Rückblick auf die Ausstellung „52 Wochen, 52 Städte – Fotografien von Iwan Baan“
Eine Reise um die Welt
Iwan Baan ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Architekturfotografen unserer Zeit. Normalerweise reist er nahezu 365 Tage im Jahr um die Welt – zu großen und kleinen, bekannten und entlegenen Orten. In einer Art visuellen Tagebuch hielt der niederländische Fotograf, der als moderner Nomade um die Welt fliegt, seine 52 Stationen, die er in 52 Wochen bereiste, fest. 2014 entstand daraus in Zusammenarbeit mit dem MARTa Herford die beeindruckende Ausstellung „52 Wochen, 52 Städte“, die der AIT-ArchitekturSalon im Sommer 2015 präsentierte.
So flog Iwan Baan auch zur Vernissage seiner Ausstellung nach Hamburg. Die zahlreichen Besucher im Ausstellungsraum standen dicht gedrängt. Nach einer persönlichen Einführung von Roland Nachtigäller, dem künstlerischen Direktor des MARTa Herford, nahm Iwan Baan die Gäste mit auf seine Reise um die Welt. Trotz der Enge und sommerlichen Temperaturen lauschten die Hamburger Architekten, Innenarchitekten, Planer und Fotografieinteressierten gespannt den Geschichten und Anekdoten, die Iwan Baan mit Begeisterung und Witz erzählte und die Bilder zum Leben erweckte.
Zwischen Reisetagebuch und Dokumentation bewegen sich die Fotografien von Iwan Baan, die einen Blick über die meist kühl inszenierte Architekturfotografie hinauswerfen und den Fokus auf deren sozialen Kontext legen. Es sind einfühlsame Begegnungen mit ebenso alltäglichen wie ungewöhnlichen Orten überall auf dem Globus, die Iwan Baan zu einem engagierten Kommentar der menschlichen (Über-) Lebensstrategien verdichtet. 52 Wochen lang begab er sich auf eine außergewöhnliche Reise, deren persönliche Geschichte er in seinen Fotografien erzählt.
Iwan Baan hat sich mit seiner eigenen, ganz besonderen Art und Weise Architektur zu fotografieren frei gemacht von herkömmlichen Konventionen der Architekturfotografie – der Inszenierung eines ikonischen Bauwerks – und hat sich seit 2005 als einer der erfolgreichsten Architekturfotografen in für zeitgenössische Architektur etabliert.
Seine Leidenschaft für die Architektur ist immer gegenwärtig in seinen Fotografien, doch sein Blick richtet sich meist über das ikonische Bauwerk hinaus auf das Zusammenleben der Menschen mit der gebauten Architektur und auf dessen soziale Nutzung. Sein Blick ist ein anthropologischer: er beleuchtet den lokalen Kontext der Gebäude, seine Aneignung durch den Menschen und macht in seinen Bildern die historischen Zusammenhänge sichtbar.
Zahlreiche Luftaufnahmen, die Iwan Baan aus dem Helikopter heraus fotografierte, verdeutlichen, wie sich die Architektur zu ihrem großmaßstäblichen Umfeld verhält und machen urbane Zusammenhänge sichtbar. Als Gegenperspektive zeigt er die Gebäude, Städte und seine Bewohner in der Nahansicht.
Neben der Hochglanzarchitektur interessiert ihn vor allem der Kontext der Gebäude, ebenso wie jene Architektur, die aus der Not heraus entsteht, die teilweise weder professionell geplant, noch mit herkömmlichen Materialien gebaut ist und dennoch ihre Berechtigung hat. So wurde beispielsweise seine Dokumentation eines 45-stöckigen, unvollendeten Wolkenkratzers in Caracas, in dem rund 750 Familien „extra-legal“ in einem „vertikalen Slum“ wohnen, zu einem der bekanntesten Projekte des Fotografen.
Weitere Informationen zu Iwan Baan finden Sie auf seiner Webseite.