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Lara Priebe Katrin Kerkhoff
1982 geboren in Kleve 2002-2008 Architekturstudium in Siegen 1980 geboren in Hameln 2002–2009 Architekturstudium in Siegen
2008–2013 Mitarbeit bei 360grad+architekten, Hamburg Mai 2014 2007–2008 Mitarbeit bei atelier ww, Zürich und 2009–2013 bei 360grad+
Gründung der Eisprinzessinnen GbR in Hamburg, Rathenaupark 15 architekten, Hamburg Mai 2014 Gründung der Eisprinzessinnen
sehr darauf, dass es bei uns unkompliziert und herzlich zugeht. Das macht den Gästen
– darunter sind sehr viele Stammgäste –, uns und unseren Mitarbeitern unheimlich viel
Spaß. Durch die räumliche Gestaltung und Einrichtung des Cafés setzen wir uns zudem
von anderen Eiscafés ab und die Leute fühlen sich wohl bei uns.
r Wie kam es dazu, dass Sie den Architektenberuf aufgegeben haben?
Architektur hat uns damals schon fasziniert und tut es auch heute noch. Der Berufsalltag
des Ar chitekten hatte jedo ch mit dieser L eidenschaft nic ht viel zu tun. Dur ch den
steigenden K osten- und Termindruck und die wenig d ynamischen Vorgaben d er
Bauherren war es f ür uns sc hwierig, die ei genen Ansp rüche an d ie Ar chitektur zu
erfüllen. Dieses Empfinden wurde immer unbefriedigender und entsprach einfach nicht
mehr unserer Vorstellung von einem erfüllten Arbeitsleben. Die Suche nach einer neuen
Herausforderung, nac h et was, das wir mit L eidenschaft tun, b egann als k lassische
„Schnapsidee“ bei einer Flasche Rotwein und wurde anschließend immer konkreter.
r Wie viel Zeit verging von der ersten Idee bis zur Eröffnung der Eisprinzessinnen?
Von der ersten Idee bis zur Eröffnung vergingen knapp eineinhalb Jahre. Wir haben Ästhetisch trotz strenger Hygiene-Anforderungen: das Eislabor • The ice-cream laboratory
intensiv an unserem Konzept gefeilt und viel Energie in den Businessplan gesteckt. Wir
Eis-Philosophie: keine Pasten, Emulgatoren und Aromen • Making ice-cream: no pastes, emulsifiers or flavouring
wollten sichergehen, dass es funktionieren kann und sich unsere Idee nicht als eine tat-
sächliche Sc hnapsidee entpuppt. Diese Zeit war gan z sc hön k räftezehrend, denn
anfangs hab en wir all diese vorbereitenden Tätigkeiten no ch zusätzlich zu unserem
Architektenalltag absolviert. Ab Dezember 2013 haben wir uns dann voll und ganz auf
die Zukunftsplanung k onzentriert. Es f olgten die Suc he nac h einem g eeigneten
Ladenlokal, diverse Kreditverhandlungen b ei Banken, Detailplanung en und zu guter
Letzt die Sanier ung, der Umbau und die Aus stattung unser es L adens. Wie das b ei
Altbauten so üblich ist, war auch unser Laden, der sich in einem f ast 100 Jahre alten
Gebäude b efindet, g erne f ür die eine o der ander e, mehr o der weniger p ositive
Überraschung gut und hat uns viele Nerven gekostet. Aber nachdem wir viel selbst in
die Hand genommen hatten – von der Bauleitung bis hin zum Bohrhammer – konnten
wir schließlich am 17. Mai 2014 das erste Mal unsere Türen öffnen. Das war ein über-
wältigender Tag für uns!
r Sie haben eine Ausbildung an der Eisfachschule gemacht und besitzen nun neben
dem Architekturdiplom auc h das Eisdiplom. W as f asziniert Sie an der Eisher-
stellung?
Nach einigen Gesprächen mit deutlich älteren und erfahreneren Eismachern – auch aus
Aus der „Schnapsidee“ wurde ein gut laufendes Geschäft • The crazy idea turned into a business doing well
Italien – waren wir erstaunt, dass es für diese unverständlich ist, wie man ein Erdbeereis
mit richtigen Erdbeeren und ohne P aste, ohne Emulgator en, ohne Ar omen herstellen
kann. In der Eisfachschule haben wir gelernt, Eis auf natürliche Weise herzustellen. Wir
kennen die einzelnen Funktionen und physikalischen Eigenschaften der verschiedenen
Zutaten und Rohstoffe. Fasziniert sind dann eher jene, die nicht wissen, wie man tolles
Eis ohne diese gan zen Zusatzstoffe herstellen kann. Im Ernst, es ist unglaublic h span-
nend, in sehr k urzer Zeit so viele verschiedene Eis sorten k reieren zu k önnen, zu
experimentieren, in g ewisser Weise zu entwerfen und vor allem f ür seine Ar beit ein
schnelles Feedback zu bekommen. Es ist wundervoll und stärkend, die vielen großen
und kleinen Kunden glücklich und mit strahlenden Augen vor der Eisvitrine zu sehen.
r Welche baulichen Voraussetzungen mussten bei Eisdiele und Eislabor erfüllt wer-
den, und wie ist es Ihnen g elungen, diese Anforderungen mit Ihr en eig enen,
ästhetischen Ansprüchen unter einen Hut zu bringen?
Neben den üblichen Ausbauarbeiten, die erforderlich waren, um die bisher als einfa-
ches Ladengeschäft genutzte Fläche in einen gastr onomischen Betrieb umzugestalten,
musste der komplette Keller aufwendig saniert, die gesamte Haustechnik erneuert, eine
Hebeanlage und eine neue WC-Anlage eingebaut werden. Besonders im Eislab or galt
AIT 06.2016 • 053