspiel aus Vegetation, Beton und inneren Holzdetails ist faszinierend.
WU 39 House, MY-Kuala Lumpur | ZLG Design, MY-Kuala Lumpur
Kategorie 2: Wohnen Multi-Family
Finalist
Wohnatelierhaus „Altes Weinlager“, CH-Nuglar | lilitt bollinger studio, CH-Nuglar
Das alte Weinlager der Schnapsbrennerei Urs Saladin AG von 1956 war früher ein reines Lagerhaus. Mit seinem markanten Volumen ist es ein Teil der städtebaulichen und kulturellen Geschichte der Gemeinde Nuglar. Durch eine Umzonung in W2 war das bestehende Gebäudevolumen aufgrund der neuen Ausnützungsziffer zu groß, sodass das Gebäude zum Abriss freigegeben wurde.
Mittels einer Arealüberbauung konnten jedoch die Behörden überzeugt und eine Ausnahmebewilligung errungen werden, um daraus ein Wohnhaus für sechs Parteien zu bauen. Die Architektin Lilitt Bollinger hielt die gewachsene Struktur bei, sodass man mit einem neuen, leicht reduzierten Gebäudevolumen den identischen städtebaulichen Kontext einhält. Deshalb wurden nur die Obergeschosse des Weinlagers abgebrochen und das bestehende hallenartige Sockelgeschoss als Kellergeschoss erhalten. Die alten Außenwände formen als Brüstung die Plattform, auf der das neue Gebäude errichtet wird. Der neue Aufbau orientiert sich an der Idee des alten Gebäudes mit einem massigen Volumen unter einem großen auskragenden Dach. Darunter entsteht durch die Verkleinerung ein riesiger gedeckter Außenraum.
Das neue Gebäude wurde auf der bestehenden Struktur des Kellergeschosses als Holzbau erstellt. Sieben neun Meter hohe Wände wurden über die Fassade und die Decke miteinander verbunden und bilden so sechs Wohneinheiten aus, die sich mit raumhohen Verglasungen Richtung Ost und West orientieren. Mit seinem einfachen, günstigen Grundausbau kann das Wohnateliergebäude von den Bewohnern individuell weiter ausgebaut werden kann. Eine Einheit ist zuerst ein einziger Raum im Erdgeschoss mit einer Raumhöhe von 8.60 Metern und einer Grundstruktur mit Küche, Bad und Treppe. Ein einfaches System erlaubt, Böden für zwei weitere Geschosse einzubauen. Die Bewohner besitzen und gestalten gemeinsam die Außenflächen und den riesigen alten Keller. Die 7. Einheit auf der Südseite ist ein gedeckter gemeinsamer Außensitzplatz mit einer Außenküche.
Aus dem Juryurteil: „Wir müssen uns dem Gebäude nähern, es auf verschiedenen Ebenen erschließen und ihm die Geheimnisse entlocken. Die bestehende Konstruktion und das markante, weit ausladende Dach wurden beibehalten, die oberirdischen Funktionsbereiche entfernt und durch sechs Wohnungen mit einem reduzierten Raumvolumen ersetzt. Die Konstruktion richtet sich nach der Statik des Kellers, wodurch es auch möglich wurde, die Ost- und Westfassaden großzügig zu öffnen und zu verglasen. Die in Holzbauweise eingestellten Wohnungen bilden in ihrer Ausformulierung einen subtilen Gegenpart zur rhetorisch anmutenden Restfassade, wodurch das Gebäude in die Lage versetzt wird, Geschichte zu erzählen. Den Rest müssen jetzt die Bewohner beitragen! Raffiniert!“
Hotel Bauhofstrasse, DE-Ludwigsburg | VON M, DE-Stuttgart
Der Neubau des „Hotels Bauhofstraße“ an der Stadtterrasse soll mehr als nur ein Hotel sein. Durch seine exponierte Lage in einem seit Jahren städtebaulich vernachlässigten Gebiet setzt das Gebäude insbesondere Akzente in architektonischer, bautechnischer und ökologischer Sicht und leistet dabei einen wesentlichen Beitrag zur Revitalisierung und Aufwertung des Umfeldes.
