beyond.aco | 26. April 2022 – On-Site

Daniel Zimmermann (3:0 Landschaftsarchitektur, AT-Wien)
Sponge Cities for Trees

DAS PRINZIP
Stadtbäume beeinflussen das Mikroklima positiv. Sie verringern Windgeschwindigkeiten und spenden Schatten. Durch Verdunstung entziehen sie ihrer Umgebung fühlbare Wärme und erhöhen die Luftfeuchte. Die empfundenen Umgebungstemperaturen werden reduziert. Deshalb zählen vitale Bäume zu den wirksamen Mitteln gegen lokale sommerliche Überhitzung – dem sogenannten Urban-Heat-Island Effekt.

Das Schwammstadt-Prinzip für Bäume ist ein innovatives System, das die gesunde Entwicklung großkroniger Bäume in befestigten Flächen ermöglicht und unterirdischen Retentionsraum für die Niederschlagswasser schafft und so das Überleben der Stadtbäume im Straßenraum sichert.

Wenn der Wurzelraum von Bäumen unter befestigten Flächen liegt (Gehwege, Parkplätze, Straßen), muss der Straßenunterbau eine geeignete Struktur aufweisen, die sowohl den technischen Anforderungen des Straßenbaus als auch den biologischen Ansprüchen von Bäumen gerecht wird. Durch die Schaffung von Retentionsraum für Niederschlagswasser wird das Kanalsystem entlastet und die Bäume auch in Trockenperioden mit Wasser versorgt.

TATSACHEN
Klimawandel findet statt! Heiße, trockene Sommer werden viel mehr Hitzetage und Tropennächte bringen. Lokal auftretende Starkregenereignisse werden häufiger die Kanalsysteme überlasten und Überflutungen verursachen. Für diese Folgen des Klimawandels müssen Kommunalverwaltungen Strategien entwickeln.

Die Klimaprognosen für die nächsten Jahrzehnte zeigen an, dass sich die Klimakrise noch verschärfen wird. Um unsere Siedlungsräume lebenswert zu erhalten, müssen Verwaltungs- und Planungsstellen darauf reagieren. Maßnahmen, die in Zukunft wirken sollen, müssen heute gesetzt werden.

HERAUSFORDERUNGEN
“Baum braucht Raum”
Bäume erreichen ihr volle Leistung gegen die Auswirkungen des Klimawandels erst nach rund 30 Jahren, wenn sie eine große Krone entwickelt haben. Die Kronengröße steht aber in direktem Zusammenhang mit dem Wurzelvolumen. In der Praxis finden wir in Städten und Gemeinden zu kleine Baumscheiben, ungeeignetes Substrat, Bodenverdichtung und schadstoffbelastete Straßenwasser vor. Die Bäume bleiben nach wenigen Jahren in ihrer Entwicklung stecken, verursachen erhöhten Pflegeaufwand und sterben oft ab, zudem verursachen die Wurzeln oft erhebliche Schäden an kommunaler Infrastruktur (aufgebrochene Straßenbeläge, eingewachsene Leitungen).

Die meisten Straßenbäume erreichen derzeit nur mehr ein Alter von 20 bis 30 Jahren und bleiben klein. Sie können ihr Potenzial zur Dämpfung der Klimakrisenfolgen nicht annähernd entfalten! Mit dem Schwammstadt-Prinzip können die Baumscheiben an der Oberfläche kleiner gehalten werden, da Wasser und Luft für die Bäume unter den befestigten Oberflächen zur Verfügung gestellt werden. Niederschlagswasser wird in den unterirdischen Retentionsraum der Schwammstadt eingeleitet, an Bodenpartikel gebunden und gespeichert, bis es von den Bäumen verdunstet wird. Überschüssiges Wasser versickert oder wird abgeleitet. Das schafft mehr Spielraumfür die Gestaltung des öffentlichen Raums.

Das Thema wird “On-Site” sowohl in der Theorie als auch anhand zweier Praxisbeispiele näher vorgestellt: Stadtentwicklung am Beispiel vom „Quartier am Seebogen“ sowie die Umsetzung im Bestand am Beispiel der Stadt Graz.

Über Daniel Zimmermann (3:0 Landschaftsarchitektur, AT-Wien)

We do have solutions.
We just have to dare to implement them in our cities.
Blue-green infrastructure helps!

Der Landschaftsarchitekt und Diplomingenieur Daniel Zimmermann lebt und arbeitet in Wien, Österreich. Sein Büro „3:0 Landschaftsarchitekten“, das er nach dem Besuch der Gartenbauschule in Wien-Schönbrunn, der Universität für Bodenkultur in Wien, der TU Wien und der Universität in Hannover im Februar 2000 gemeinsam mit Clemens Lutz und Oliver Gachowetz in Wien gründete, ist seit Jahren sehr erfolgreich. Es ist spezialisiert auf öffentliche Projekte, die Gestaltung großer städtischer Freiräume, wie Parks, Plätze und Straßen und insbesondere auf Bäume. In den letzten Jahren hat sich die Anpassung an den Klimawandel zu einem Hauptschwerpunkt des Büros entwickelt.

Die zeitgemäße Verwendung von Pflanzen ist Daniel Zimmermann ein besonderes Anliegen und so engagiert er sich neben seiner anderen Aufgaben auch für das Thema des Stadtbaumes und der Schwammstadt in Österreich. Er ist Gründungsmitglied des Arbeitskreises Schwammstadt (Sponge-city for trees, 1998) und Mitglied der ÖGLA (Österreichische Gesellschaft für Landschaftsarchitektur). Seiner Meinung nach benötigen klimasensible Planungen dringend einen Paradigmenwechsel, um die derzeitige Lebensqualität grundsätzlich zu erhalten.

Er hält seit 2021 eine Gastprofessur am Forschungsbereich Landschaftsplanung und Gartenkunst mit dem Schwerpunkt „Landschaftsarchitektur als Mittel zur Klimawandelanpassung“ an der TU Wien inne und gewinnt mit seinem Büro zahlreiche Wettbewerbe. Zuletzt konnte es 2021 mit der Neugestaltung des Vorplatzes vor dem Haus der Wiener Wirtschaft den ersten Preis für sich verbuchen. Ebenfalls den ersten Preis gewann „3:0 Landschaftsarchitekten“ für den geladenen einstufigen Realisierungswettbewerb „Zentrale Rotes Kreuz“ in der Steiermark. Durch die „wohldurchdachte Anordnung und Positionierung der Baukörper“ schaffte das Büro mit seinem Entwurf Raum für einen, dem Besucher und Mitarbeiterstrom entsprechenden, großzügigen Vorplatz inmitten eines möglichen Quartierparks. Über den Wettbewerbsbeitrag heißt es in der Begründung: „Eine derartige Komposition schafft mehr als nur die Erfüllung des Raumprogramms. Es gibt dem Gebäude einen entsprechenden positiven Auftritt, und vermittelt Transparenz, Offenheit und viel Platz im Innen- wie im Außenraum.“

www.3zu0.com

WordPress Video Lightbox