Nachbericht SalonKonzert “Architektur ist gefrorene Musik: Ein Auftauversuch”
Mittwoch, 15. Juni 2022 um 19 Uhr im AIT-ArchitekturSalon Hamburg
Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate D-Dur für zwei Klaviere (KV 448, 1781), Allegro con spirito und Andante
An 2 Flügeln: Hakki Akyol, akyol kamps architekten und Prof. Jörg Friedrich, studio pfp gmbh
La Tourneuse de pages: Coco Piper-Lebeherec, Architektin, Hamburg
Laudatio: Prof. Dr. Horst Bredekamp, Kunsthistoriker, Berlin
Schlußwort: Prof. Dr.-Ing.h.c. Volkwin Marg, Architekt, Hamburg, GMP ARCHITEKTEN VON GERKAN, MARG UND PARTNER
Ein besonderes SalonKonzert fand am Mittwoch, dem 15. Juni 2022 im AIT-ArchitekturSalon Hamburg statt: Prof. Jörg Friedrich (studio pfp gmbh) und Hakki Akyol (akyol kamps architekten gmbh) gaben an zwei Flügeln das Allegro con spirito und Andante der Sonate in D-Dur für zwei Klaviere (KV 448) von Wolfgang Amadeus Mozart, unterstützt von Coco Piper-Lebeherec (Architektin, Hamburg), zum Besten. Neben der musikalischen Darbietung sprachen Prof. Dr. Horst Bredekamp (Kunsthistoriker, Berlin) und Prof. Dr.-Ing.h.c. Volkwin Marg (Architekt, Hamburg) über die Wechselbeziehungen von Architektur, Musik und Kunst und ihre ganz persönliche Verbindung zu Hakki Akyol und Prof. Jörg Friedrich. Anlass der Veranstaltung, die als Sonderkonzert in der Reihe „Architektur in der Musik“ stattfand, war der 70. Geburtstag von Prof. Jörg Friedrich (studio pfp gmbh, Hamburg) und das Erscheinen des Buches Jörg Friedrich pfp Achitekturen – Works 1986-2022.
Musik und Architektur – ihr wechselseitiger Bezug ist fester Teil unserer Kulturgeschichte. In der griechischen und römischen Antike waren sie viel enger miteinander verknüpft als dies heute der Fall ist. Traditionell gründen beide auf dem Verständnis einer kosmischen Weltordnung, welche die Regeln der Proportion und Harmonie festlegt, die Proportionslehre in der Architektur bezieht sich auf die Harmonielehre in der Musik. So hat der römische Architekturtheoretiker Vitruv in seinen Zehn Büchern über Architektur, dem einzigen aus der Antike überlieferten Architekturtraktat, gefordert, dass ein Baumeister unter anderem über Kenntnisse der Musik und ihrer mathematischen Gesetzmäßigkeit verfügen müsse. Architekten, Musiker und Philosophen haben in den Jahrhunderten nicht nur immer wieder Verbindungen zwischen den beiden Künsten gesucht und auch geschaffen, sondern sich auch wechselseitig neue Impulse gegeben. Der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sagte im Jahre 1859: Architektur ist erstarrte Musik. Plastisch beschrieb der Philosoph Arthur Schopenhauer die Architektur als „gefrorene Musik“. Doch gibt es Parallelen in der Komposition eines Musikstücks – in der Architektur der Musik – zur Methodik der Architektur? Der Takt, der Rhythmus, Tonhöhen, die Frage der Proportion, der Bewegung?
Um die Wechselbeziehungen von Baukunst und Musik auszuloten, findet an jedem letzten Mittwoch im Monat ein Salonkonzert am neuen Flügel mit Impulsvortrag für Architekt*innen und Interessierte im AIT-ArchitekturSalon statt. Die musikalische Reihe wird in Kooperation mit der HfMT, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und musizierenden Architekt*innen organisiert. Sie feierte ihre Premiere am 25. Mai 2022 mit Studierenden der Klavierklasse der HfMT. Initiiert wurde die Reihe von dem Sprecher der HfMT-Klavierklasse Prof. Hubert Rutkowski, der in den kommenden Monaten gemeinsam mit seinen Studierenden und Musiker*innen anderer Fachklassen ein inspirierendes Programm kuratieren wird.
Alle Fotos: Jochen Stüber
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