Das Interior Scholarship – das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung
Die Jury des diesjährigen Interior Scholarships
Uwe Koos, Prof. Sabine Keggenhoff, Prof. Gesche Grabenhorst, Prof. Judith Reitz, Katja Stotmeister, Kristina Bacht, Sabine Krumrey
Foto: Jochen Stüber
Stegreifaufgaben der diesjährigen Stipendiatinnen:
Interview mit den Stipendiatinnen
Das Interior Scholarship – das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung, wird in diesem Jahr vier Mal vergeben. Während der Jurysitzung am 13. Juli 2018 überzeugte je ein Studierender der Hochschule RheinMain Wiesbaden, Hochschule Mainz, University of Architecture and Urbanism „Ion Mincu“ Bukarest und Piet Zwart Institute Rotterdam. Mit einem monatlichen Zuschuss von jeweils 500 Euro zum Lebensunterhalt wird es den Studierenden ein Jahr lang ermöglicht, sich voll und ganz ihrem Studium widmen zu können.
Das mit insgesamt 24.000 Euro dotierte Interior Scholarship – das AIT-Stipendium der Sto-Stiftung, wurde 2018 zum achten Mal vergeben. Wie auch in den letzten Jahren war die Beteiligung mit 89 Bewerbern aus 16 Ländern und 28 Nationalitäten europaweit. Durchgesetzt haben sich in diesem Jahr Stella Josefine Funk (Hochschule RheinMain Wiesbaden), Juliane Glaser (Hochschule Mainz), Anca Badut (University of Architecture and Urbanism „Ion Mincu“ Bukarest) und Carlijn Olde Beverborg (Piet Zwart Institute Rotterdam).
Während der Jurysitzung am 13. Juli 2018 im AIT-ArchitekturSalon bewerteten und diskutierten Prof. Gesche Grabenhorst (ahrens & grabenhorst und Fachhochschule Bielefeld, DE-Hannover), Prof. Sabine Keggenhoff (KEGGENHOFF | PARTNER und PBSA Düsseldorf, DE-Arnsberg-Neheim), Sabine Krumrey (brandherm + krumrey interior architecture, DE-Hamburg), Prof. Judith Reitz (BFR LAB und PBSA Düsseldorf, DE-Köln) und Kristina Bacht (Kuratorin AIT-ArchitekturSalons und Verlagsleiterin, DE-Hamburg) sowie Uwe Koos (Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Sto-Stiftung, DE-Stühlingen) sowohl die Qualität der eingereichten Studienarbeiten als auch die kreativen Entwürfe zur diesjährigen Stegreifaufgabe, die zum fünften Mal ein Kriterium der Bewerbung darstellte.
In diesem Jahr sollten die Studierenden zum Thema „Zwischenraum“ einen Raum entwerfen, der trennender oder verbindender, ein permanenter oder temporärer, ein freiwilliger oder gezwungener “sozialer“ Zwischenraum ist, der “noch nicht“ oder “nicht mehr“ genutzt wird. Er kann zum geschützten Raum werden, zum Ort persönlicher Freiheit oder zum Ort der Begrenzung. Dieser „Zwischenraum“ kann fiktiv, im urbanen oder im ländlichen Lebensraum gewählt werden. Anhand einer Reihe von fünf bis zehn Visualisierungen, Modellfotos und Collagen sowie einem kurzen Text sollte dargestellt werden, wie der Kontext zu seinem Genius Loci dem gewählten „Zwischenraum“ eine Funktion gibt und eine Haltung zeigt, wie: Ist der „Zwischenraum ein Ort des Verweilens, der Zuflucht, der Interaktion, der Verknüpfung und Vernetzung, der Integration oder der Isolation?
Nach einem Verfahren aus drei Runden und ausgiebiger Diskussion entschied sich die Jury einstimmig für die Gewinner, die vor allem durch eine eigene Haltung und kreative Denkweise herausstechen. Das zur Verfügung stehende Preisgeld von 24.000 Euro wurde auf vier Studierende aus Deutschland, den Niederlanden und Rumänien aufgeteilt, die sich nun über einen monatlichen Zuschuss von je 500 Euro freuen dürfen.
