Ausgabe 07/08 | 2018


WOHNEN

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

geht es um das Thema Wohnraum, so ist momentan in erster Linie von Mangel die Rede. Diesem sinnvoll zu begegnen, haben sich Politik und Bauwirtschaft vollmundig auf die Fahne geschrieben – für Architekten und Innenarchitekten ist es hingegen eine Selbstverständlichkeit, diesen Forderungen Lösungen entgegenzusetzen. Die Ideenliste ist so vielfältig wie die Ansprüche und der Kostenrahmen: von Tiny-Houses-Lösungen über Geschosswohnungsbauten und Umnutzungen bis hin zu nachverdichtenden Neu-, An- und Altbauten.

Und davon haben wir für diese Wohnausgabe sehr viel Bemerkenswertes zusammengetragen, das so gar nicht nach Mangel aussieht. Das Konzept, leer stehende Büroflächen in attraktiven Wohnraum zu verwandeln, wurde bereits in verschiedenen deutschen Großstädten umgesetzt. Unser Autor Rainer Müller hat sich ein paar davon angesehen und empfiehlt wärmstens diese effektive Form von Umnutzung (S. 128).

Nachverdichtung ist überall dort besonders angemessen, wo Lücken im Stadtraum jahrelang ungenützt bleiben. Wie diese wieder geschlossen werden können, zeigen eindrucksvoll ein ergänzender Neubau in London (S. 106), der erst auf den zweiten Blick doch keine Rekonstruktion des Bestandes ist, und der Umbau einer alten Schlosserei in Stuttgart – oder dessen, was noch davon übrig war – in zwei überaus komfortable Wohneinheiten (S. 142).

Und weil Mangelverwaltung ohnehin nicht unser Hauptanliegen ist, zeigen wir auch ungewöhnliche Wohnsituationen, nicht gerade kostengünstig, dafür umso inspirierender – wie die Musterwohnung in Shanghai (S. 100) oder das Penthouse F in Wien (S 112). Überaus inspirierend war auch mein Besuch der Villa Lemke im Berliner Ortsteil Alt-Hohenschönhausen (Bild oben). Das letzte von Mies van der Rohe entworfene Wohnhaus in Deutschland vor seiner Emigration 1938 in die USA entstand im Bauhaus-Stil Anfang der 1930er-Jahre und dient seit 2002 als Ausstellungspavillon für moderne Kunst. Unbedingt beim nächsten Berlin-Besuch anschauen!

Und wenn Sie bis November noch einen Besuch der Architektur-Biennale eingeplant haben, versäumen Sie nicht auf die Insel San Giorgio Maggiore überzusetzen, um sich den ersten Biennale-Beitrag des Vatikans (S. 11) anzuschauen – unser persönliches Highlight! Wer gar nicht mehr laufen kann, dem wird geholfen (Bild unten). Wir wünschen Ihnen einen sonnigen Sommer!

Mit besten Grüßen
Petra Stephan, Dipl.-Ing.
Chefredakteurin
Architektin


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