Page 125 - AIT0116_E-Paper

Entwurf • Design CBA – Clemens Bachmann Architekten, München
Clemens Bachmann Bauherr • Client Kauai Textilvertriebs GmbH, München
Standort • Location Frank furter Ring 150, Mün chen
1973 in München geboren 1996–2000 Architekturstudium an der TU Braunschweig und an der ETH Zürich Fertigstellung • Completion November 2014
2000–2001 Mitarbeit bei Helmut Jahn in Chicago 2001-2002 Architekturstudium an der TU München 2002 Nutzfläche • Floor space 1.150 m 2
Diplom an der TU München seit 2004 eigenes Architekturbüro in München Fotos • Photos Bernd Ducke, Ottobrunn

Böden und Wände sind mit Seekieferplatten verkleidet. • Floors and walls were covered with maritime pine. Lkw-Planen schirmen die eingestellte Show-Küche ab. • Truck tarpaulins screen off the detached show kitchen.

A ls Standort für den neuesten Showroom der Modelabels Quiksilver, Roxy und DC tions halle abgetrennt, um so eine visuelle Verbindung der einzelnen Nutzungsbereiche zu
gewährleisten. Kom mu ni ka tion und Austausch sowohl zwischen den Mitarbeitern als
Shoes wählte die Kauai Textilvertriebs GmbH eine alte Industriehalle im Münchner
Norden aus. Hier wurden in der Vergangenheit unter anderem die Kinderbücher des Buch - auch mit den Kunden war eine grundlegende Voraussetzung des neuen Innenraum kon -
ver la ges Schneider gedruckt. Noch heute ist das Areal im Besitz der Familie Schneider, pro- zep ts. Frei eingestellte Raum tren ner in Form von schwarzen Regalen ermöglichen inner-
duziert und gedruckt wird in den Hallen allerdings schon länger nicht mehr. Das be - halb des Bürobereichs zudem eine einfache Umstrukturierung. Eine bestehende Fahrzeug -
stehende Gebäude und das heterogene, gewerbliche Umfeld erschienen jedoch ideal, um rampe entlang des Ersch ließungs podestes aus Zeiten der Auto haus nutzung wurde wieder-
die von der Kauai Textilvertriebs GmbH vorgegebenen inhaltlichen, funktionalen und bau- um in die Gestaltung in te griert. Diese dient nun zur Präsen tation von Kleidungsstücken
lichen Anfor derun gen umzusetzen. Die offene und experimentierfreudige Art des Eigen - und Sportgeräten und als barrierefreier Zu gang. Über ein großes Rolltor im rückwärtigen
tümers stellte sich dabei als wahrer Glücksfall für das Gelingen des Projektes heraus. Bereich kann die Hal le zusätzlich direkt beliefert werden. Gegen über der Rampe schiebt
sich ein aufgeständerter, in seiner Schlichtheit einer Strand hütte ähnelnder Besprechungs -
Die schiere Größe der Hallen wurde wieder erlebbar gemacht kubus in den Raum. Auch hier schafft eine großflächige Ver gla sung einen direkten Bezug
zur Ausstellungsfläche. Der Raum wird sowohl als internes Besprechungszimmer als auch
In den Jahren nach dem Druckereibetrieb waren in dem Industrieensemble Handwerks - als kleiner Präsenta tions raum für Kunden genutzt.
be triebe und ein Autohaus ansässig, bevor die Kauai GmbH im Jahr 2014 einen Großteil
der Flächen anmietete, um dort auf einer Gesamtfläche von 1.300 Quadratmetern einen Die zurückhaltende Gestaltung lässt die Waren intensiver wirken
gemeinsamen Showroom ihrer drei Modemarken zu eröffnen. Zwei der vier großen Hallen
wurden hierzu vollständig rückgebaut. So wurden ihre schiere Größe und die Wirkung Sämtli ches Mobiliar des Showrooms musste flexibel und teilweise auf Rollen gelagert
ihrer nach Norden hin orientierten Sheddächer mit ihren filigranen, weißen Fachwerks - konzipiert werden, um eine einfache und schnelle Umdekoration der Halle jeweils zur
kon struk tio nen wieder erlebbar. Es entstand ein heller, lichtdurchfluteter Raum, der durch Winter- und Sommerkollektion zu ermöglichen. So finden gebrauchte Holztische, Regale
sein indirektes Nordlicht eine optimale Belichtungssituation bietet. Die Anforderung an oder Ledersessel ihre Verwendung als Präsentationsmöbel. Die farbliche Zurückhaltung
das in nen architektonische Konzept bestand nun darin, neue Ein bauten, Materialien und der Oberflächen in Form von hellem Holz, tiefem Schwarz und Weiß lassen die bunten
Farben sen sibel, aber dennoch kontrastierend in den Kontext des Bestandes zu setzen. Klei dungs stücke, Accessoires, Surfboards und Skier noch intensiver in Erscheinung tre-
Ge wünscht war ein einfaches, zurückhaltendes Materialkonzept, das dem CI der drei ten. Herz stück der Fläche ist jedoch eine große, offene Küche, die als Anlaufpunkt,
Firmen gerecht wird. Die Wahl fiel dabei letztlich auf Seekieferplatten, die vollflächig so - Kommu ni ka tionstreff und Café dient. Der sechs Meter lange, frei stehende Thekenblock
wohl als Wand- als auch als Bodenbelag verwendet wurden. Die sich einstellende kann bei Ver anstaltungen ebenso als Bar genutzt werden. Durch schwarze PVC-
Abnutzung der Oberflächen gerade im Bodenbereich wird bewusst in Kauf genommen Vorhänge, gefertigt aus Lkw-Planen, wird der Küchenbereich bei Bedarf von der Halle
und greift den gesuchten Vintagelook der Shops auf. Die Platten wurden geschliffen und abgetrennt und kann bei Präsentationen separat genutzt werden. Zur Ausleuchtung der
später geölt, um eine grundlegende Haltbarkeit und intensive Nutzung sicherzustellen. Die Halle kam ein einfaches Licht system in Form von linear abgehängten Leuchtstoffröhren
Detailan schlüs se wurden robust und solide geplant und ausgeführt. So sollen in der Halle zum Einsatz. Schwarze Industrieleuchten akzentuieren dagegen den Küchenblock. Ne -
zukünftig auch spezielle Showveranstaltungen – etwa Skateboardevents oder Moden - ben räume wie Toiletten, Du schen und Umkleiden wurden in einem seitlichen Gebäu -
schauen – stattfinden. Als einziges fest installiertes Raumvolumen wurde entlang der de teil untergebracht, wobei auch hier die gleichen Materialien und Farben wie im
Straßenfassade der Bürobereich platziert. Beim Betreten der Halle durchquert der Kun de Haupt raum dominieren. Neben der Zufriedenheit unseres Auftraggebers empfinden wir
diesen Riegel, bevor er auf einer leichten Erhöhung die Halle betritt und den Showroom die Aussage des Eigentümers, dass die Räumlichkeiten nun ihre Ursprünglichkeit und
vollständig überblickt. Alle Büroräume sind lediglich mit Glasschiebetüren zur Präsen ta - Klarheit wiedererlangt hätten, als große Anerkennung.

AIT 1/2.2016 • 125