Interior Scholarship 2017 – die Jury-Sitzung
Die Stipendiaten des Stipendiums der Sto-Stiftung stehen fest!
Am 30. Juni 2017 im Hamburger ArchitekturSalon
Das Interior Scholarship, das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung, wird in diesem Jahr drei Mal vergeben. Während der Jurysitzung am 30. Juni 2017 überzeugte je ein Studierender der Royal Danish Academy of Fine Arts, School of Architecture, der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Royal Academy of Arts, Den Haag. Mit einem monatlichen Zuschuss von jeweils 670 Euro zum Lebensunterhalt wird es den Studierenden ein Jahr lang ermöglicht, sich voll und ganz ihrem Studium widmen zu können.
In diesem Jahr sollten die Studierenden zum Thema „Die Lichtung – The Clearing, The Glade“ einen Raum entwerfen, der das Phänomen der Lichtung (im Wald) abstrahiert. Der Entwurf sollte den Übergang von dichten zu offenen, dunklen zu hellen und von schweren zu leichten Strukturen reflektieren.
Anhand einer Reihe von fünf bis zehn Visualisierungen, Modellfotos, Collagen etc. sollte dargestellt werden, wie das Offene der Lichtung einzig im Zusammenspiel mit der Dichte einer umgebenen Struktur erscheint. Zusätzlich wurde ein kurzer Text gefordert, der erklärt, wie dieser Doppelcharakter eines Innenraums in der Konzeption als Außenraum angelegt ist.
Nach einem Verfahren aus drei Runden und ausgiebiger Diskussion entschied sich die Jury einstimmig für die Gewinner, die vor allem durch eine eigene Haltung und kreative Denkweise herausstechen. Das zur Verfügung stehende Preisgeld von 24.120 Euro wurde auf drei Studierende aus Deutschland und den Niederlanden aufgeteilt, die sich nun über einen monatlichen Zuschuss von je 670 Euro freuen dürfen.
Finanziert werden die Stipendien von der Sto-Stiftung, die die „Ausbildung der jungen Generation […] als eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft“ versteht und den Gewinnern ein Jahr lang ein sorgenfreies Studieren ermöglichen möchte. Aus diesem Grund unterstützt die Sto-Stiftung junge Menschen in ihrer akademischen Ausbildung. Als übergeordneten Zweck greift sie das Leitmotiv „Bewusst bauen“ der Sto SE & Co. KGaA auf und hat sich weltweite Technologieführerschaft in der Branche für eine menschliche und nachhaltige Gestaltung gebauter Lebensräume zum Ziel gesetzt.
„In diesem Jahr wurde das Interior Scholarship, das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung, zum siebten Mal in Folge wieder aufgelegt. Auch dieses Mal hatte die Jury die ebenso schöne als auch verantwortungsvolle Aufgabe, aus der Fülle der eingereichten Bewerbungen drei Studierende auszuwählen, die für das Stipendium nach einstimmigem Votum am besten geeignet erschienen. Wie in den vergangenen Jahren auch eröffnet ein Verfahren wie dieses einen tiefen Einblick in die Lehre der verschiedenen Hochschulen, was für sich gesehen schon lohnenswert wäre, öffentlich ausgestellt zu werden. Bei aller Divergenz der Werkschaukonzepte zielt das Stipendium jedoch darauf, diejenigen Studierenden auszuzeichnen, die bereits im noch relativ jungen Stadium der möglichen Berufskarriere eine eigenständige Haltung erkennen lassen.