Das Stuttgarter Architekturbüro von M fügte den neuen Baukörper städtebaulichen in die umgebende historische Bebauung ein und nahm Bezug auf die bestehenden Gebäudehöhen und deren Maßstäblichkeit. Die Architekten verfolgten hinsichtlich Materialität und Struktur ein prägnantes Fassadenkonzept, das sich an die historische Bebauung anlehnt und dennoch eigenständig genug ist, um sich gegenüber der Bebauung des angrenzenden Einkaufszentrums zu behaupten. Der Konzeption des Hotels liegt der Ansatz zu Grunde, ein in Bezug auf Organisation, Konstruktion und Materialität durchgängig nachhaltiges und in die Zukunft gerichtetes Gebäude zu entwickeln. Dabei spielt die größtmögliche Reduzierung des CO2-Ausstoßes sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb eine wesentliche Rolle. Als erstes innerstädtisches Hotel der Gebäudeklasse 4 in Holzmodulbauweise wird das Hotel durch seine hochfrequente Nutzung zahlreiche Hotelgäste mit dem Thema Holzbau in Berührung bringen. Entscheidend für die Qualitäten des Holzmodulbaus ist die Verlegung der Fertigung und die Konzentration vieler handwerklicher Arbeitsschritte in eine witterungsgeschützte Halle. So entsteht eine „erweiterte Baustelle“, an der parallel zum eigentlichen Bauablauf gearbeitet wird und deren Resultate in kurzer Montagezeit am Gebäudestandort integriert werden.
Juryurteil: „Das Projekt besticht durch seine klare und präzise Setzung im Stadtgefüge Ludwigsburgs. Es nimmt Konstanten der Gründerzeitarchitektur auf, geht gleichzeitig aber auch auf eine ambivalente Distanz zu diesen. Die radikale Einfachheit des Baukörpers wird in der Ausformulierung der Innenräume weitergeführt. Das Haus will nicht mehr sein als es zu sein scheint: ein gediegenes, einfaches Hotel, das seine Strahlkraft im Dialog mit seinem lange vernachlässigten Umfeld sucht und über seine klare Form, die rhythmische Fassadengestaltung und die topografische Setzung jene Eleganz zu Tage fördert, die solchen Bauvorhaben ansonsten verwehrt bleibt.“
Schloss Prossen, DE-Bad Schandau | schoper.schoper Architekten, DE -Dresden
Kategorie 4: Gastronomie
Finalist
SANPOU Nishimuraya, JP-Kinosaki Toyooka Hyogo | Ryo Matsui Architects, JP-Tokyo
Kinosaki Onsen, einer der traditionellen Kurorte Japans, ist um sieben heiße Quellen angelegt. Der Wohlstand der Stadt basiert auf dem Tourismus und der Kultur der Gastfreundschaft. In dem Maße, in dem die Besucher zunahmen, wurden neue Funktionen nötig: „Erfrischungsstationen“ etwa als Ruhestätten auf den Weg zu den sieben Quellen oder ein Restaurant, das die lokale kulinarische Kultur pflegt.
Die Architekten entwickelten eine neue öffentliche Einrichtung, die diese beiden Funktionen vereinigt und gleichzeitig das nachhaltige Wachstum der Stadt unterstützt. Das Restaurant befindet sich im ältesten Teil der Stadt, in dem sich traditionelle Gaststätten aneinander reihen, die bereits vor mehr als 150 Jahren entstanden sind. Sanpou Nishimuraya befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptgebäude, dem etablierten Ryokan, einer traditionellen japanischen Gaststätte, und ist dazu von drei heißen Quellen umgeben.
