Newcomer-Profile

merakitects.studio, Düsseldorf

LVATE, München | merakitects.studio | Foto: Jan Kaiser

“Gute Architektur/Innenarchitektur ist zeitlos.”

Vorstellung des jungen Designbüros merakitects.studio aus Düsseldorf

AIT-Dialog aus Hamburg fragt junge Büros aus Architektur und Innenarchitektur nach ihrer Motivation und ihren Interessen, warum sie sich zusammengetan haben und wann und wo sie kreativ sind.

Warum haben Sie sich entschieden Architektur zu studieren?
Paulina Eckert: Tatsächlich bin ich mehr oder weniger in das Studium reingeruscht… Nach den ersten Aufgaben war schnell klar, dass ich ein besonderes Talent für räumliche Strukturen und das kreative Entwerfen habe. Damit stieg meine Begeisterung für den Beruf, wodurch meine Motivation stetig wuchs und das so rasant, dass ich meine Master als Semesterbeste und mit 3-facher Auszeichnung absolvierte.

Was gab den Anstoß zur Bürogründung?
Mir war immer klar, dass ich im Angestelltenverhältnis nicht glücklich werden würde. Ich bin als Macherin geboren und muss Dinge selber anpacken und umsetzen, deshalb war die Frage der Selbstständigkeit direkt nach meinem Master mit einem „Ja“ beantwortet. Zuerst hatte ich eine partnerschaftliche Anstellung mit einem anderen Architekturbüro, hier habe ich an vielen öffentlichen Projekten bearbeitet wie zum Beispiel für die Stadt Düsseldorf oder die Bundeskunsthalle in Bonn. Nach ca. einem Jahr wurde mir dann bewusst, dass mich das Arbeiten in festen Strukturen nicht erfüllt. Daher entschloss ich mich im Winter 2020 dazu mein Büro MERAKITECTS STUDIO zu gründen und meine eigene interne Bürophilosophie zu entwickeln. Seitdem arbeite ich mit jungen dynamischen Menschen zusammen und betreue hauptsächlich Start-Ups, die expandieren wollen. Das Arbeiten mit diesen begeisterten Menschen, sowie das Entwerfen von völlig neuen Unternehmen (von A-Z) macht mir bis heute unfassbar viel Spaß und bereichert jeden Tag meines gestalterischen Schaffens.

Was bedeutet gute Architektur für Sie?
Gute Architektur/Innenarchitektur ist zeitlos.
Irgendwann habe ich mir genau diese Frage gestellt… denn Geschmäcker sind und bleiben verschieden. Daher kann der/die Eine etwas als ästhetisch empfinden, während jemand anders genau das Gegenteil denkt. Daher bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass gute Innen-/Architektur zeitlos sein muss.
& wie wird etwas zeitlos?
Indem es einen Sinn und damit eine Berechtigung hat, da zu sein. Nichts von dem, was ich entwerfe ist nur da, um schön zu sein, sondern hat einen wahren Inhalt. Jeffrey Zeldman sagte mal: „Design setzt Inhalt voraus. Design ohne Inhalt ist kein Design, sondern Dekoration.“ – Und genau das ist, was gute Innen-/Architektur ausmacht!

Lassen Sie sich von einer bestimmten Philosophie oder Denkweise leiten?
MERAKITECTS STUDIO. Der Name ist Programm.
„Meraki“ ist ein neugriechisches Wort, welches die Liebe, Kreativität und das sprichwörtliche Herzblut bezeichnet, das man in eine Sache steckt. Die genaue Definition lautet: Doing something with soul, creativity or love, to put something of yourself into what you create. Genau das ist es, was mich leitet. Ich versuche in Allem, was ich tue, sowohl beruflich als auch privat, meine Persönlichkeit, meine Energie und mein Herzblut zu stecken. Wenn man wirklich für etwas brennt und es daher aus voller Leidenschaft tut, kann man sich und Andere begeistern und es entsteht nur Gutes daraus.

