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Laura Zalenga
1990 in Ulm geboren 2009 Abitur am Wieland-Gymnasium in Biberach 2010–2014 Architekturstudium an der TU München
10/2014–03/2015 Praktikum bei AIT seit 2014 freischaffende Fotokünstlerin Kunden Sony, Adobe, Lufthansa, Fiat, FinnAir,
Artemide, Disney, MaxMara, ... Kontakt laurazalenga.com, laurazalenga@yahoo.de
„Grimm Compact“: Laura Zalengas reduzierte Interpretationen märchenhafter Schlüsselszenen • “Grimm Compact”: Laura Zalenga’s minimalist interpretation of fairy-tale key scenes
F rau Zalenga, Sie haben Architektur studiert, arbeiten aber als Selbstporträt- r Viele Betrachter fragen sich, wie Ihre Fotos entstehen. Was sind Ihre wichtigsten
und Porträtkünstlerin. Erklären Sie uns, was Sie tun und wie es dazu kam.
Arbeitsinstrumente? Wie viel „reine Fotografie“ beziehungsweise wie viel Technik
Ich liebe Architektur! Im Museum sehe ich oft keines der Kunstwerke, weil ich das und digitale Bildbearbeitung oder Photoshop steckt in Ihren Bildern?
Gebäude bestaunen muss. Auf Autofahrten bin ich besser Beifahrerin, weil ich schöner Das ist tatsächlich ganz unterschiedlich. Immer mehr merke ich, dass das wichtigste
Architektur nachschaue. Wenn es um Architektur geht, bin ich Konsumentin. Ich Instrument meine Augen sind und natürlich das, was mein Verstand aus den
bestaune sie, untersuche sie, genieße sie, aber ich hatte nie das Gefühl, dass die aktive Eindrücken macht. Selbstverständlich ist meine Kamera auch immer ein Teil des
Rolle der Architektin für mich passt. Ich hätte sicherlich eine mittelmäßig gute, mit- Prozesses. Die Bildbearbeitung nimmt speziell dann einen sehr großen Part ein, wenn
telmäßig glückliche Architektin werden können, aber ich brenne einfach für Foto grafie. es in der Realität nicht – oder nur mit sehr großem, auch finanziell großem – Aufwand
Schon während meines Studiums habe ich an freien Tagen – es waren wohl eher möglich wäre, eine Idee umzusetzen.
Stunden – fotografiert, auf sozialen Netzwerken Inspirationen gefunden, mich vernetzt
und erste fotografische Erfolge erzielt. Deshalb war der Einstieg in die Selbstständigkeit r Sie gehören zu den Digital Natives. Durch das Internet haben Sie eine ideale
vor vier Jahren kein Schritt ins vollkommen Ungewisse. Dennoch war der Tag, an dem Plattform zur Verbreitung Ihrer Fotos gefunden. Wäre Ihre künstlerische Laufbahn
ich mir selbst erlaubte, selbstständige Fotokünstlerin zu sein, einer meiner besten und ohne Flickr, Facebook, Instagram und Co. so denkbar gewesen?
aufregendsten. Fotografie gibt mir eine unglaubliche Freiheit. Nie zuvor hatte ich ein Auf keinen Fall! Ich verdanke dem Internet so viel. Ganz am Anfang habe ich meine
Medium, mit dem ich mich so direkt und uneingeschränkt ausdrücken konnte. ersten fotografischen Gehversuche auf Flickr hochgeladen und dort nicht nur
unglaubliche Inspirationen gefunden, sondern auch Menschen, die heute meine inter-
r Sie sind Autodidaktin, haben keine Ausbildung zur Fotografin gemacht und nie nationale „Foto-Familie“ sind. Wir haben uns schon an verschiedensten Orten der Welt
Fotografie studiert. Ist Fotografie für Sie Beruf und Berufung zugleich? in angemieteten Hütten getroffen, nachdem wir uns anfangs nur aus dem Internet kann-
Definitiv! Und vielleicht sogar etwas mehr Berufung. Es war nie so geplant, sondern ist ten. Es ist ein unglaublicher Zusammenhalt entstanden. Gemeinsame Fotoprojekte,
eher passiert, weil es sich richtig angefühlt hat. Mein Leben ist Fotografie geworden. innige Freund schaften und ein internes Hilfsnetzwerk – in dem zum Beispiel alle zusam-
Meine Augen sind Scanner, die meine Umwelt – jedes Gesicht, jeden Ort, jede menlegen, wenn eine Kamera geklaut wird. Außerdem habe ich durch die vielen
Lichtstimmung, jede Geschichte – in Fotografien denken. Und ich liebe es! Was gibt es Follower, die meinen Arbeiten folgen und sie teilen, auch das Glück, dass immer mehr
Schöneres, als selbst in einem riesigen Müllberg eine ästhetische Foto-Idee zu sehen, Menschen und potenzielle Auftraggeber auf meine Fotografien aufmerksam werden.
mit der man vielleicht noch eine kritische Botschaft transportieren kann? Das ist eine Chance, die ich ohne das Internet nie gehabt hätte.
r Die Natur spielt als Sets für Ihre Selbstporträts eine entscheidende Rolle. Wie ent- r Neben freien Projekten arbeiten Sie auch im Auftrag von Firmen und Magazinen.
decken Sie diese Orte, und wie sehr gehört das Reisen zu Ihrem Beruf? Sie halten Vorträge, nehmen an Diskus sionsrunden teil, sind Jurymitglied bei
Ich suche meine Reiseziele tatsächlich oft danach aus, ob sie zu meinem Foto-Stil Fotowettbewerben. Wie international und vernetzt ist Ihr Leben?
passen. Aber selbst an all den Orten, die ich mir nicht aussuchen konnte, habe ich bis - Dank des Internets sind Aufträge und Veröffentlichungen aus der ganzen Welt zusam-
her immer geeignete Locations entdeckt. Man muss sich seine kleinen Ecken suchen mengekommen. Eine Serie über Träume für Disney, eine Publikation in einem chinesi -
und gute Lichtstimmungen abpassen. Es kann auch mal ein Hinterhof oder ein schen Foto-Magazin, Bühnen-Vorträge für Sony, Workshops in Süditalien, eine
Kinderspielplatz sein. Oft entdecke ich neue Orte zum Fotografieren auch dann, wenn Reisereportage für Lufthansa in Florida, das Cover für das Opernmagazin eines Theaters
ich gar nicht suche. Zum Beispiel, wenn der Zug an einem großen Kohleberg vorbeizieht, in Brisbane oder Interviews für Adobe in San Diego. Natürlich entstehen viele Projekte
oder wenn ich mit dem Hund im Wald bin und eine Lichtung mit schöner Licht- auch aus persönlichen Kontakten, beispielsweise, wenn ich auf Messen immer wieder
stimmung entdecke. Menschen vorgestellt werde. Aber der Großteil meiner Auftraggeber findet mich online.
AIT 9.2018 • 049