Die Dachtraufen, die den Ort prägen, sind typisch für die historische Stadtlandschaft Kinosakis und ziehen Passanten an. Der kleine Mihashira Schrein, der sich zwischen dem Nishimuraya Hauptgebäude und dem Gebäude befindet, wurde im Rahmen der Baumaßnahme renoviert und in das Projekt integriert. Mihashira ist bekannt als der Feuergott, daher wurde das Herz des Gebäudes ihm gewidmet. Das in der Mitte spitz zulaufende Dach ist als hybride Struktur aus Stahl und Holz angelegt, die einen Bereich von 17 mal 15 Metern überspannt. Der augenfällige Luftabzug hängt an zentraler Position von der Decke hinab und übernimmt die Funktion einer Laterne, die den Raum in sanftes Licht hüllt. Die unregelmäßig platzierten Säulen schaffen in lockerer Abfolge Abgrenzung zwischen dem Hauptraum und benachbarten Flächen. Dabei bleibt das dynamische Atrium sowohl vom Salon als auch von den Esstischen aus gut sichtbar.
Sanpou Nishimuraya ist eine auffällige Einrichtung, die mehrere öffentliche Funktionen umfasst. Mehr als drei Jahre arbeiteten die Architekten an diesem Projekt, das der lokalen Gemeinschaft zu Gute kommt. Das Gebäude hält lokale Traditionen lebendig, indem seine Architektur mit außerordentlich viel Liebe zum Detail die Badekultur der heißen Quellen mit der zwölf Jahrhunderte dauernden Stadtgeschichte verschmelzen lässt.
Johann | Hotel und Gasthaus am Alten Markt, AT-Lauterach | Ludescher + Lutz Architekten, AT-Bregenz
Decantei – Das Wirtshaus, IT-Brixen | PEDEVILLA ARCHITECTS, IT-Bruneck Tradition
Reloaded – Traditionscafé, DE-Neuburg an der Donau | Reimann Architecture, DE-Hamburg
Spooning Cookie Dough Bar, DE-Berlin | Zentralnorden Kreativgesellschaft, DE-Berlin
Kategorie 5: Retail / Messe
Finalist
Zalando Beauty Station, DE-Berlin | BATEK ARCHITEKTEN, DE-Berlin
Zurückhaltend, aber mit einem stringenten Look, der viele spannende Kulissen bietet, mit denen als Hintergrund sich auch ein Selfie auf Instagram sehen lassen kann, entwarfen Batek Architekten diesen Beauty Store, der flexibel und anpassbar Raum schafft für Warenpräsentation, Pop-Up Events, Veranstaltungen, Beautyservices und Videodrehs.
Verschiebbare Kuben aus Edelstahl, die frei im Raum platziert werden können, bieten die Möglichkeit für kuratierte Warenpräsentation und freie Zonierung des Raumes im Store. Ein langes Regal, dessen Material von Smile Plastics aus recycelten Plastikbechern hergestellt wurde, fungiert als Highlight-Showcase. Zentral im vorderen Verkaufsraum platziert befindet sich ein massiver Trog aus Beton, der den Kunden als Waschbecken dient. Drei raumhohe Regale aus Edelstahl lassen sich durch eine leichte Bewegung um ihre Achse drehen und öffnen den Store mal zu einem Ganzen, mal teilen sie ihn in einen geräumigen Vorderraum und einen sichtgeschützten Bereich. Auf der Rückseite angebrachte vollflächige Spiegel vergrößern den Raum optisch. Absoluter Blickfang im hinteren Teil des Raumes ist der vier Meter lange Beauty Service Table aus Edelstahl mit seinen versenkbaren Spiegeln. Ein beweglicher heller Vorhang dient zur Schaffung von Privatsphäre. Das dezente Farbkonzept aus gebrochen weißen, hellbeigen, grauen und Naturfarbtönen im Zusammenspiel mit dem zementgebundenen Industrieboden und dem tageslichtsimulierenden Licht mit hohem Farbwiedergabeindex schafft eine perfekte Galeriesituation für die ideale Präsentation der Beautyprodukte. Abgehängte Akzentleuchten setzen punktuell warme Akzente für die Atmosphäre.
Juryurteil: „Die gelungene Mischung aus Edelstahl, Beton, recyceltem Plastik und Pappwellen im reduzierten Farbkonzept aus gebrochen weißen, hellbeigen, grauen und Naturfarbtönen ist ein erfrischend schlichter und skulpturaler Entwurf für einen Kosmetikladen. Durch das zurückhaltende Farbkonzept und den konsequenten Einsatz von Materialien hat sich dieses Retail-Projekt von seinen Mitbewerbern abgehoben. Der Raum wirkt wie eine Galerie und bietet somit den perfekten Hintergrund für die Präsentation von eher kleinteiligen Produkten.“
Frankfurt Pavilion, DE-Frankfurt am Main | schneider+schumacher, DE-Frankfurt am Main
Kategorie 6: Büro / Verwaltung
Finalist
Stenhöga, SE-Stockholm | Tham & Videgård Arkitekter, SE-Stockholm
Die neuen Bürogebäude in Stockholmer Stadtteil Huvudsta wurden um die Idee herum entwickelt, dass jene Gebäude die nachhaltigsten sind, die am längsten in Betrieb bleiben. Robustheit erschien den Architekten von Tham & Videgård dabei als entscheidender Faktor – solide und verlässliche Konstruktionsmethoden sollten eine nachhaltige Bauweise garantieren.
Der Maßstab, die Orientierung und Materialität der neuen Gebäude wurden als Antwort auf die heterogene Nachbarschaft entwickelt – ein semi-urbaner Kontext aus Gebäuden in Ziegelbauweise, die in der Größe variieren und aus verschiedenen Perioden stammen. Tham & Videgård unterteilten jedes Gebäude in drei kleinere Volumen, die für eine flexible Nutzung vorgesehen sind und mit viel Tageslicht versorgt werden. Durch die Unterteilung entstehen an den Gebäuderändern Räume, die attraktive Ausblicke bieten. Grüne Dachterrassen, die direkt von den höher gelegenen Büroetagen erreichbar sind, steigern das Wohlbefinden der Mitarbeiter.
Das Ziel der Architekten: Einladende und dynamische Büros, die aus reichhaltigen räumlichen Bezügen und einer rationalen, hochwertigen Bauweise basieren. Die Grundrisse und die kompakten Volumen sorgen für einen niedrigen Energierbedarf. Die großzügig geschnittenen Fenster versorgen jedes Geschoss mit viel Tageslicht. Die aus regionalen Ziegeln gefertigte Fassade verleiht den Gebäuden einen zeitlosen Charakter und nimmt Bezug auf zu dem benachbarten Bahn-Depot, das ebenfalls in Ziegelbauweise entstand.
Juryurteil: „Ein sympathisch zurückhaltendes und geschickt im nachbarschaftlichen Kontext Stockholms eingebettetes Verwaltungsgebäude. Die Stärke dieses Gebäudes liegt in der Verschachtelung bzw. Verzahnung der Gebäudeteile: Dadurch wird dem Komplex optisch die Größe genommen und es entstehen im Innenraum interessante neue Kubaturen. Dessen Nachhaltigkeit, so die Architekten, entsteht durch seine massive Bauweise. Langlebigkeit ist somit das Ziel.
High Resolution Hospital Center, ES-Cazorla | EDDEA Arquitectura y Urbanismo, ES-Sevilla
Senior*innenwohnhaus Nonntal, AT-Salzburg | ATELIER GASPARIN MEIER ARCHITEKTEN, AT-Villach
Kálida Sant Pau Centre, ES-Barcelona | MIRALLES TAGLIABUE EMBT, ES-Barcelona,Patricia Urquiola, IT-Milan
Kategorie 8: Sport / Freizeit
Finalist
Ice Stadium – Schierker Feuerstein Arena, DE-Wernigerode | GRAFT, DE-Berlin
Das denkmalgeschützte Natureisstadion in Schierke, ein Ortsteil der Stadt Wernigerode am Fuße des Brockens im Harz, erfuhr einen Umbau. 2013 konnte GRAFT die europaweite Ausschreibung für die Reaktivierung des ehemaligen Eisstadions für sich entscheiden und die Jury mit einer unverwechselbaren Dachkonstruktion überzeugen.