Welches bestehende Gebäude hätten Sie selbst gerne entworfen?
Eine schwere Frage wie ich persönlich finde. Tatsächlich wäre das kein reales Gebäude. Ich bin eine Tagträumerin und liebe Geschichten und Märchen, daher wäre ich sehr gerne mal an einer Filmproduktion von Marvel oder Disney beteiligt, wo wundersame Räume, Gebäude, Dörfer und Welten erschaffen werden. Alice im Wunderland fasziniert mich zum Beispiel immer wieder. Die kreativen Welten, die dafür entworfen wurden, sind wirklich erstaunlich. An einem ähnlichen fantastischen Entwurf für derartige Welten hätte ich mit Sicherheit große Freude.

Was war das erste Projekt, das Sie mit Ihrem Büro umgesetzt haben?
Mit meinem eigenen Büro was es das Café Barnets. Ein Kinder- und Familienkaffee für die ganze Familie bei dem die Gäste auf dem Boden sitzen und die Babys und Kleinkinder sich frei auf den Teppich bewegen können. Ein wirklich tolles Konzept!

Was denken Sie darüber, wenn Sie es heute betrachten?
Dass die Idee nach wie vor genial ist! Eltern können sich entspannen, während die kleinen Rabauken krabbeln und spielen. Herkömmliche Restaurantbesuche sind für Eltern oft mit viel Stress verbunden. Die Kleinen können und wollen nicht auf normalen Stühlen sitzen, die Babys schreien unzufrieden, weil sie sich eigentlich bewegen wollen und aus dem Traum „schön Essen zu gehen“ wird oft ein Alptraum. Den Gedanken haben wir beim Café Barnets auf den Kopf gestellt und gesagt: „Hier ist es wie in eurem eigenen Wohnzimmer.“ Und das funktioniert bis heute einfach super! Die Gäste ziehen sogar ihre Schuhe aus, wenn sie kommen und haben einfach einen schönen Aufenthalt mit der ganzen Familie.

Welches war das bisher bedeutungsvollste Projekt, das Sie mit Ihrem Büro realisiert haben?
Das war wahrscheinliche LVATE, eines der letzten Projekte. Was wir hier in kürzester Zeit und zu einem kleinen Budget realisiert haben, ist wirklich Wahnsinn. LVATE ist eine Praxis für minimal invasive Gesichtsbehandlungen mit dem ersten Standort in München. Für den Entwurf haben wir das herkömmliche Praxiskonzept völlig auf den Kopf gestellt. Arztbesuche sind eigentlich immer eher… komisch. Mit fremden Menschen in den viel zu weißen Wartezimmern sitzen und von viel zu gestresstem Personal umgeben zu sein, ist nicht gerade angenehm. Sobald man da ist, will man eigentlich schon wieder gehen. Das wollten wir bei LVATE grundlegend verändern.

Wir haben ein Raumkonzept entwickelt, dass sich an den 5 Hautschichten des Gesichts orientiert, das wir als Interior Anatomie beschreiben. Anhand der 5 Hautschichten haben wir 5 Farben und 5 Materialien aufgestellt, die zur Beschaffenheit der jeweiligen Schicht passen und sich als Leitfaden durch den gesamten Entwurf ziehen.
1. Haut, Farbe: Skinny Beige, Material: Ceramic
2. Erste Fettschicht, Farbe: Fatty Yellow, Material: Brass
3. Muskelgewebe, Farbe: Muscular Red, Material: Copper
4. Zweite Fettschicht, Farbe: Fatty Brown, Material: Oak
5. Knochen, Farbe: Bony Grey, Material: Stone