Finanziert werden die Stipendien von der Sto-Stiftung, die die „Ausbildung der jungen Generation […] als eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft“ versteht und den Gewinnern ein Jahr lang ein sorgenfreies Studieren ermöglichen möchte. Aus diesem Grund unterstützt die Sto-Stiftung junge Menschen in ihrer akademischen Ausbildung. Als übergeordneten Zweck greift sie das Leitmotiv „Bewusst bauen“ der Sto SE & Co. KGaA auf und hat sich weltweite Technologieführerschaft in der Branche für eine menschliche und nachhaltige Gestaltung gebauter Lebensräume zum Ziel gesetzt.
„Für einen Raum gibt es viele Antworten. Diese werden im Studium gelehrt, übersetzt und angewendet. Für die Orientierung innerhalb dieses Spektrums gibt es vielfältige Angebote, Ausrichtungen und Entfaltungsmöglichkeiten. Seminare, Workshops, Summer Schools – all dies sind Gelegenheiten, neben dem traditionellen Studium Kenntnisse und Fähigkeiten auszubauen und eine eigene, aussagekräftige architektonischen Haltung zu entwickeln. Die AIT in Kooperation mit der Sto-Stiftung bietet ein besonderes Format, das talentierte Studierende mit einer finanziellen Hilfe für ein Jahr lang unterstützt. Ziel ist es, Potentiale zu entdecken, die Kreativität zu fördern und neue Perspektiven zu ermöglichen. Die Chance, die dieses Stipendium bietet, ist die des Freiraums für ein Jahr – in den Gedanken, in der Erzählung, im Handeln – unabhängig Projekte zu bearbeiten, sich auszuprobieren und weiter zu entwickeln. Bestenfalls entsteht in diesem Fokus eine eigene Geschichte – die vorher beschriebene Chance – für die jeweiligen Studierenden, die sie sich vorher nicht erahnt hätten.“
(Prof. Gesche Grabenhorst, ahrens & grabenhorst und Fachhochschule Bielefeld, DE-Hannover)
Die Juryurteile
Hochschule RheinMain, Wiesbaden
Stegreifentwurf „ZWISCHENRAUM UND ZEIT“ von Stella Josefine Funk
Die Bewerbung von Stella Josefine Funk zeichnet sich durch ihren Innovationsanspruch aus. Klassische Raumgefüge werden durch gestalterische Elemente komplettiert. Durch die momenthaften Szenen weist der Stegreif „Zwischenraum und Zeit“ ein Verständnis von Innenraum und konzeptionellem Denken auf. Bemerkenswert ist, dass die Studentin das Stipendium trotz der geringen Semesterzahl erhält. Das Potential wird erkannt und gerne gefördert.
Hochschule Mainz
Stegreifentwurf „ein zu entdeckendes Geheimnis“ von Juliane Glaser
Die besondere Fähigkeit dieser Stipendiatin lässt eine hohe Sensibilität vermuten: Die Arbeiten weisen Analogien mit dem Spiel von Raumproportionen, -tiefen und -höhen im Kontext von Perspektivwechsel des Betrachters in Bezug auf Ein-, Aus- und Durchblicke auf. Ohne verspielt zu sein, zeugen sie von Poesie. Sie experimentieren mit dem Vorder- und Hintergrund und mit unterschiedlichen Tiefenschärfen.
University of Architecture and Urbanism “Ion Mincu” Bukarest, Rumänien
Stegreifentwurf „Artificial Reef“ von Anca Badut
Die Verfasserin hat in ihrem Stegreif mit der Interpretation der Tropfsteinhöhle einen besonderen Zwischenraum angeboten. Des Weiteren lassen die Studienarbeiten auf ein strukturiertes und analytisch tiefsinniges Arbeiten schließen. Die große gestalterische Bandbreite von Struktur, Raum und Atmosphäre und die Ausarbeitung von der Skizze bis zur Animation von Raum hat die Jury zu dem Entschluss bewegt, die Studentin zu fördern. Die Arbeit überzeugt durch die besondere Ausprägung von Textur und Material und im Spiel mit Licht und Schatten.