Aufgabenstellung des Wettbewerbs war die Stadionanlage in eine multifunktional nutzbare Arena zu verwandeln, die für sportliche und kulturelle Veranstaltungen das ganze Jahr über witterungsunabhängig nutzbar ist. Die bestehenden Natursteinterrassen und ein unter Denkmalschutz stehender Schiedsrichterturm aus Holz sollten dabei erhalten und in das neue Bild integriert werden. Zwei Funktionsgebäude für die benötigten Sanitär-, Umkleide-, Technik- und Verwaltungsräume sowie für ein angemessenes Gastronomieangebot vervollständigen die Arena. Der Entwurf von GRAFT zeichnet sich durch eine Dachkonstruktion aus, die sich mit selbstverständlicher Leichtigkeit und Eleganz an nur zwei Punkten niederlässt und das trotz des gewünschten Schutzes vor Regen, Schnee und Sonne den Blick auf die Hänge des Oberharzes und den Harzer Himmel freigibt. Die Dachkonstruktion wurde in Kooperation mit Schlaich Bergermann Partner entwickelt. Sie besteht aus einem Druckring in Stahlbaukonstruktion, einem dazwischen gespannten Stahlseilnetz sowie einer Bespannung mit PTFE-beschichteten Glasfaser-Membran. Die Überdachung nimmt eine Fläche von 2.700 Quadratmeter ein. An der Ost- und Westseite des Stadions entstanden zwei Neubauten für das gastronomische Angebot und weitere funktionale Flächen. Die Gebäude umgreifen in ihrer Kubatur jeweils einen Fundamentblock der Stadionüberdachung und integrieren diesen optisch in das Bauteil. Sie werden stark in die vorhandene Topographie eingefügt und können so als Teil der Landschaft gelesen werden.
Juryurteil: „Die aufregende Dachschale des Büros GRAFT für das Eisstadion in Wernigerode krönt die bestehende Sporteinrichtung mit einem neuen Blickfang – einem Fokuspunkt, der zugleich den Blick auf die umgebende Landschaft kraftvoll in Szene setzt. Die Konstruktion erinnert an die Schalenbauten Ulrich Müthers – z.B den „Teepott“ in Warnemünde – und stellt sich somit in die lange Tradition herausragender Ingenieursbaukunst, welche Architektur und Konstruktion überzeugend miteinander vereint.“
Stapferhaus, CH-Lenzburg | pool Architekten, CH-Zürich
Kategorie 10: Bildung
Finalist
Bildungscampus Friedrich Fexer, AT-Wien | querkraft architekten, AT-Wien Grundschule Freiham
Im Wiener Bildungsbauprogramm sieht das Konzept „Campus plus“ eine enge Verknüpfung zwischen Kindergarten und Schule vor, um den Übergang zwischen den Institutionen zu erleichtern. Vier Schulklassen und zwei Kindergartengruppen werden dabei zu Bildungsbereichen zusammengefasst und nutzen gemeinsame Multifunktionsflächen. Der erste Bau nach diesem Modell in der Attemsgasse in Wien beherbergt zudem auch eine Musikschule.
Durch das allseitig umlaufende Stahlbetongerüst, das Balkone, Pflanztröge und Fluchtstiegen aufnimmt, erinnert der quaderförmige Baukörper an ein riesiges Regal. Konzipiert als Ereigniszone, die eine Vielfalt an Bespielungsszenarien bietet, bildet sich hier die Lebendigkeit des Betriebes nach außen ab. Zusätzlich zur luftigen Raumschicht nahe der Klassenräume gibt es Freiraum zu ebener Erde in Hülle und Fülle im abwechslungsreich gestalteten Schulgarten, der durch den unterirdisch mit der Schule verbundenen Turnsaal gegliedert ist. Im Inneren setzt sich die Idee des bespielbaren Regals fort. Die Ebenen wurden als Plattformen gesehen, auf denen die Räume nach dem Prinzip eines Hauses im Haus verteilt sind. Das Gefüge an frei bespielbaren Zonen sorgt für Flexibilität in puncto Wegführung und Nutzung.
