Stipendiaten 2017/2018

Begeisterte Jury wählt unter 61 Bewerbern aus 11 Ländern

Drei mal wird das Interior Scholarship – das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung für die Entwerfer von morgen – in diesem Jahr vergeben. Studierende der Royal Danish Academy of Fine Arts, School of Architecture, der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Royal Academy of Arts, Den Haag konnten die Jury überzeugen. Mit einem monatlichen Zuschuss von jeweils 670 Euro zum Lebensunterhalt können sich Bastian Feltgen, Nina Kaul und Naomi Rossignol voll und ganz ihrem Studium widmen.

Das mit insgesamt 24.120 Euro dotierte Interior Scholarship wurde 2017 zum siebten Mal vergeben. Europaweite Bewerbungen kamen von 61 Studierenden aus 11 Ländern. Nach einem Verfahren aus drei Runden und ausgiebiger Diskussion entschied die Jury einstimmig für Bastian, Nina und Naomi. Die drei stachen vor allem durch eine eigene Haltung und kreative Denkweise heraus. Während der Jurysitzung im AIT-ArchitekturSalon bewerteten und diskutierten die Juroren Prof. Peter Cheret, Mitglied im Stiftungsrat der Sto-Stiftung und Cheret Bozic Architekten, Stuttgart, Jessica Borchardt von BN Architekten aus Hamburg, Christine Pille von cubik3 Innenarchitekten aus Hamburg, Nik Schweiger von barefoot design und 3deluxe biorhythm, Berlin, der Stiftungsratsvorsitzende Uwe Koos und Kristina Bacht, Kuratorin der AIT-ArchitekturSalons, sowohl die Qualität der eingereichten Studienarbeiten als auch die kreativen Entwürfe zur diesjährigen Stegreifaufgabe „Die Lichtung – The Clearing, The Glade“, die zum vierten Mal ein Kriterium der Bewerbung darstellte.

Naomi Rossignol

Naomi Rossignol | Royal Academy of Arts, Den Haag
Naomi Rossignol hat die Jury durch die inhaltliche und eigenständige Tiefe ihrer Arbeiten überzeugt. In Ihrem Stegreif nimmt sie ein bestehendes und zur Zeit als Asylantenheim genutztes altes Gefängnis als Grundlage Ihrer Arbeit. Ein an sich politisch sehr beladenes Thema wird mit der Leichtigkeit einer Zeichnung gelöst. Diese abweisende Fassade löst sich durch einfache geometrische Motive auf. Es entstehen neue Innen- und Außenbezüge, neue Ein und Ausblicke. Dieser spielerische Umgang mit Licht und Schatten, Dichte und Weite, Außen und Innen ist eine sehr eigenwillige Interpretation des gestellten Themas “Die Lichtung”. Es ist keine beliebige Abstraktion einer Lichtung eines Waldes, sondern die Lichtung oder Auflösung einer abweisenden geschlossenen Fassade, im Sinne von Klärung des Dunkels. Ganz besonders hat die Arbeit „Route Along 18 Dancing Threads“ überzeugt. Naomi Rossignol ist Tänzern und es gelingt ihr, einen Raum allein durch eine tänzerische Einlage zu prägen.Einfache Kabelstränge eines bestehenden Raums inspirierten sie zu ihrer Arbeit. Gerade dieser wache Moment auf ihre Umgebung und das daraus resultierende Ergebnis hebt die Eigenständigkeit der Arbeit hervor. Es ist die Auseinandersetzung mit dem täglichen Umfeld, die Auseinandersetzung mit den Themen, von denen wir uns wünschen, dass hierüber gerade junge Studenten, die Entwerfenden von morgen, ihren eigenen Ausdruck entwickeln können.

Die sechs Jurymitglieder kürten Naomi Rossignol aus Den Haag in den Niederlanden zu einer der drei Stipendiaten. Ihr Lebenslauf liest sich wie der einer Kosmopolitin. Ihre Kindheit hat sie zu einem großen Teil auf einem Schiff verbracht, in Hongkong, Patagonien, Amazonien und Thailand hat sie bereits gelebt.Für sie war es eine Herzenssache, sich für die Gestaltung von Räumen zu entscheiden Für sie war es eine Herzenssache, sich für die Gestaltung von Räumen zu entscheiden. Seit 2015 studiert sie an der Royal Academy of Arts in Den Haag Interior Architecture.

