Blog AIT-Award at 6

`t Atelier, dmvA architecten, Finalist AIT-Award 2020

Blog AIT-Award
`t Atelier, BE-Mechelen
dmvA architecten, BE-Mechelen
Finalist in der Kategorie: Social Design/Partizipative Architektur

Mit dem gemeinnützigen ‘t Atelier im belgischen Mechelen realisierte das belgische Architekturbüro dmvA architecten in enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn ein besonderes Projekt, das zu großen Teilen in der hauseigenen Tischlerwerkstatt ausgeführt werden konnte. ‘t Atelier ist ein in Mechelen ansässiges, soziales Unternehmen, das Menschen beschäftigt, die Schwierigkeiten haben auf dem regulären Arbeitsmarkt, eine Beschäftigung zu finden. Es besteht aus einer Fahrrad- und einer Holzwerkstatt und befindet sich mit dem öffentlichen Zentrum für Sozialfürsorge und dem Jugendzentrum Mechelen auf einem Grundstück. Als der Platz für die Fahrradwerkstatt nicht mehr ausreichte, kauften die Bauherrn vzw ‘t Atelier das am Grundstückseingang angrenzende Haus.

Das ehemalige Haus und die Werkstatt auf der Rückseite bilden zusammen ein L-förmiges Grundstück, das von Gärten, der Holzwerkstatt und einem Begegnungszentrum begrenzt wird. Da sich der Neubau am Eingang des belebten Innenbereiches befindet, haben dmvA architecten sich für einen Entwurf entschieden, bei dem der Neubau mit dem öffentlichen Durchgang in Dialog tritt und sich gleichzeitig optisch mit den Fassaden der Nachbarhäuser der Straße verbindet. Die Basis des Gebäudes ist eine Betonstruktur aus Säulen und Bodenplatten, die auf dem Dom-Ino-Haus von Le Corbusier basiert. Die Haustechnik, wie die Elektrik, die Fußbodenheizung und die Belüftung wurden in den Beton eingearbeitet. Die Struktur des Gebäudes selbst wird gebildet aus einem Rahmen aus Glas und Holztischlerarbeiten – die Kompetenz der Werkstatt.

Im Erdgeschoss wurde das Fahrradgeschäft eingerichtet, die Reparaturwerkstatt liegt im hinteren Teil des Gebäudes. Im ersten Stock befinden sich Büroraume, auf der zweiten Etage die Besprechungsräume. Das neue Gebäude ist der erste Schritt in der Entwicklung eines sozialen Netzwerks in einem Gebiet nahe eines der ärmsten Bezirke Flanderns. Nach all den Anstrengungen, die ‘t Atelier unternommen hat, ist dies ein zusätzlicher Anreiz für die Regierung, weiter in die Nachbarschaft zu investieren. Das nahegelegene Gebiet des Geländes wird um 300 Häuser erweitert und hat daher ein großes Potenzial.

Für dmvA architecten war die Beteiligung eines der größten sozial engagierten Projekte. Bereits vor zwanzig Jahren war dmvA eine der ersten, die an die geschützte Werkstatt ‘t Atelier glaubten und verschiedene Holzarbeiten von ‘t Atelier in ihre Entwürfe integrierten. Daraus entstand ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Architekten und dem Bauherrn, das zu einer Reihe von Zusammenarbeiten führte. Auch für den Neubau hatte dmvA den Wunsch, intensiv mit den Menschen aus der Holzwerkstatt zusammenzuarbeiten mit dem Ziel, die Fähigkeiten der Tischler durch den Bau eines eigenen Gebäudes hervorzuheben. Die gesamte Tischlerei, von innen bis außen, wurde in Holz entwickelt und so gestaltet, dass es von ‘t Atelier selbst ausgeführt werden konnte. Durch die Flexibilität der Gebäudestruktur aus Beton war es leicht, die Arbeiten von ‘t Atelier einzuarbeiten. Dies führte zu einem fantastischen Arbeitsprozesse zwischen dem Bauherrn und dem Architekten, die beide ein qualitativ hochwertiges Ergebnis anstreben. Der Stolz der Mitarbeiter von ‘t Atelier war schlussendlich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Die Jury honoriert die Idee, die so einfach, wie überzeugend ist und schreibt in ihrem Urteil:
Einfach ausgebaut! Die Idee ist so einfach wie überzeugend: eine auf ihr Minimum reduzierte Tragstruktur, welche durch den zukünftigen Nutzer, u.a. eine Holzbauwerkstatt, in Eigenleistung ausgebaut wird. Dass dieser Nutzer zudem ein soziales Unternehmen ist, welches „schwer vermittelbare“ Jugendliche bei ihrem Einstieg in das Berufsleben unterstützt, macht das Konzept perfekt: Wo besser als an den eigenen vier Wänden können die Jugendlichen zur Schau stellen, welche handwerklichen Fähigkeiten sie besitzen? Das Ergebnis ist ein großer Gewinn für Architektur und Baukultur.

