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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA
VILLA KINDERZAHN
IN GÜTERSLOH
Entwurf • Design 12:43 Architekten Bucher&Prokop, Stuttgart
Die denkmalgerechte Sanierung einer Gründerzeitvilla mit den Anfor-
derungen an zeitgemäße Kinderzahnheilkunde zu verbinden, ist 12:43
Architekten aus Stuttgart gelungen: Die Umnutzung zweier Geschos-
se eines Gütersloher Baudenkmals demonstriert, dass eine zielgrup-
penaffine Gestaltung von Kinderpraxisräumen nicht im Widerspruch
zu generationsübergreifender Entspannung und Wohlbefinden steht.
von • by Friederike Bienstein, Berlin
E nde der 1990er-Jahre wurde in Deutschland die Gruppen- und Individualprophylaxe
eingeführt – mit Erfolg: Die Kariesrate halbierte sich bei den Erwachsenen und sank bei
Kindern um 90 Prozent. Die Profiteure regelmäßiger Zahnarztbesuche ab dem Kleinkindal-
ter finden in Gütersloh neue, maßgeschneiderte Räumlichkeiten: Angst und Stress weichen
guter Gestaltung, wertigen Oberflächen und einem schlüssigen Farbkonzept. 12:43 Archi-
tekten nahmen die Herausforderung an, im Rahmen der Sanierung und Umnutzung ein
denkmalverträgliches Gestaltungskonzept für die Kinderzahnarztpraxis „Villa Kinderzahn“
zu entwickeln und umzusetzen: Filigrane Glaswände erhalten die Wahrnehmbarkeit des
Bestandes, und nur wenige neue Wände wurden addiert, um die funktionalen Anforderun-
gen an eine Praxis zu erfüllen. Die gesamte technische Infrastruktur der über zwei Etagen
organisierten Praxis wurde durch die Decken im UG geführt, um keine Bestandswände
zu zerstören. Ein Güteraufzug ermöglicht den Transport von Zahnarztinstrumenten aus
dem UG in die EG-Behandlungsräume. Eine weitere Maßgabe des Denkmalschutzes war
der Erhalt der Bestandsböden: Historisches Eichenparkett wurde sorgfältig renoviert und
Eichenholz in die Entwurfdetails integriert. Der ebenfalls zu erhaltende rostrote Fliesenbo-
den im Rezeptionsbereich lieferte die Grundlage für das harmonische Farbkonzept der Pra-
xis. Drei ergänzende Pastelltöne und ein vermittelndes Greige betonen historische Holzele-
mente, Türen und Fußleisten und schaffen eine beruhigende Atmosphäre. Einbaumöbel
mit Rundbögen in Anlehnung an den Bestand sowie matte Oberflächen und zarte Dschun-
gel-Grafiken im Einklang mit der Corporate Identity stellen sicher, dass die Gestaltung im
historischen Kontext leicht wirkt. Mit Podesten am Empfangstresen, die „Kommunikation
auf Augenhöhe“ ermöglichen sollen, einem offenen Mundhygienebereich zwischen Warte-
und Behandlungsraum, der zum Zähneputzen vor dem Arztbesuch anregt, zahlreichen
Spielmöglichkeiten im Wartebereich und einem humorvollen, filigranen Leitsystem ist das
Gestaltungskonzept dezent konsequent auf die Perspektive von Kindern ausgerichtet. Das
Projekt wurde im April mit dem 1. Preis des ECIA Award 2025 (s. AIT 5.2025) ausgezeichnet.
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