Das wichtigste an dem Konzept ist aber die Raumabfolge. Die Patient*innen nennen wir member um so einen Community-Gedanken zu entwickeln und die Räume bezeichnen wir als spheres. So wurde der klassische Empfangs-/Wartebereich zur Community Sphere, in der es keine Empfangstheke oder Ähnliches gibt, sondern die Mitarbeiter*innen mit iPad auf der großen Couch sitzen und ebenfalls Teil der community sind. Es läuft Musik, es gibt Drinks und einen kleinen Store, sodass der ganze Bereich mit seiner Willkommenskultur überzeugt und die member sich einfach wohlfühlen. Der zweite Bereich sind die Behandlungszimmer, die wir Private Spheres nennen. In jedem Behandlungszimmer gibt es eine Vorbereitungsecke, in der sich die member selbstständig vorbereiten. Man betritt dem Raum und über ein iPad spielt man ein Video mit den steps zur Vorbereitung ab, sodass sich die Arbeitszeit der Ärztin oder des Arztes am member minimiert, wodurch der Umsatz des Unternehmens wächst. Der dritte und wahrscheinlich interessanteste Bereich ist die Mind Sphere. Ein Raum, den man nach der Behandlung zur maximalen Entspannung betritt. Der Raum ist rundum durch Vorhänge abgedunkelt und es läuft ein Video auf dem Vorhang ab. Die member können hier bei einem Tee, einer Vitamininfusion oder einer Meditation per Kopfhörer nach der Behandlung nochmal runterkommen, bevor sie die Praxis über die Community Sphere wieder verlassen.

Warum war es für Sie so wichtig?
Weil wir den Gedanken der Arztpraxis vollkommen neu gedacht haben. Jede Arztpraxis sollte in Zukunft ähnlich aufgebaut sein, damit ein Arztbesuch einfach ein angenehmeres Erlebnis wird, als es aktuell häufig ist.

Mit wem (Architekt*in, Designer*in, …) würden Sie gerne mal ein Projekt verwirklichen?
Wahrscheinlich mit dem Start Up OUT „Objekte unserer Tage“. Ich finde die Unternehmensphilosophie und die Designs der Möbel wirklich mega! Cooler Style, starke Farben, minimalistisch und zeitlos. Also falls sie Lust auf eine Kooperation hätten, können sie sich gerne melden! 😉

Wie sieht bei Ihnen die Mittagspause aus?
Da ich eine Nachteule bin, ist meine Mittagspause eher die Frühstückspause. Dazu setze ich mich gegen 13h mit einem schwarzen Tee mit Milch vor unser Studio und genieße eine Zigarette, während ich in Zeitschriften blättere und meine Seele träumen lasse.

An welchem Ort entstehen Ihre besten Ideen?
In der Bar. Dabei ist es relativ egal welche Bar… Eigentlich alle starken Konzepte, die ich bis jetzt entwickelt habe, sind mit Weißweinschorlen in späten Abendstunden entstanden. Ich habe ein großes Netzwerk mit Kreativen aus allen Bereichen die nicht nur meine Kollegen*innen, sondern meine Freund*innen sind. Der Austausch zwischen unseren Projekten ist ein ganz alltägliches Ding für uns und wir unterstützen uns so gut wir es können und philosophieren über Ideen, Träume und Wünsche.


merakitects.studio
Als Designer*innen, Innenarchitekten*innen & Architekten*innen haben wir die Ehre, die Zukunft mitgestalten zu dürfen.
Aus diesem Grund habe ich mich mit meinem Studio auf die Entwicklung von Start-Ups spezialisiert. Das ich die Zukunft aktiv mitgestalten kann begeistert mich am meisten an meinem Job. Als Innenarchitektin, die hauptsächlich mit Start-Ups arbeitet, entwerfe ich ganzheitliche Geschichten, die ich anschließend in inspirierende Räume übersetze.
Im Mittelpunkt stehen dabei aber immer die Bedürfnisse und Persönlichkeiten des Unternehmens, was den Entwurfsprozess nicht nur auf gutes Design beschränkt, sondern immer mit den Fragen beginnt „Welchen Charakter hat das Unternehmen? Was will es ausdrücken? Und warum?“ – Creative Interior

www.merakitects.studio
@merakitects.studio

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