Grüne Gemeinschaft – Maike Kößler, Stipendiatin 2022/2023
Blog Interior Scholarship
Januar 2023
Bloggerin: Maike Kößler
1. Blogbeitrag
DIE FRAGESTELLUNG
Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2027 soll im Stadtteil Rot, einer Nachkriegssiedlung im Stuttgarter Norden, das neue Quartier “Am Rotweg” entstehen. Zwei Stuttgarter Baugenossenschaften haben sich zum Ziel gesetzt, die Tradition des genossenschaftlichen Wohnungsbaus aufzugreifen und – angesichts der sozialen und ökologischen Umbrüche, mit der sich unsere Gesellschaft konfrontiert sieht – diese neu zu denken.
Wie viel Wohnraum brauchen wir tatsächlich? Kann Wohnen auf kleinem Raum nicht nur Verzicht bedeuten, sondern einen Mehrwert für die Bewohnenden schaffen? Wie lässt sich die Bereitschaft zum Teilen von Dingen und Raum gesellschaftlich etablieren? Können gemeinschaftliche Treffpunkte die zunehmende soziale Vereinsamung in unserer Gesellschaft lösen? Welche Angebote und Räume braucht es, dass sich jede*r willkommen und integriert fühlt? Kann Architektur nicht nur Häuser, sondern mit ihnen auch Gemeinschaft entstehen lassen?
DER ENTWURF
Der Entwurf der “Grünen Gemeinschaft” stellt bewusst zunächst rein formale Fragestellungen in den Hintergrund und widmet sich vorrangig den oben genannten Themen. So versuchten wir, Antworten auf die Fragen zu finden und diese in ein Entwurfskonzept zu übersetzen. Dabei kristallisierten sich die folgenden vier Grundprinzipien heraus:
1. Reduktion der Grundfläche: Die privaten Kuben der Bewohner*innen sind auf eine Fläche von 13m² reduziert. Im Gegenzug bietet das Haus vielfältige Gemeinschaftsräume mit geteilten Nutzungen und Sharing-Angeboten.
2. Flexible Raumgestaltung: Um wirklich alles aus den 13m² rauszuholen, sind die Kuben mit multifunktionalen Einbaumöbeln ausgestattet. So wird das Sideboard zur Sitzbank und ein eingestellter Kubus bietet Platz für Bett und Bad zugleich. Die große Pegboard-Wand dient nicht nur als akustisch wirksames Element, sondern kann von den Bewohner*innen leicht personalisiert und erweitert werden.
3. Modularität: Die Grundrisse basieren auf einem modularen System. Alle Kuben sind gleich groß und identisch ausgestattet, sodass eine einfache Vorfertigung möglich ist. Die Raumhöhe von 3,40 m ermöglicht eine doppelte Nutzung der Grundfläche. Durch das Entfernen der Pegboard-Wand können zwei benachbarte Kuben zu einem Zwei-Personen-Apartment verbunden werden.
4. Nutzbare Grünflächen: Der große Garten bildet das Herz des Hauses und wird zum Begegnungsort für alle. Begrünte Terrassen ziehen sich auf allen Ebenen durch das Gebäude und schaffen Lebensraum für Mensch und Tier sowie die Möglichkeit zum lokalen Gemüseanbau.
Dieser Entwurf ist in Zusammenarbeit mit Alica Huth im Raumentwurf des dritten Semesters entstanden und wurde durch Prof. Diane Ziegler und Rosa Pöttinger-Teufel betreut. Das Projekt wurde auf der Laborbühne der IBA’27 in Stuttgart-Rot ausgestellt und beim Best Of der HfT Stuttgart ausgezeichnet.
Interior Scholarship – das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung