Aus dem Archiv: Lacaton & Vassal Architects – AIT | AIT-Dialog

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Aus dem Archiv: Lacaton & Vassal Architects

Jean-Philippe Vassal und Anne Lacaton

Am 17. März wurde bekannt, dass das Pritzker-Preiskomitee in diesem Jahr die französischen Architekt*innen Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal mit der wichtigsten jährlich vergebenen Auszeichnung für Architekten ehrt. Mit Lacaton & Vasall wird ein Büro ausgezeichnet, das konsequent und ausdauernd Architektur als respektvollen und gleichzeitig mutigen Umgang mit der gebauten Umwelt verstanden hat. Für die Architekt*innen stehen am Anfang eines jeden Projekts immer die genaue Beobachtung und Wertschätzung der vorhandenen Gebäude und ihrer Umwelt. 2017 war Anne Lacaton zur Eröffnung der Ausstellung „Never demolish!“ zu Gast im AIT-ArchitekturSalon Hamburg. Drei Jahre zuvor hat sie am von AIT-Dialog organisierten Kongress “Radikal Wohnen” teilgenommen, der im Rahmen der Heimtextil 2014 stattfand.

1987 gründeten Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal in Paris ihr Büro. 20 Jahre später schrieben sie in einem programmatischen Text: „Es kann nicht um das Abreißen, Verkleinern oder Ersetzen von Dingen gehen, sondern immer nur um den Aufbau, die Umgestaltung und den Gebrauch.“ Gewöhnliche, unscheinbare Mehrfamilienhäuser sind für Lacaton & Vasall keine Abrissprojekte, sondern forderten ihre Kreativität erst heraus. Jeder Wohnblock sollte in ihren Augen ein Höchstmaß an Komfort und Qualität bieten. Zu ihren bekanntesten Projekten gehört die Transformation von 530 Sozialwohnungen in der Anlage Grand Parc in Bordeaux. Unter dem Titel „Never demolish!“ zeigten die AIT-ArchitekturSalons von Herbst 2017 bis Frühjahr 2018 die von Ilka und Adreas Ruby kuratierte Ausstellung, die sich intensiv mit der spektakulären Verwandlung der drei Hochhäuser auseinandersetzt. Das Projekt, an dem außer Lacaton & Vassal auch Frédéric Druot und Christophe Hutin beteiligt waren, kann bis heute als hervorragendes Beispiel für eine Fortführung des modernen Wohnungsbaus gelten: Soziale Verträglichkeit verbindet sich hier mit einer räumlichen und ästhetischen Aufwertung. Gezeigt wurden 1:1 Darstellungen der Wohnungen mit Möbeln und Objekten. Großformatige Bilder im Hintergrund erlaubten einen Einblick in die Wohneinheiten und vermittelten den Salon-Besuchern das Gefühl, direkt in den Wohnungen zu stehen.

Verwandlung und Erweiterung

Im Oktober 2017 war Anne Lacaton Gast im AIT-ArchitekurSalon und stellte im Rahmen der Vernissage in ihrem Werkvortrag das Oeuvre des Büros vor. Die Arbeiten von Lacaton & Vasall inspirieren auch seit Langem Kollegen weltweit: So lud der  AIT-Architektur Salon München im März 2018 beim Auftakt zu „Never demolish!“ in den eigenen Räumen zum Symposium „Bezahlbar besser wohnen. Transformation im urbanen Kontext“ ein. Internationale Architekturbüros wie NL Architects (Amsterdam) und Hütten und Paläste (Berlin) debattieren und stellen ihre architektonischen Ansätze vor.

Doch Lacaton & Vassal sind nicht nur Meister der Verwandlung – wie das Beispiel der drei Hochhäuser in Bordeaux zeigt – sondern verstehen es auch, Bestandsbauten spektakulär zu erweitern: Als die Architekten am Wettbewerb für die Umgestaltung einer alten Werfthalle in Dunkerque teilnahmen, bestand die Aufgabe ursprünglich darin, die Halle so umzubauen, dass darin die Ausstellungs- und Sammlungsräume eines regionalen Kunstzentrums untergebracht werden können. Lacaton & Vassal fanden, dass die gigantische Halle dafür prädestiniert wäre, leer zu bleiben und schlugen vor, ein neues Gebäude von identischer Größe und Form daneben zu bauen. Obwohl ihr Vorschlag zunächst durchfiel, konnten die Architekten ihr Vorhaben umsetzen. Wohl auch, weil ihr Vorschlag bautechnisch leichter umzusetzen war und Kosten sparte. Die Halle, die Lacaton & Vasall damals erhalten konnten, ist heute ein beliebter Raum für Veranstaltungen und großflächige künstlerische Installationen.

 

Wir denken auch gerne an das Jahr 2014 zurück: Damals nahm Anne Lacaton am Kongress “Radikal Wohnen” teil, den AIT-Dialog in Kooperation mit der Messe Frankfurt zur Heimtextil 2014 organisiert hat. Hier war Anne Lacaton passenderweise eine Referntin innerhalb des Themenzusammenhangs “Architektur ist Umbau”. Ihr Vortrag mit dem Titel “Never demolish, always add, transform or reuse” hinterließ großen und nachhaltigen Eindruck beim Fachpublikum.

Mit ganzem Herzen gratulieren wir Anne Lacaton und Phillippe Vassal, den diesjährigen Pritzker-Preisträgern!

 

Mehr Informationen über das Büro Lacaton & Vassal:

www.lacatonvassal.com

 

 

 

 

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