Piet Zwart Institute Rotterdam, Niederlande
Stegreifentwurf von Carlijn Olde Beverborg, siehe: https://vimeo.com/276070925
„The Space between“ zeigt einen Kurzfilm zum Thema Zwischenraum, der die Betrachter begeistert: Zwischen hartkantigem Möbel, nackter Haut und gefaltetem Papier entsteht ein Dialog, der mit den Sinnen spielt, verschiedenste Räume aufruft und die Blicke des Betrachters schnell und intensiv wechseln lässt. Das Werk besticht durch seine sehr eigenständige Haltung, die mutige Bearbeitung jeglicher Raumszenarien mit einem besonderen herausragenden Verständnis für Textur, Proportion, Stimmung und Ästhetik. Einfach gut! Themenübergreifend sicher im Entwurf und begabt. Wir als Jury freuen uns außerordentlich, ein Portfolio in dieser Ausformulierung beurteilt haben zu dürfen.
Die Juroren 2018/2019
ahrens & grabenhorst und Fachhochschule Bielefeld, DE-Hannover
Frau Prof. Gesche Grabenhorst studierte an der Technischen Universität München und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und gründete 1994 mit Roger Ahrens ihr eigenes Studio. Mit über 20 Jahren in der Selbstständigkeit und einer Professur an der Fachhochschule Bielefeld verfügt sie über eine weite Bandbreite an theoretischem und praktischem Wissen um das Thema Architektur und Städtebau. 2010 gewann die Bürogemeinschaft den Niedersächsischen Staatspreis für Architektur für den Umbau einer entwidmeten Kirche in eine Synagoge mit Gemeindezentrum. Frau Prof. Grabenhorst engagiert sich in Stiftungen und Vereinen im Bereich Kultur und Bildung und ist seit 2012 Mitglied im Konvent für Baukultur.
KEGGENHOFF | PARTNER und Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur (TH OWL), DE-Arnsberg-Neheim
Sabine Keggenhoff absolvierte eine Lehre als Bauzeichnerin und studierte an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur. Nach Stationen in Sydney und Amsterdam, gründete sie 2001 gemeinsam mit Michael Than KEGGENHOFF | PARTNER. Seitdem realisieren sie im Team Projekte beider Disziplinen im In- und Ausland, die von Beginn an und fortwährend Auszeichnung erfahren. Lehraufträge nahm sie in Detmold von 2007 – 2009, später von 2013 – 2014 an der PBSA – Peter Behrens School of Architecture in Düsseldorf wahr. Zur Professorin berufen wurde sie 2015 im Lehrgebiet „Entwerfen Innenarchitektur“, ebenfalls an der PBSA, bevor sie 2020 in gleicher Position an die Detmolder Schule wechselte. Sabine Keggenhoff engagiert sich zudem kontinuierlich, ehrenamtlich und überregional im baukulturellen Diskurs.
brandherm + krumrey interior architecture, DE-Hamburg
Sabine Krumrey studierte Innenarchitektur an der FH Rosenheim. Nach dem Diplom folgten verschiedene Stationen in Innenarchitekturbüros im Süden Deutschlands, bevor sie sich im Jahr 1993 mit einem Büro für Innenarchitektur selbständig machte, ab dem Jahr 1996 in Zusammenarbeit mit Susanne Brandherm. Das gemeinsame Büro brandherm krumrey interior architecture mit Standorten in Hamburg und Köln wurde im Jahr 1999 gegründet. Die Arbeitsschwerpunkte des vielfach ausgezeichneten Büros liegen im Bereich Gesundheitswesen, Shop- und Messegestaltung, Hoteleinrichtungen, Office- und Privateinrichtungen. Neben einer regen Vortrags- und Jurytätigkeit ist Sabine Krumrey seit März 2015 als Dozentin im Fachbereich ‘Raumkonzepte und Design’ an der AMD Akademie Mode und Design in Hamburg tätig.
