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Gio Ponti
Wie verpackt man sechs Jahrzehnte kreative Schaffenskraft eines Universalkünstlers, einer
herausragenden Mehrfachbegabung? Die Antwort, so einfach wie gewichtig: In ein sechs
Kilogramm schweres Buch mit annähernd 600 Seiten! Gio Ponti-Fans werden gejubelt
haben, als der Taschen Verlag diesen Prachtband herausbrachte, denn wer Ponti bislang
aufgrund seines umfangreichen Lebenswerkes bewundert hat, erfährt jetzt – gefühlt –
alles, auch viel Persönliches über den großen Meister: Familiengeschichte, Kindheit, Aus-
bildung, Kriegseinsatz und natürlich sechs Dekaden Wirken als Architekt, Innenarchitekt,
Designer, Künstler und Journalist. Er selbst publizierte über sein eigenes Schaffen nur ein
einziges Buch, „Espressione di Gio Ponti“, 1954 in Mailand erschienen und natürlich vom
Layout über Texte bis hin zum Titel alles aus seiner Hand. Denn grundsätzlich war er der
Meinung, dass Architektur schneller und einfacher in Zeitschriften zu veröffentlichen ist.
Deshalb gründete er bereits 1928 die Zeitschrift Domus, die er mit kurzer Unterbrechung
bis zu seinem Tod 1979 leitete. Der Tatsache, dass seine Tochter Lisa Licitra Ponti ihn be-
reits schon damals als Redakteurin für Domus und Stile (1941–1947) begleitete und deren
Sohn Salvatore Licrita den umfangreichen Nachlass seines Großvaters verwaltet, ist es si-
cherlich zu verdanken, dass das ungeheure Œuvre des Maestros der Moderne scheinbar
lückenlos aufgearbeitet werden konnte. Fotos, Zeichnungen, Skizzen, Schriften – großfor-
matig und in bester Druckqualität – bezeugen eindrucksvoll sein Lebenswerk. So blättert der sich in zahlreichen Architekturentwürfen von Privathäusern, Hotels und Bürokomple-
sich der Leser durch Abbildungen phönizischer Vasen, Geschirr und Keramiken, er erfährt xen niederschlug. Letztendlich hatte er seinen Aktionsradius über Italien hinaus in die
von Kaffeemaschinen, Griffen und Besteck, die der rastlose Entwerfer gestaltete – von Stof- Niederlande, die USA, in Länder wie Irak, Iran, Pakistan, Hongkong und Venezuela aus-
fen und Möbeln wie dem berühmten Super-Leggera, dem weltweit leichtesten Stuhl. Er gedehnt. Mit diesem erstaunlich umfassenden Werk ist dem Herausgeber Karl Koblitz
erkennt dabei Pontis Vorliebe für archetypische Formen und „seinen fast fieberhaften, kör- eine großartige Leistung gelungen – inhaltlich wie auch technisch auf höchstem Niveau
perlichen Drang, ein Universum aus Ponti-Objekten zu schaffen.“ So beschreibt ihn der und den doch recht hohen Kaufpreis jederzeit rechtfertigend. Das textilgebundene
Autor Stefano Casciani fundiert, detail- und faktenreich – im Buch auf Englisch und in Schwergewicht dürfte auf der Wunschliste vieler Ponti-Fans ganz weit oben stehen. ps
einer separaten Broschur auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Gut nachzuvollziehen
sind anhand der nicht nur chronologisch, auch thematisch sortierten 17 Kapitel die histo- Gio Ponti Erschienen 2021 im Taschen Verlag. Mit Texten von Karl Kolbitz, Salvatore Licitra, Stefano Casciani, Lisa Licitra Ponti,
rische und politische Entwicklung Italiens, wie auch die des formalen Ausdrucks Pontis, Brian Kish, Fabio Marino. Hardcover, 36 x 36 cm, 5,67 kg, 572 Seiten. Famous First Edition. 200 Euro. www.taschen.com
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