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Entwurf • Design Katrin Hootz Architektengesellschaft mbH, München
Katrin Hootz Bauherr • Client Boesner GmbH, Forstinning
Standort • Location Werk 3, Gra fingerstraße 2, München
1962 in Stuttgart geboren 1982–1988 Architekturstudium an der Universität Stuttgart 1985–1986 Architekturstudium an der ETH Zürich 1989 Mitar- Nutzfläche • Floor space 1.000 m 2
beit bei Josep-Lluis Mateo in Barcelona 1990–2008 Goetz und Hootz Architekten, München 1996 Geburt Tochter Karla 1998 Geburt Tochter Donata
Fotos • Photos Julia Schambeck, München
2008–2012 Goetz Hootz Castorph Architekten und Stadtplaner, München seit 2013 Katrin Hootz Architektengesellschaft, München
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Aufgrund der geringen Lagergröße wurden alle Präsentationsmöbel mit zusätzlichem Stauraum in der Tiefe ausgestattet. • All the display furniture was designed exactly according to the needs and in close cooperation with the employees.
A uf dem ehemaligen Betriebsgelände von Pfanni, Zündapp, Konen und Optimol Grauton – Schiefergrau, RAL 7015 – gehalten und bieten so den idealen Hintergrund für
entsteht derzeit ein neues Stadtviertel direkt am Münchner Ostbahnhof. Lange
die bunte Ware. Auch die oft sehr dominanten Lieferantenregale wurden in diese
Jahre war dieses Gebiet unter dem Namen „Kunstpark Ost“ als Party- und Veranstal - „Metastruktur“ integriert. Darüber hinaus prägen repräsentative, vom Schreiner gefer-
tungs ort be kannt. Rund um den zentralen Bereich am Werk 3, der ehemaligen Knö - tigte, individuelle Möbel das Bild der Räume. Sowohl Kassen, Infotheken, Beratungs -
delfabrik von Pfanni, entsteht heute die sogenannte Werksviertel-Mitte. Die hier tische, Sonderregale als auch die Präsentationsmöbel für Rahmen, Passepartouts, Papier
bereits ansässige Kunst- und Musikszene wird in Zukunft noch durch das neue Kon - und Bücher sind Sonderanfertigungen aus laminiertem Holzwerkstoff in Holzoptik.
zert haus der Stadt München als Heimat des Symphonieorchesters des Bayerischen
Rund funks bereichert. Im oben er wähnten Werk 3 befinden sich heute Galerien, Ate - Alle Möbel wurden nach dem jeweiligen Bedarf entwickelt
liers, Büros, Läden, Restaurants und im Untergeschoss Bars und Diskotheken. In die-
sem idealen Kontext konnte im April des vergangenen Jahres Boesner, ein Unter neh - Für alle begehbaren Bereiche wie Podeste und Stufen wurden Fußbodendekore verwen-
men, das Künst lerbedarf, Rahmungen und Bücher vertreibt sowie Veranstal tungen, det, um Langlebigkeit zu erreichen. Da den Verkaufsräumen wenig Lagerflächen zur
Workshops und Seminare organisiert, seine innenstadtnahe De pendance eröffnen. Verfügung stehen, sind alle Möbel mit Stauraum optimiert. Anstatt der üblicherweise
Unsere Aufga be bestand darin, auf der nicht allzu großen Fläche – circa 1.000 Quad - verwendeten, einfachen Paletten zur Lagerung und Präsentation von Rahmen und Pa -
ratmeter – das um fangreiche Sortiment übersichtlich und großzügig zu präsentieren. pier wurden „Pagoden“ exakt auf die für sie bestimmten Produkte hin entwickelt. Sie
Wie bei allen unseren Projekten stand die Entwicklung eines klaren und die Atmo - beinhalten neben Präsentationsflächen nach außen und oben versteckte Lagerflächen
sphäre des Rau mes prägenden Themas im Vordergrund. in der Tiefe. Alle verwendeten Möbel wurden in enger Zusammenarbeit mit den verant-
wortlichen Firmenmitarbeitern exakt nach Bedarf entwickelt und bemessen. Beim
Ziel war eine wertige und übersichtliche Präsentation Buch bereich im Erdgeschoss, dem eine besonders repräsentative Lage direkt am
Eingangs bereich vorbehalten ist, haben wir uns in der Gestaltung an der Möblierung
Das Konzept für die Gestaltung des Ladens wird von zwei grundsätzlichen Überle gungen anspruchsvoller Buchläden orientiert. Die angehobene Galerie ermöglicht eine bessere
getragen. Die Reduktion auf wenige Farben und Materialien zusammen mit einer Dif - Nutzung des Wandregales durch die Kunden, die vorgelagerten, abgetreppten Sitz- und
feren zierung von Lager- und Präsentationsflächen soll dem Verkaufsraum optisch Ruhe Präsen tationsstufen wiederum laden zum Sitzen und Schmökern ein. Auch darunter
verleihen und die Produkte in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen. Gleichzeitig befinden sich große Lagerschubladen. Im Obergeschoss wurde zur Verstärkung der
unterstützt die hochwertige, handwerkliche Fertigung der Sonder möbel auch die Wahr - Aufent haltsqualität ein aus dem Buchbereich weiterentwickeltes Sitzelement zum
nehmung der Wertigkeit der zum Kauf angebotenen Waren. Das Ladenlokal verteilt sich „Ausguck“ verwandelt. Von hier aus blickt man aus erhöhter Sitzposition auf den neu
auf zwei Etagen. Die Ladenfläche ist in dichtere und offenere Zonen unterteilt, sodass entstehenden Platz, der das Zentrum des Werksviertels bilden wird, und die umliegen-
Sichtachsen die Orientierung ermöglichen. Die Betonung des rohen Charakters der den in Planung befindlichen Gebäude. Durch die möglichst frei gehaltene Befensterung
Werkshalle mit Estrichboden und sichtbarer Leitungsführung war die Grundlage des ist der Bezug zur Umgebung jederzeit vorhanden und erwünscht. Zur besseren
Konzeptes. Die Beleuchtung wird bestimmt von großen, im Raster des Baus gleichmäßig Auffindbarkeit sind die Kassen und Infotheken wie kleine Kioske mit großer, aufgesetz-
verteilten Industrieleuchten. Ergänzt werden diese durch einzelne, gezielt gesetzte ter Beschriftung in den Flächen verteilt. In den abgehängten Decken ist die Beleuchtung
Punktstrahler. Ruhe- oder Beratungsbereiche sind durch eingefärbten Estrich abgesetzt. integriert, die Theken nehmen alle notwendigen Schubladen, Computeranschlüsse und
Die Personalräume sowie die Werkstatt befinden sich im Obergeschoss als rückwärtige Kassen auf. Die seitlichen Wände sind innen mit jeweils unterschiedlich farbigen
Spange zum Verkaufsraum. Alle allgemeinen Elemente wie Werkstattmöbel, Lagerregale Schichtstoffen belegt. Die letzte große Herausforderung vor der Eröffnung meisterten die
aus Holz und Metall sowie die metallene Geschosstreppe sind in einem einheitlichen Mitarbeiter durch die Bestückung der Möbel mit der vorgesehenen Ware.
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