Ausgabe 3.2022



WOHNEN

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir hatten ganz lokalpatriotisch der Stuttgarter John Cranko Schule von Burger Rudacs Architekten die Daumen gedrückt, doch die Jury des DAM Preises 2022 hat anders entschieden: Der erste Preis des alljährlich vom Deutschen Architekturmuseum ausgeschriebenen Wettbewerbes ging an die Arge Summacumfemmer mit Juliane Greb für das genossenschaftliche Wohnprojekt „San Riemo“ im Münchner Stadtteil Riem! Dass das für 100 Bewohner konzipierte, flexibel nutzbare Gebäude, in dem die Wohnungen – je nach Bedarf – wachsen und schrumpfen können, zum Siegerprojekt gekürt wurde, mag auch ein Zeichen dafür sein, welchen Stellenwert derzeit das Thema Wohnungsbau einnimmt. Die Konkurrenzwar durchaus namhaft und die Projekte spektakulär … aber genau darum geht es im Wohnungsbau aktuell ohnehin nicht.

Bei der Auswahl der Projekte für die vorliegende Ausgabe zum Thema Wohnen haben wir bewusst die üppigen Lösungen außen vor gelassen. Unser Augenmerk galt vielmehr denen, die sich durch intelligente Eingriffe, raffinierte Farb- und Materialwahl und einen sparsamen Umgang mit Flächen auszeichnen. Und so fanden wir beispielhafte Wohnlösungen wie die Apartments im portugiesischen Cascais, in Kapstadt oder in Biarritz, die auf nur 24 bis 55 Quadratmetern attraktivstes Wohnen bieten.

Selbst wenn ArchitektInnen ihre eigenen Wohnräume planen, geht es ökonomisch und pragmatisch zu, aber eben nicht ohne das besagte Quäntchen Raffinesse, wie wir mit den Projekten in Berlin und London aufzeigen. Sehr individuelle Ansprüche der künftigen BewohnerInnen – in Bezug auf die räumliche Verortung oder den ausgesucht persönlichen Geschmack – umzusetzen, ist bei den Apartments in Berlin, Mailand und im spanischen Viladecans sowie beim Ferienhausneubau in Menzenschwand und der Umgestaltung des Familienbereiches in London gelungen.

Einer besonderen Bauaufgabe haben sich Bonell+Dòriga angenommen: Mit viel Feingefühl und großem Respekt vor dem Bestand gelang ihnen die optische und technische Ertüchtigung eines Apartments in der gigantischen Wohnanlage Walden 7, die der erst vor Kurzem verstorbene Ricardo Bofill Anfang der 1970er-Jahre bei Barcelona realisiert hatte. Und dass Wohnen nicht nur traumhaft sein kann, sondern auch alptraumhafte Empfindungen auszulösen vermag, zeigen die fotografischen Inszenierungen von Gregory Crewdson – schaurig schöne Bildstrecke!

Mit besten Grüßen
Petra Stephan, Dipl.-Ing.
Chefredakteurin
Architektin


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