05. CONVERSION


Ensemble Altes Hafenamt, DE-Hamburg
Christoph Lammers
BOLLES+WILSON, DE-Münster
www. bolles-wilson.com

Über das Projekt

Zwischen der Speicherstadt aus dem 19. Jahrhundert und dem Cruise Terminal am Elbekai liegt das Überseequartier im Zentrum der HafenCity Hamburg. Im gesamten Quartier entstanden auf acht Hektar, entlang dem zentralen Boulevard, 16 Gebäude, meist rote Blöcke aus Ziegelmauerwerk, genau ausgerichtet durch den Masterplan.

Inmitten des Überseequartiers liegt an prominenter Stelle das ehemalige Amt für Strom und Hafenbau aus dem 19. Jahrhundert. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude bleibt als einziges Bestandsgebäude erhalten und verleiht der eindrucksvollen Urbanität der sechsstöckigen skulpturalen Blöcke einen Maßstab und eine Zäsur.

Die Besonderheit des Projektes besteht nicht nur im behutsamen konstruktiven Umgang mit dem denkmalgeschützten Hafenamt. Gerade die Einbettung in ein Neubauensemble (Cinnamon Turm und Pavillon) und die Zuführung einer neuen (Hotel-)Nutzung hauchen dem „Alten Hafenamt“ Leben für Zukunft ein. Es handelt sich somit nicht nur um Bauen im Bestand, sondern vielmehr um Bauen um, mit und im Bestand.

Um den Flutschutz zu jeder Zeit sicherzustellen wurde das Ergeschossniveau des gesamten Überseequartiers gegenüber dem ursprünglichen Bestandsniveau um 2,20 m angehoben. Das „Alte Hafenamt“ verbleibt jedoch mit seinem Erdgeschoss auf dem Bestandsniveau, sodass hier auch in Bezug auf die Barrierefreiheit eine besondere Lösung gesucht werden musste.

Lediglich an den drei Stirnseiten der Gebäudeteile Ostflügel, Kopfbau und Südflügel stößt das neue Niveau an das Bestandsgebäude. An allen weiteren Seiten wird das Eingangsniveau über breite Treppenanlagen und Rampen auf das alte Bestandsniveau abgesenkt und schafft so eine spannende szenographische Topographie.

Für den Bestand hat diese Lösung zwei positive Folgen:
Zum Einen schafft die Freistellung des Alten Hafenamtes eine besondere städtebauliche Präsenz und erinnert an die frühere Bedeutsamkeit dieses Gebäudes. Zum Anderen bleibt die denkmalgeschütze Fassade nahezu vollständig sichtbar und schafft trotzdem den notwendigen Flutschutz auch im Bereich des Bestandgebäudes.

Alle Ergänzungen und Umbauten am denkmalgeschützten Bestandsgebäude wurden eng mit dem Amt für Denkmalschutz abgestimmt. Ziel war es, so viel Substanz wie möglich zu erhalten und trotzdem alle Anforderungen an eine künftige Hotelnutzung zu erfüllen.
Eine reine Rekonstruktion war weder machbar noch sinnvoll. Vielmehr wurden die unterschiedlichen Zeit- und Bauschichten ablesbar gemacht. Die verschiedenen Umbauten, Ergänzungen und Instandsetzungen aus der Geschichte des Gebäudes wurden so erhalten und nach Möglichkeit gereinigt und saniert.

Der Cinnamon Turm wurde als freistehender Campanile erdacht – ein Pin auf einer Piazza. Diese ungewöhnliche Idee gewann 2006 den Wettbewerb für das Areal “Altes Hafenamt”. Ein Turm war nicht Teil des Wettbewerbsprogramms, aber die Jury erkannte, dass nur er das einzige zwischen den Megablocks des Überseequartiers verbliebene historische Gebäude verankerte und gleichzeitig erst sichtbar machte.

Als Typus eines Campanile war zudem die Schlankheit des Turms das wichtige Thema. Diese konnte durch die acht Jahre seiner Evolution erhalten werden, sogar als kurz nach dem Wettbewerbsverfahren seine Funktion in Richtung Wohnen mutiert war. Sein Grundriss ist ca. 13 x 16 m, nach oben wird er noch schlanker. Er hat eine Höhe von 56 Metern, ist also 4 x höher als breit.

Die Fassadenpaneele aus in unterschiedlichen dunklen Rottönen eloxiertem Aluminium formen ein ganz ähnliches Patchwork wie der Pavillon von BOLLES+WILSON aus dem Jahr 2008, der als erster Baustein des Ensembles realisiert wurde und ebenfalls an der Osaka-Allee liegt. Diese Alu-Paneele nehmen in direktem Sonnenlicht opulente farbige Nuancen an und haben im Schatten eine warme und eher ernste, Paul-Klee-nachempfundene Kolorierung. Dies ist ein Gebäude, das seinen Charakter bei unterschiedlichem Lichteinfall ändert, und zugleich eine neue Figur in der Hamburger Skyline bildet.

Über Bolles Wilson
1980 gründete Wilson das Architekturbüro The Wilson Partnership. Nach dem Wettbewerbsgewinn für die Stadtbücherei Münster wurde das Büro als Architekturbüro Bolles Wilson & Partner nach Münster verlegt und ist heute unter dem Namen Bolles+Wilson bekannt.

Für Bolles+Wilson ist Architektur eine Symbiose von Konzeptuellem und Außergewöhnlichem, von radikal unterschiedlichen Maßstäben des Städtebaus, der Gebäude, ihres unmittelbaren Kontextes, ihrer räumlich ausbalancierten Innenräume und der Objekte, die sie nicht nur als nützlich, sondern komfortabel zeigen.

BOLLES+WILSON sind international bekannt für hohe Architekturqualität bei einer großen Bandbreite an Projekten, jedes von ihnen entwickelt als individuelle Lösung mit sorgfältiger Beachtung des kulturellen und des urbanistischen Kontextes, den es zu optimieren gilt. Ob kulturelles Programm (Neues Luxor Theater Rotterdam; 1.500 Sitze), Wohnen/Gewerbe (Hamburger Ensemble: Cinnamon Turm, Altes Hafenamt & Infopavillon; BDA Hamburg Architektur Preis | Falkenried, Hamburg; Deutscher Städtebaupreis 2004) oder Einzelhandel/Entertainment (Spuimarkt Block Den Haag; 52.000 qm Läden und Kinocenter; Bestes Einkaufszentrum des Jahres 2009 NL), das Programm ist immer der Generator der Gebäudeform. Ihre Philosophie konzentriert sich auf die Inszenierung der praktischen Notwendigkeiten und der Aufgabe, die ein Gebäude durch kreative Erfindung erfüllen muss. Letztlich müssen das Praktische, das Technische wie auch die Nachhaltigkeit auf selbstverständliche und elegante Weise in Architektur und in Räume mit einer besonderen und ganz eigenen Aura verwandelt werden.

BOLLES+WILSON haben ihren Sitz in Deutschland, operieren aber international mit Projekten in Albanien, Australien, Dänemark, Großbritannien, Italien, Japan, Korea, Libanon und den Niederlanden. An jedem Standort gibt es eine enge Kooperation mit lokalen Partnerbüros.

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