Ausgabe 3.2023



WOHNEN

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mein Highlight in diesem noch jungen Jahr war ein Besuch des Wohnhauses von Egon Eiermann (1904–1970) in Baden-Baden. Von 1959 bis 1962 für sich und seine Familie gebaut, wurde es kürzlich von den neuen Besitzern mit der Unterstützung der Stuttgarter nowhere architekten akribisch und liebevoll saniert. Den ausführlichen Beitrag darüber finden Sie in der nächsten AIT-Ausgabe zum Thema Wohnen. In der vorliegenden Wohnausgabe zeigen wir eine andere Architekturikone: ein Einfamilienhaus von Ernst Gisel (1922–2021) im schweizerischen Erlenbach, von der Brüsseler Innenarchitektin Victoria-Maria Geyer jüngst wiederbelebt.

Über beide Beiträge hätte sich der kürzlich verstorbene Arno Lederer sicherlich gefreut, war er Eiermann wie Gisel doch in besonderem Maße verbunden. Anlässlich seines Todes, der Ende Januar die Architektenschaft in hohem Maß erschütterte, lässt Michael Ragaller, ehemaliger Mitarbeiter und Hochschulassistent Lederers, Erinnerungen an gemeinsame Zeiten Revue passieren, und auf Seite 65 stellen wir das neueste Buch von Arno Lederer „Drinnen ist anders als draußen“ vor. Darin äußert sich der belesene und kurzweilig wie tiefsinnig schreibende Lederer in seinem Aufsatz „Kleines Haus“ auch zur vielfach debattierten Wohnform des Einfamilienhauses. Die Schuld an dem, was sich in den Neubaugebieten an den Ortsrändern dem kundigen Betrachter präsentiert, sieht er weniger bei ArchitektInnen als bei der Bauherrschaft, die bei ihren persönlichen Wohnvorlieben außer Acht lasse, dass „ein Haus ein Stück der gemeinsamen Straße, des Quartiers und der Stadt ist.“

Diese Haltung spiegelt sich auch bei unserer Auswahl der Projekte für diese Wohnausgabe wider: Es muss nicht immer ein Neubau sein, der qualitätsvolle Wohnräume bietet – das beweisen die sehr eigenständigen Apartment- und Loftausbauten in Bestandsgebäuden. Die ausgewählten Neubauten ergänzen gekonnt Baulücken, wie der Doppelhausentwurf HS77 in Stuttgart der Architekten VON M, oder ersetzen Bestehendes wie der Zierhof in Pflersch. Sensibel in die Umgebung eingebettet sind das Wochenendhaus in Murstetten, das Wohnhaus in Venray und das Baumhaus in Sulzberg. So essenziell für die Bewohner das Drinnen auch ist, das auf die Umgebung abgestimmte Draußen lässt das „Kleine Haus“ erst zu Architekturwerden.

Ach, Arno – wie sehr werden wir Dich, Deine klugen Gedanken und herausragenden Entwürfe vermissen!

Mit besten Grüßen
Petra Stephan, Dipl.-Ing.
Chefredakteurin
Architektin


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