 

 

 

Bauherr: vzw ‘t Atelier
Ort: BE-Mechelen
Architekten: dmvA architecten, BE-Mechelen
www.dmva-architecten.be
Fertigstellung: 2019
Fotos: Johnny Umans

 

Mehr Informationen über den Wettbewerb: www.ait-award.com

 

Weitere Blog-Einträge von Curators

Innenarchitektur im Einklang mit Nachhaltigkeit – Interview mit Susanne Brandherm von brandherm + krumrey interior architecture

GROHE Digital Talks, Innenarchitektur im Einklang mit Nachhaltigkeit
Juli 2023
Blogger Curators, Grohe

„Fakt ist aktuell der, dass wir allein durch das Bewusstsein der Thematik Nachhaltigkeit schon vieles erreichen, in allerletzter Konsequenz schaffen wir es jedoch noch nicht, das Thema Nachhaltigkeit zu 100% in Projekten umzusetzen.“ Susanne Brandherm

Innenarchitektur im Einklang mit Nachhaltigkeit – Interview mit Monika Lepel von Lepel & Lepel Architekt Innenarchitektin

GROHE Digital Talks, Innenarchitektur im Einklang mit Nachhaltigkeit
Juli 2023
Blogger Curators, Grohe

„Um das Falsche nur für Geld zu tun, ist das Leben zu kurz und dieser Haltung bleiben wir treu. Es geht um den Willen, etwas zu gestalten, was in Zukunft tragfähig ist.“ Monika Lepel

Upcoming Architects Facing New Conditions – Interview mit Matthias Alder und Alessandro Nunzi von ALDER CLAVOUT NUNZI ARCHITEKTEN

GROHE Digital Talks, Upcoming Architects Facing New Conditions
Dezember 2022
Blogger Curators, Grohe

„Was uns fasziniert, sind zum Beispiel Grundrisse, die nicht so spezifisch sind, dass die nächste Generation nichts mehr damit anfangen kann. Eine gewisse Nutzungsneutralität der Räume, ohne den Charakter, die Atmosphäre und die Gemütlichkeit aus den Augen zu verlieren, ist für uns von zentraler Wichtigkeit. Langlebigkeit wird so durch flexible Nutzbarkeit erreicht. Unsere Architektur soll in dreißig Jahren auch noch für die nächste Generation leicht nutzbar sein, denn das bedeutet für uns Nachhaltigkeit.“ Matthias Alder und Alessandro Nunzi

Upcoming Architects Facing New Conditions – Interview mit Markus Zilker von einszueins architektur

GROHE Digital Talks, Upcoming Architects Facing New Conditions
Dezember 2022
Blogger Curators, Grohe

„Wir machen uns bewusst, dass Gesetze, Normen und technische Richtlinien, nicht die ganze Realität sind, sondern dass sie lediglich Modelle sind, die wir als Gesellschaften bewusst oder unbewusst gewählt haben. Natürlich muss man sich an das allermeiste halten, aber man sollte trotzdem nichts unhinterfragt, sklavisch annehmen. Wir arbeiten ja primär im Wohnbau und ich glaube, wenn wir partizipativ arbeiten und die wirklichen Bedürfnisse von Menschen versuchen zu verstehen, dann gibt es Grundlegenderes, als Normen einzuhalten.“ Markus Zilker

Upcoming Architects Facing New Conditions – Interview mit Manuel Bieler von LOCALARCHITECTURE

GROHE Digital Talks, Upcoming Architects Facing New Conditions
Dezember 2022
Blogger Curators, Grohe

„Es gibt für mich nur ein No-Go und das ist die maßlose Optimierung. Ich bin wirklich erschrocken über diese Fokussierung auf Optimierung. Wir müssen nicht optimal sein. Es ist wichtig, Fehler zu machen, das macht den Reichtum einer Stadt, eines jeden Gebäudes und jeder menschlichen Beziehung aus. Wir müssen uns dessen bewusst sein und dagegen ankämpfen. Optimieren wir dennoch ohne Grenzen, wird sich am Ende alles vereinheitlichen und gleichen.“ Manuel Bieler

WordPress Video Lightbox