Haltung hat mit Handeln zu tun, wenn es darum geht, vordergründig einfach erscheinende Aufgabenstellungen komplex zu hinterfragen und überraschende Lösungen zu entwickeln – im besten Fall mit einer poetischen Aussage. Auch wenn es am Ende ‚nur‘ drei Studierende sind, die in den Genuss des Stipendiums kommen werden, so ist es der Jury ein Bedürfnis, allen nicht Berücksichtigten für ihre Teilnahme zu danken, denn die Qualität der allermeisten Bewerbungen war außerordentlich hoch.“
(Prof. Peter Cheret, Mitglied im Stiftungsrat der Sto-Stiftung und Cheret Bozic Architekten, Stuttgart)
Die StipendiatInnen des Interior Scholarship 2017
Bastian Feltgen
Spatial Design | The Royal Danish Academy of Fine Arts, School of Architecture
Juryurteil
Die gesamten Arbeiten von Bastian Feltgen überzeugen durch ihre durchgängige und kreative Qualität. Die deutlich erkennbare analytische Auseinandersetzung mit den jeweiligen, sehr unterschiedlichen Themen ist äußerst individuell, was zu einer spannungsvollen Umsetzung führt. Das Ergebnis jeder Arbeit konzentriert sich durch die Herleitung der Entwurfsarbeit auf das Wesentliche und lässt Überflüssiges entfallen. Zudem findet Bastian Feltgen einen sehr sensiblen Umgang mit den Aufgaben. Hierdurch erhält jede Arbeit ihre eigene Individualität und starke Aussagekraft, die sowohl im Räumlichen als auch im Konzeptionellen der Produktentwicklung liegt.
Nina Kaul
Innenarchitektur | Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Juryurteil
Sowohl der Stegreif als auch die Arbeiten von Nina Kaul bestechen durch Abstraktion, Romantik und Style. Licht, Materialität und Mode stehen in einem interessanten Verhältnis. Der konzeptionelle Ansatz ist vielversprechend, die Ausarbeitung besonders hervorzuheben. Insbesondere die Entwurfsarbeit der Küche überzeugte die Jury.
Die Lichtstruktur der Munitionsfabrik würde sicher polarisieren, schafft aber ein starkes Branding des Modezentrums. Großen Zuspruch in der gesamten Jury fand auch der Stuhl Moskito, endlich machen die lästigen Viecher etwas Sinnvolles!
Naomi Rossignol
Architecture, Graphic design, Photography, Theory, Morphology | Royal Academy of Arts, Den Haag
Juryurteil
Naomi Rossignol hat die Jury durch die inhaltliche und eigenständige Tiefe ihrer Arbeiten überzeugt.
In Ihrem Stegreif nimmt sie ein bestehendes und zur Zeit als Asylantenheim genutztes altes Gefängnis als Grundlage Ihrer Arbeit. Ein an sich politisch sehr beladenes Thema wird mit der Leichtigkeit einer Zeichnung gelöst. Diese abweisende Fassade löst sich durch einfache geometrische Motive auf. Es entstehen neue Innen- und Außenbezüge, neue Ein und Ausblicke. Dieser spielerische Umgang mit Licht und Schatten, Dichte und Weite, Außen und Innen ist eine sehr eigenwillige Interpretation des gestellten Themas “Die Lichtung”. Es ist keine beliebige Abstraktion einer Lichtung eines Waldes, sondern die Lichtung oder Auflösung einer abweisenden geschlossenen Fassade, im Sinne von Klärung des Dunkels.
Ganz besonders hat die Arbeit „Route Along 18 Dancing Threads“ überzeugt. Naomi Rossignol ist Tänzern und es gelingt ihr, einen Raum allein durch eine tänzerische Einlage zu prägen. Einfache Kabelstränge eines bestehenden Raums inspirierten sie zu ihrer Arbeit. Gerade dieser wache Moment auf ihre Umgebung und das daraus resultierende Ergebnis hebt die Eigenständigkeit der Arbeit hervor.
Es ist die Auseinandersetzung mit dem täglichen Umfeld, die Auseinandersetzung mit den Themen, von denen wir uns wünschen, dass hierüber gerade junge Studenten, die Entwerfenden von morgen, ihren eigenen Ausdruck entwickeln können.