Voller Begeisterung für die Dynamik des Landes hat sie vielfältige inspirierende Orte und Themen entdeckt, mit denen es sich zu arbeiten lohnt: zum Beispiel im Projekt „A Grid for Movement“, das eine Interpretation des landschaftlichen Phänomens der Lichtung beinhaltet. In ihrem Entwurf wird das historische Gefängnis Biljmer Bajes in Amsterdam in eine Flüchtlingsunterkunft verwandelt.
Das Stipendium kommt für sie genau im richtigen Moment, plant sie doch, ein Praxissemester in Amsterdam zu verbringen, das sie auch der Arbeit an der Beziehung zwischen Außen- und Innenraum widmen möchte.


Bastian Feltgen

Bastian Feltgen | Royal Danish Academy of Fine Arts, School of Architecture

Die gesamten Arbeiten von Bastian Feltgen überzeugen durch ihre durchgängige und kreative Qualität. Die deutlich erkennbare analytische Auseinandersetzung mit den jeweiligen, sehr unterschiedlichen Themen ist äußerst individuell, was zu einer spannungsvollen Umsetzung führt. Das Ergebnis jeder Arbeit konzentriert sich durch die Herleitung der Entwurfsarbeit auf das Wesentliche und lässt Überflüssiges entfallen. Zudem findet Bastian Feltgen einen sehr sensiblen Umgang mit den Aufgaben. Hierdurch erhält jede Arbeit ihre eigene Individualität und starke Aussagekraft, die sowohl im Räumlichen als auch im Konzeptionellen der Produktentwicklung liegt.


Nach seinem Bachelorstudium der Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart arbeitete Bastian Feltgen zwei Jahre in Architekturbüros in Deutschland und den USA. Besonders während seiner Zeit beim New Yorker Büro Young Projects setzte er sich intensiv mit Architekturtheorie und der Erfahrung von Raum und Material auseinander. In dieser Zeit entstand das Projekt Miradouro Sagres: Inspiriert von der portugiesischen Algarve und den höchst unterschiedlichen Perspektiven, die dieser Küstenstreifen bietet, entstand in seinem Entwurf eine Betonform, die das vorherrschende vereinfacht, zusammenfügt und in einem kleineren Kontext skaliert wiedergibt.
Für die Stegreifaufgabe „Lichtung“ reduzierte er die Erscheinung des Waldes auf eine dreidimensionale Überlagerung von Elementen und identifizierte diese als regulierendes Element von Dunkelheit und Helligkeit im Wald. Im September begann er ein Master-Studium des Spatial Design an der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen. Die Förderung durch das Interior Scholarship, das AITStipendium der Sto-Stiftung, bedeutet für Bastian Feltgen eine „große Chance“, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen: „Ich bin gespannt und freue mich auf die Möglichkeit, im Ausland weitere Erfahrungen zu sammeln.“

Nina Kaul

Nina Kaul | Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Sowohl der Stegreif als auch die Arbeiten von Nina Kaul bestechen durch Abstraktion, Romantik und Style. Licht, Materialität und Mode stehen in einem interessanten Verhältnis. Der konzeptionelle Ansatz ist vielversprechend, die Ausarbeitung besonders hervorzuheben. Insbesondere die Entwurfsarbeit der Küche überzeugte die Jury. Die Lichtstruktur der Munitionsfabrik würde sicher polarisieren, schafft aber ein starkes Branding des Modezentrums. Großen Zuspruch in der gesamten Jury fand auch der Stuhl Moskito, endlich machen die lästigen Viecher etwas Sinnvolles!

Neben Naomi Rossignol und Bastian Feltgen wurde Nina Kaul in diesem Jahr zur dritten Stipendiatin des Interior Scholarship, des AIT-Stipendiums der Sto-Stiftung, gekürt.

Als Tochter eines Künstlers und einer Chemisch-Technischen Assistentin wuchs Nina Kaul in Braunschweig auf. Nach ihrem Abitur 2011 begann sie ihr Studium der Innenarchitektur an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein/ Halle (Saale). Durch ihr Studium und verschiedene Praktika vor und während ihres Studiums konnte Nina Kaul ihre Fähig- und Fertigkeiten in zahlreichen unterschiedlichen Bereichen weiter ausbauen. Die Stegreif-Aufgabe „Lichtung“ hat sie als Ausbleiben mehrerer Elemente in einer Verdichtung definiert. Dichte entsteht in ihrem Konzept durch die Anordnung von Kunststoffrohren, die sich wie zu einem Wald formieren. Durch die Auslassung von Rohren bilden sich Wege, die zu einer Lichtung führen. Das Licht,das durch die transluzente Decke einfällt, verstärkt diesen Effekt noch. Die begehbare Installation könnte Fußgängerzonen, Bahnhöfe oder Büros bereichern. Wie auch den anderen eingereichten Arbeiten attestierte die Fachjury Nina Kauls Stegreif „Abstraktion, Romantik und Style“: „Licht, Materialität und Mode stehen in einem interessanten Verhältnis.“


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