Blog Interior Scholarship

Eine Bürger-Burg für Kempen: Sophia Janna Dinkel, Stipendiatin 2021/2022

Blog Interior Scholarship
März 2022
Bloggerin: Sophia Janna Dinkel

Hochschule Düsseldorf
Architektur und Innenarchitektur als Kombinationslehrgang


Eine Bürger-Burg für Kempen

Der Entwurf beschäftigt sich mit dem Umbau der Burg in Kempen. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und gilt als die besterhaltene kurkölnerische Landesburg. In der Geschichte diente sie als Wohnsitz für Adel, Sitz des Gerichts und einige Zeit auch als Ort eines Gymnasiums. Die Burg wird derzeit als Räumlichkeit für das Stadtarchiv genutzt, soll nun aber den Bürgern Kempens und Touristen öffentlich zugänglich gemacht und konzeptionell umgeplant werden. Es soll eine Bürger-Burg für Kempen entstehen. Sie soll zu einem attraktiven Ort für Aufenthalt und Unterhaltung werden. Sie soll ein Ort der Kommunikation und ein Treffpunkt sein. Seither bestand die Errichtung einer Burg mit der Absicht des Schutzes. Heute soll es eine Möglichkeit zur Öffnung des Gebäudes geben. Der historische Kern der Burg soll erhalten bleiben und restauriert werden. Altes Gemäuer soll wieder zum Vorschein treten und durch neue Raumkonzepte und moderne Elemente, wie einer Dachaufstockung, ergänzt werden.

Es gibt Räume, in der die Geschichte der Stadt Kempen und der Burg erzählt wird. Die Burg wird begehbar und erlebbar gemacht für Besucher. Andererseits wird die Burg zu einer Schnittstelle zwischen Sehenswürdigkeit und einem Ort, an dem etwas geschehen kann, wie auch zwischen den Bewohnern der Stadt und Menschen von außerhalb. Durch Kunst und Kultur soll der Ort neu belebt werden. Verschiedene Räume sind für Ateliers vorgesehen. Räume, die temporär bespielbar und flexibel zu verwenden sind. Künstler können zeitweise ihre Wurzeln in der Burg schlagen, Erwachsene und Kinder können Kurse und Workshops wahrnehmen. Es gibt Veranstaltungen oder Konzerte und Theater auf der Freilichtbühne. Ausstellungen von regionalen wie auch internationalen Künstlern sind in der Galerie zu sehen. Der mittelalterliche Keller wird als Räumlichkeit für eine Ausstellung über die Geschichte der Landesburg fungieren. Auf dem Dach wird ein neues Geschoss durch eine Dachaufstockung ergänzt. Dort entsteht eine Dachlandschaft mit Gemeinschaftsküche, einer Galerie, einem flexiblen Raum für Yoga/Theater, einem lokalen Laden und einer Bar.

Auch städtebaulich soll die Burg mehr in das Bild der Stadt eingegliedert werden. Durch die Öffnung der Burgmauern im Erdgeschoss wird ein Durchgang geschaffen. Dadurch entsteht ein außenliegender, zentraler Erschließungsgang. Von diesem kann man sowohl die beiden Flügel als auch den Kellerraum erschließen. Der öffentliche Weg führt nun direkt durch die Burg hindurch, wodurch auch der Innenhof der Burg einen neuen Charakter erhält. Durch die Restaurantnutzung im Erdgeschoss und direkten Zugang durch die Erweiterung zweier Fenster zu Türen wird der Innenhof neu belebt. Außerdem wird die vorhandene Treppe durch eine großzügigere Treppe erweitert. Dadurch entsteht ein Bezug zwischen Hof und Burggraben, und eine weitere Aufenthalts- und Begegnungsfläche wird erschaffen. Durch konsumfreie Außenanlagen, wie einem Spielplatz und einem Sportfeld, werden der Grüngürtel und der Burggraben revitalisiert.

Interior Scholarship – das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung

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Durch den Wandel der gesellschaftlichen Strukturen und stetiger technologischer Neuerungen muss der Ort des öffentlichen bzw des privaten Raumes neu diskutiert werden. Uns ist es möglich an unserem Arbeitsplatz zu sein ohne das Haus zu verlassen. Lebensmittel einzukaufen, unsere Wohnung einzurichten, die Freundin in Amerika über FaceTime zu sehen und unsere Gedanken mit der Welt zu teilen. All das wofür man vor einiger Zeit die eigenen vier Wände verlassen musste: um zu arbeiten, um Grundbedürfnisse zu stillen, um zu kommunizieren und diskutieren, ist jetzt problemlos von „zuhause“ möglich. Doch wie privat ist dieser Raum überhaupt noch, wenn sich dort nun auch das öffentliche Leben abspielt? Wir sind dauerhaft erreichbar und doch alleine. Wir müssen uns nicht physisch begegnen, um uns zu treffen. Doch ist es das, was wir wollen oder sehnen wir uns nach mehr wirklichem Zusammensein, nach mehr Gemeinschaft? Wenn man immer erreichbar und verfügbar ist, woher bekomme ich die Ruhe und Intimität, die mir der private Raum gab.

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