Juryurteil: „Der Bildungscampus Friedrich Fexer ermöglicht ein ungewöhnliches Neben- und Miteinander von unterschiedlichen Bildungseinheiten wie Schule, Kindergarten und Musikschule. Frei bespielbare Zonen und großzügig dimensionierte Bewegungsflächen erlauben flexible Nutzungen und Entfaltungsmöglichkeiten für heute noch unbekannte Bedürfnisse. Diese Offenheit für zukünftige Anpassungen strahlt das Gebäude durch sein sichtbares Stahlbetongerüst auch nach außen aus.“
Grüne Erde Welt – Ein Gebäude das atmet, AT-Steinfelden | terrain: integral designs, DE-München
Kategorie 12: Newcomer
Finalist
Bos en Duin A // 19, NL-Oostkapelle | Aretz Dürr Architektur, DE-Köln
Für ein Ferienhaus im niederländischen Küstenort Oostkapelle gestalteten Aretz Dürr Architektur aus Köln ein Gartenhaus zum Verstauen von Fahrrädern und Gartengeräten. Vorgaben waren ein natürlicher Baustoff wie Holz, der ohne Pflege auskommt. Gleichzeitig sollte die ohnehin schon kleine Gartenfläche nicht noch weiter minimiert werden. Der Kostenrahmen orientierte sich an einem Fertigbausatz aus dem Baumarkt.
Der Entwurfsansatz sieht vor, die Organisation des Geräteschuppens ohne Verkehrsfläche zu bewerkstelligen, die bei einem handelsüblichen Fertigbausatz eines begehbaren Geräteschuppens benötigt wird. Damit verkleinert sich die benötigte Grundfläche um rund 20 Prozent. Entwurfskonzept ist ein nicht begehbarer Außenschrank, dessen Tiefe so gering wie möglich und von dem sperrigsten zu verstauenden Gegenstand, zwei ineinander verschachtelten Fahrrädern, definiert wird. In der Gesamtbreite nimmt der circa einen Meter tiefe Außenschrank nahezu die Breite des Gartengrundstücks auf und bildet ein Gegenüber zur Gartenfassade des Ferienhauses und deren strukturellen Metrik. Über Drehtüren kann der nicht begehbare Schuppen von außen geöffnet werden. Die reduzierte Holzkonstruktion ist für den Selbstbau ausgelegt und wird auf Punktfundamenten circa 30 Zentimeter über der Geländeoberfläche aufgestellt. Alle Fügepunkte der Holzkonstruktion sind werkseitig über Ausfräsungen vorbereitet. Sämtliche Bauteile sind montagebereit. Der Geräteschuppen dient auch als konstruktive Studie, bei der Fügemethoden und Vorfabrikationsprozesse überprüft und deren Übertragbarkeit in einen größeren Maßstab, beispielsweise für einen zukünftigen Wohnbau, bewerten werden können.
Bauherr: Privat Ort: NL-Oostkapelle Architekten: Aretz Dürr Architektur, DE-Köln aretzduerr.de Fertigstellung: 2019 Fotos: Sven Aretz / Sophie Schulten
Finalist
Das schwarze Haus, DE-Breitbrunn a. Ammersee | BUERO WAGNER, DE-Herrsching
Das Schwarze Haus errichteten die ortsansässigen Architekten von Buero Wagner am Ammersee ohne jegliche chemische Behandlung der Oberflächen. Die Holzverkleidung der Fassaden ist durch ein präventives Verkohlungsverfahren wasserabweisend und resistent gegen Pilze. Die Innenwände, Böden und Decken aus Stahlbeton mit einer eingegossenen Flächenheizung sind roh belassen und lediglich sandgestrahlt oder geschliffen, um die Textur der Gesteinszuschläge hervorzuheben.
Die Treppe, die Fenster und die Einbauten aus Eichenholz sind geölt, um die Benutzbarkeit und Haltbarkeit im täglichen Gebrauch zu gewährleisten.
Das kleine Haus ist an ein größeres Mehrfamiliengebäude angeschlossen und entwickelt sich unter Ausnutzung der Topographie auf mehreren ineinanderfließenden Ebenen: Der Schlafbereich mit offenem Bad befindet sich im Souterrain; ein Versprung im Erdgeschoss trennt die Küche vom Wohnzimmer, welches sich zum Garten durch ein imposantes Eckfenster öffnet. Die Rahmen dieser Fenster rotieren um dezentrale Drehpunkte. Im geöffneten Zustand schaffen sie nicht nur einen nahezu nahtlosen Übergang zum Außenbereich, wo eine Betonterrasse den Boden des Hauses weiterführt, sondern sie definieren auch eine neue räumliche Situation. So entsteht ein hybrider Raum, der aus dem Wohnzimmer auf die eingefasste Terrasse ins Freie fließt. Die übergroßen Glaswände kragen im geöffneten Zustand zum Teil frei über den kleinen Patio des Untergeschosses aus und fungieren gleichzeitig als flexible und transparente Trennwände, die den Terrassenraum nach Belieben neu organisieren können.
Anandaloy, BD-Rudrapur | Studio Anna Heringer, DE-Laufen
Oftmals wird in Bangladesch eine Behinderung als Strafe Gottes oder als schlechtes Karma angesehen, was zur Folge hat, dass die Gehandicapten entsprechend isoliert leben müssen. Therapieplätze sind rar gesät und in ländlichen Gebieten wie Rudrapur gänzlich unbekannt. Im Anandaloy Gebäude wurde ein Zentrum für Menschen mit Behinderung mit einem Textil-Workshop kombiniert.
Die Architektin Anna Heringer bleibt ihrem Ansatz treu, indem sie auch hier auf einen Know-how-Transfer setzte und folglich Einheimische in den Bauprozess mit einbezog. Ursprünglich als reines Therapiezentrum gedacht, entschied man sich den Bewohnern zusätzlich eine Möglichkeit zum Arbeiten und Lernen zu bieten. Das Ergebnis war ein textiler Workshop-Bereich im zweiten Geschoss. Eine große Rampe, die sich im ersten Stock nach oben windet, steht stellvertretend für die erfolgreiche Inklusion. Die Architektur des Gebäudes erweitert eindrucksvoll die plastischen Möglichkeiten des Baustoffes Lehm. Anna Heringer wollte mit diesem Projekt auch die ästhetischen Potenziale der Lehmbauweise aufzeigen. Anders als die benachbarten Gebäude, die nach rechtwinkligen Grundrissen entstanden, sind es Kurven und organische Formen, die das Anandaloy Gebäude prägen, das auch als eine Hommage auf Vielfalt und Diversität verstanden werden will.
Juryurteil: „Das Projekt hat die Jury begeistert, mit seiner eigenständigen, eigenartigen und symbolischen Bauweise und Gestaltung. Die Schönheit der filigranen Konstruktion, die ursprüngliche Bauweise mit dem Material, das die Erde dort hergibt, aber auch die Besonderheiten der barrierefreien Erschließung mit einer langen im Gebäude integrierten Rampe und weit auskragende Dächer. Feine Strukturen schwungvolle Linien aus regionalen Baumaterialien bilden auch das auskragende Dach über dem umlaufenden Erschließungsgang, der maßgeblich die Erscheinung interessant prägt. Im Inneren stellt man sich höhlenartig die kühlen Räume vor die zum einen ein Behinderten-Zentrum, aber auch eine Textilwerkstatt für Schneiderinnen beherbergt. Lehm und Bambus als Baumaterialein der Zukunft werden hier auf neue Art gefeiert.“
Bauherr: Dipshika Ort: BGD-Rudrapur Architekten: Studio Anna Heringer, DE-Laufen anna-heringer.com Fertigstellung: 2019 Fotos: Studio Anna Heringer, Stefano Mori
Hebammenhaus, GH-Havé Etoe (Volta Region) | Hochschule Düsseldorf / Peter Behrens School of Arts, DE-Düsseldorf, Georgia Institute of Technology, US-Atlanta