BFR LAB und PBSA Düsseldorf, DE-Köln
Judith Reitz ist seit Mitte 2012 an der PBSA/HS Düsseldorf als Professorin im Bereich Innenarchitektur und Grundlagen des Entwerfens berufen. Sie unterrichtet dort experimentelle und typologische Entwurfsstrategien im Bachelor- und Masterstudium. Ein Fokus Ihrer Arbeit ist die Integration der praktischen und angewandten Lehre Innenarchitekturstudium. Weiterhin unterrichtete sie von 2007-2016 Graphik Design und Animation als außerordentliche Professorin an der Texas A&M. Seit 2005 ist sie Teil des Design.Develop.Build Netzwerkes, wo seitdem viele 1:1 Kultur- und Bildungsprojekte in Entwicklungsländern und auch in NRW entstanden sind. Judith Reitz erlangte ihren Universitätsabschluss mit Auszeichnung in einer Zusammenarbeit der RWTH Aachen und der Akademie fu?r angewandte Kunst Wien/Meisterklasse Zaha Hadid. Bis zur Gründung ihres eigenen Forschungsbu?ros BFR LAB – office for research, architecture and design – im Jahre 2006, war sie als Design- und Projektarchitektin bei Zaha Hadid Architects in London tätig. Von 2006 – 2012 war sie an der RWTH Aachen als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl fu?r Gebäudelehre angestellt. Neben vielfältigen Preisen wurde sie unter anderem 2009 mit dem Förderpreis für junge Ku?nstler des Landes NRW ausgezeichnet und war 2006 Stipendiatin der Casa Baldi/Villa Massimo. Ihre Arbeiten im Rahmen des Design.Develop.Build Programmes haben schon viele Preise (Architizer 2017, AIT-Award 2017, DAM beste Auslandbauten 2016/2018, IDA 2016) erhalten und werden immer wieder in Fachmagazinen und Büchern publiziert.
Kuratorin AIT-ArchitekturSalons und Verlagsleiterin, DE-Hamburg
Kristina Bacht studierte Architektur- und Städtebau an der Technische Universiteit Delft/Niederlande und der Universidad Tecnica Federico Santa Maria in Valparaiso/Chile. Während und nach ihrem Studium arbeitete sie in verschiedenen international tätigen Architekturbüros in Deutschland, den USA und den Niederlanden. Seit 2005 ist Kristina Bacht bei AIT-Dialog mit dem Arbeitsschwerpunkt Architekturkommunikation beschäftigt, wo sie 2009 die AIT-ArchitekturSalons mit Standorten in Hamburg, Köln und München entwickelte und aufbaute. Als leitende Kuratorin der Galerien organisiert sie Ausstellungen international renommierter Architekten und ist verantwortlich für zahlreiche internationale Architekturkongresse und -symposien, Wettbewerbe, Workshops, Fokusgruppen sowie redaktionelle Veranstaltungen, Architekturmagazine und -publikationen. Von 2009-2013 war sie stellvertretende Verlagsleiterin, seit 2013 ist sie Verlagsleiterin.
Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Sto-Stiftung, DE-Stühlingen
Nach seiner Ausbildung zum Maler- und Lackierermeister folgte ein Studium zum Farbdesigner.
Ein Studienaufenthalt führte Uwe Koos an die University of Minnesota in die USA. Nach einer freiberuflichen Tätigkeit im Bereich Farbe und Design baute Uwe Koos den Bereich Farbdesign für das Unternehmen Sto mit Studios in Deutschland, Europa, Nordamerika und Asien auf. Über 30 Jahre verantwortete er in der Sto AG die die Positionierung des Strategischen Designs und die internationale Marketingkommunikation. Seit Gründung der Sto-Stiftung im Jahr 2005 ist Uwe Koos Vorsitzender des Vorstandes.
Ehrengast
Katja Stotmeister
Ir. Kristina Bacht (MSc Arch)
Kuratorin | Leiterin AIT-ArchitekturSalons
Verlagsleiterin
Gesellschaft für Knowhow-Transfer in Architektur und Bauwesen mbH
Bei den Mühren 70 | 20457 Hamburg
Fon: +49 (0)40 / 70 70 898-11
Fax: +49 (0)40 / 70 70 898-20
E-Mail: kbacht@ait-online.de
stipendium@ait-architektursalon.de
www.ait-architektursalon.de/stipendium