Aus dem Archiv: Glocal Architecture – Indien 2010

Skizze von Alexis N. Tombazis
- Skizze “Wie soll glokal gelingen” von Christiane Flasche
- Skizze “Wege zum glokalen Bauen” von Enrique Alvarez-Salá Walther
- Skizze “Glokal-lokales Puzzle-System” von Mateusz Marek Adamczyk
Angetrieben von der Frage, ob der “Genius Loci” eigentlich überholt ist, kamen 2010 auf Einladung von AIT und Dorma führener Architekten aus aller Welt in der südindischen Stadt Trivandrum zusammen, um ihre Standpunkte zum Thema Green Building zu definieren und Schnittmengen zu ermitteln.
Als gemeinsame Basis diente die These der global-lokalen, der glokalen Architektur. Die komplexen Ergebnisse dieses gemeinsamen Denkens in interkontinental gemischten Gruppen wurden in einer hochwertigen Dokumentation zusammengefasst. Für alle Teilnehmer wurden die Tage in Südindien zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Die Forderung nach dem”Green Building”
Im 21. Jahrhundert ist die Frage nach der Globalisierung der Baukunst von zentraler Bedeutung. Die digitale Revolution hat die Welt derart fein miteinander verflochten, dass räumliche Entfernungen fast keine Rolle mehr spielen. Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Überzeugungen der Moderne mit Protagonisten wie Le Corbusier oder Walter Gropius in der Welt Fuß fasste, wurde diese Internationalisierung einer Entwurfsidee „Internationaler Stil“ genannt. In der globalen Waren- und Finanzwirtschaft hat sich gleichfalls ein „internationaler Stil“ durchgesetzt. Heute wird die aktuelle Architekturdebatte jedoch von anderen Themen befeuert. Die Forderung nach dem „Green Building“ ist eine der wichtigsten. Damit einher gehen zahlreiche technische Errungenschaften, die diese „grünen Gebäude“ erst möglich machen sollen. Diese Architektur hat sich seit der Workshop-Reise nach Indien zusehends zur weltumspannenden Idee entwickelt.
Dabei zeigte sich bereits 2010 verstärkt ein Trend zu lokalen beziehungsweise regionalen Entwurfsansätzen, die aus der eigenen Tradition und Vergangenheit entspringen. Diese Tendenzen respektieren lokale Produktionsweisen und nehmen Rücksicht auf örtliche soziale Ressourcen. Die Menschen leben nun mal nicht global, sondern sind lokal oder auch multi-lokal verwurzelt. So ist auch die Architektur ein Erzeugnis klimatischer und kultureller sowie lokaler Rahmenbedingungen. Die lokalen und die globalen Ansätze bilden jedoch keine Gegensätze. Unter ihrem Einfluss entsteht die Idee der „Glokalisierung“, die nicht als Gegenentwurf zur Globalisierung zu verstehen ist. Vielmehr entsteht bei der „Glokalisierung“ anstatt einer Homogenisierung der Welt eine Heterogenisierung von Lebensstilen und klimatisch wie sozial verantwortungsvoller und deshalb letztlich nachhaltiger Architektur.
Welche Strategien und Techniken sind notwendig, um diese Form einer Glokalisierung zu bilden? Wie könnte eine solche „glokale“ Architektursprache aussehen? Diesen und weiteren Fragen sind 20 Architektinnen und Architekten aus Europa, Afrika, Südamerika und Indien während eines fünftägigen Workshops in Südindien auf den Grund gegangen.
Noch im selben Jahr erschien eine aufwändig produzierte Dokumentation der Reise unter dem Titel “glocal architecture”.
In Partnerschaft mit Dorma
Teilnehmer
José María Hurtado de Mendoza Wahrolén, estudio.entresitio, E-Madrid
Kashyap Patwa, Institute of Indian Interior Designers, IND-Mumbai
Derek Lubbe, Boogertman + Partners Architects, ZA-Pretoria
Witek Dudek, APA Wojciechowski Architekci, PL-Warsaw
Laurent Delorme, Majid al Futtaim Properties, UAE-Dubai
Hadi Teherani, BRT Architekten, D-Hamburg
Mark Schüler, Schweger Associated Archi tects, D-Hamburg
Jos-Willem van Oorschot, VenhoevenCS Architecten, NL-Amsterdam
Rodrigo Marcondes Ferraz, Forte, Gimenes & Marcondes Ferraz Arquitetos, BR-São Paulo
Miloš Mirosavic, im.architektur, SRB-Belgrade
Augusta Hermida, Durán&Hermida arquitectos asociados, EC-Cuenca
Axel Koschany, Koschany+Zimmer Architekten, Essen/D-Dubai
Lukasz Zagala, medusa group, PL-Bytom
Enrique Álvarez-Sala Walther, Rubio&Álvarez-Sala, E-Madrid
Pedro Balonas, Balonas Menano, P-Porto
Roberto de Castro Mello, Botti Rubin Arquitetos Associados, BR-São Paulo
Christiane Flasche, Eller + Eller Architekten, D-Berlin
Alexandros N. Tombazis, Meletitiki – A. N. Tombazis and Associates Architects, GR-Athens
Mateusz Marek Adamczyk, BudCud, PL-Krakow
Selim Cengiç, Kreatif Architectural Company, TR-Istanbul
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Was stellt den Ausgangspunkt für einen gelungenen Entwurf dar – das Material oder der Raum? Und was bedeutet dies für die Langlebigkeit eines Gebäudes?
Wir haben bei nachgefragt bei Pascal Flammer (Pascal Flammer Architekten, Zürich, CH), Lina Ghotmeh (Lina Ghotmeh – Architecture, Paris, FR), Alberto Veiga und Fabrizio Barozzi (Barozzi Veiga, Barcelona, ES) sowie Anders Lendager (Lendager, Kopenhagen, DK) und spannende Antworten erhalten.
Der Artikel ist erstmals erschienen im Architekturmagazin [ark] No 69.
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„Wir machen uns bewusst, dass Gesetze, Normen und technische Richtlinien, nicht die ganze Realität sind, sondern dass sie lediglich Modelle sind, die wir als Gesellschaften bewusst oder unbewusst gewählt haben. Natürlich muss man sich an das allermeiste halten, aber man sollte trotzdem nichts unhinterfragt, sklavisch annehmen. Wir arbeiten ja primär im Wohnbau und ich glaube, wenn wir partizipativ arbeiten und die wirklichen Bedürfnisse von Menschen versuchen zu verstehen, dann gibt es Grundlegenderes, als Normen einzuhalten.“ Markus Zilker