Die Juroren 2017
Prof. Peter Cheret
Im Anschluss an sein Architekturstudium an der FH Konstanz und der Universität Stuttgart arbeitete Peter Cheret zunächst als freier Architekt, bevor er 1988 das Büro Cheret und Englert gründete. 1993 folgte die Bürogründung von Cheret Bozic Architekten. Seiner Lehrtätigkeit im Fach Einführen in das Entwerfen an der Universität Stuttgart und der Professurvertretung an der FH Trier folgte 1995 der Ruf als Professor an die Universität Stuttgart am Institut für Baukonstruktion und Entwerfen. Zudem ist er im Stiftungsrat Architektur der Sto-Stiftung.
Jessica Borchardt
Nach ihrer Ausbildung zur Tischlergesellin studierte Jessica Borchardt Architektur an der TU-Braunschweig. Während dieser Zeit ging sie für einen halbjährigen Studienaufenthalt in die USA und unterstützte Prof. Meinhardt von Gerkan am Institut für Baugestaltung. Ausgezeichnet wurde sie außerdem mit dem DAAD Stipendium und dem Lavespreis Stipendium. Nach vierjähriger Mitarbeit im Büro gmp von Gerkan, Marg und Partner gründete sie 2005 ihr eigenes Büro Borchardt Architektur, 2007 folgte zusammen mit Simone Nentwig das Büro BN Architekten mit Sitz in Hamburg.
Christine Pille
Nach ihrem Innenarchitekturstudium an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe arbeitete Christine Pille zunächst bei Tahmassebi Design, dem Architekturbüro HOK und AMS Interior Design in Berlin, bevor sie 2000 zu Cubik3 Innenarchitektur wechselte. Gemeinsam mit Rainer Götting, Jochen Hagen und Jens Schneider ist sie seit 2010 Mitinhaberin des in Hamburg ansässigen Büros.
Nik Schweiger
Im Anschluss an sein Studium der Innenarchitektur in Wiesbaden arbeitete Nik Schweiger bei Philippe Stark in Paris sowie Matteo Thun in Mailand und gründete 1992 zusammen mit den Kommunikationsdesignern Andreas und Stephan Lauhoff das Büro 3deluxe. 2005 fand das Gestaltungsprinzip Biorhythm-Modern- Recreation, das seinen Fokus auf Recreation, Design und Nachhaltigkeit hat, Einzug in das Unternehmen. Biorhythm realisiert Projekte auf der Grundlage einer ganzheitlichen Philosophie, die sowohl den realen und gedachten Raum als auch soziale Aspekte in eine Balance zwischen Sinnlichkeit und Intellekt bringt. In den folgenden Jahren engagierte er sich auch im wissenschaftlichen Bereich und hielt mehrere Vorträge. Zusammen mit seinem Bruder Til Schweiger gründete er 2014 Barefoot Design. In ihrer Innenarchitektur-und Designfirma verfolgen sie ein Konzept, das auf außergewöhnliche Atmosphären setzt.
Kristina Bacht
Während und nach ihrem Architektur- und Städtebau-Studium an der Technischen Universiteit Delft/Niederlande und der Universidad Tecnica Federico Santa Maria in Valparaiso/Chile arbeitete sie in verschiedenen international tätigen Architekturbüros in Deutschland, den USA und den Niederlanden wie Steidle&Partner in München und Architectenbureau Paul de Ruiter in Amsterdam. Seit 2005 ist Kristina Bacht bei AIT/GKT mit dem Arbeitsschwerpunkt Architekturkommunikation beschäftigt, wo sie 2009 die AIT-ArchitekturSalons mit Standorten in Hamburg, Köln und München entwickelte und aufbaute. Als leitende Kuratorin der Galerien organisiert sie Ausstellungen weltweit renommierter Architekten und ist verantwortlich für zahlreiche internationale Architekturkongresse und -symposien, Wettbewerbe, Workshops, Fokusgruppen sowie redaktionelle Veranstaltungen, Architekturmagazine und -publikationen. Von 2009-2013 war sie stellvertretende Verlagsleiterin, seit 2013 ist sie Verlagsleiterin der GKT.
Ehrengast:
Uwe Koos
Vorsitzender des Stiftungsvorstands