Schweizer Abend mit Christ & Gantenbein
Das Tichelhaus gegenüber des Mahnmals St. Nikolai © Simon Menges | Emanuel Christ © Lukas Wassmann
Der ArchitekturSalon Hamburg lädt zu einem „Schweizer Abend mit Christ & Gantenbein“ am 3. Juni 2025 um 18.30 Uhr ein. Nach einer gemeinsamen Besichtigung des jüngst fertiggestellten Tichelhauses beim ArchitekturSalon vor Ort folgt im ArchitekturSalon der Vortrag “Brick Building” von Emanuel Christ über das Bauen in Europa aus Schweizer Perspektive und ein Gespräch mit Tobias Goevert (Abteilungsleitung Landes- und Stadtentwicklung, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg).
Oft blicken Architekt*innen mit bewunderndem, fast neidvollen Blick in die Schweiz und fragen sich, wie machen die das? Die Schweizer Baukultur vereint eine zurückhaltende Gestaltung mit Detailgenauigkeit und großer Liebe zum Material. Die Schweizer*innen können Sichtbeton ebenso wie Holzbau, traditionelles Handwerk ebenso wie technisch atemberaubend innovative Projekte. Der fruchtbare Boden für gute Architektur sind das seit Jahrzehnten in der Bevölkerung geförderte Architekturverständnis und die Vielzahl exzellenter gebauter Beispiele. Baukultur wird in der Schweiz aktiv gefördert, durch aufwändige Wettbewerbsverfahren, entscheidungsstarke Gestaltungsbeiräte, umfassende Architekturvermittlung und Bürgerbeteiligung – einschließlich demokratischer Abstimmungsprozesse – bis hin zur Bereitschaft, für gute Architektur auch mehr Geld in die Hand zu nehmen. Diese wichtigen Rahmenbedingungen stärken das Selbstverständnis der Schweizer*innen als gute Baumeister*innen und führen zu einer großen Breite qualitätsvoller Alltagsarchitektur – vom Schulbau bis zum genossenschaftlichen Wohnbau.
Doch wie präsentiert sich die Schweizer Architektur im Ausland und unter anderen Voraussetzungen? Im Gespräch mit ausgewählten Referent*innen und am Beispiel von in Deutschland gebauten Projekten beleuchtet die Veranstaltungsreihe „Schweizer Abend“, was sich über die Alpen hinweg übertragen lässt und wo Anpassungen an die lokalen Rahmenbedingungen unvermeidlich sind. Zwischen dem Planen und Bauen in der Schweiz und in Deutschland gibt es deutliche Unterschiede. Insbesondere die enge Verknüpfung von Planung und Handwerk und die damit verbundene beiderseitige Wertschätzung sind eine Schweizer Eigenheit, die hierzulande mitunter schwer zu finden sind. Auch die Wirkungsmacht von Gestaltungsbeiräten und die Anerkennung der gesellschaftlichen Relevanz von Architektur sind weniger ausgeprägt. Hinzu kommen der ökonomische Druck der Immobilienwirtschaft und eine wachsende Anzahl baurechtlicher Vorschriften, nicht zuletzt bedingt durch die EU-Richtlinien, die für Deutschland bindend sind. Wie kann sich die Schweizer Architektur in diesem Kontext behaupten? Und welche Impulse setzt sie für die weitere Entwicklung der deutschen Baukultur?
Gibt es eine typisch Schweizer Handschrift beim Bauen und lässt sie sich ins Ausland und auf andere Rahmenbedingungen übertragen? Welchen Einfluss haben Standort, ökonomische und baurechtliche Gegebenheiten oder das allgemeine Architekturverständnis auf die gebauten Resultate? Verändert sich die Schweizer Architektur im Ausland? Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Schweizer Abend“ begibt sich der ArchitekturSalon Hamburg auf eine Spurensuche nach dem, was für die Schweizer Architektur prägend ist, wie sie sich beim Bauen im deutschen und europäischen Kontext präsentiert und was wir von der Schweiz lernen können.
Schweizer Büros berichten über ihre gebauten bzw. in Planung befindlichen Projekte und beleuchten dabei die Frage nach den Besonderheiten des Schweizer Bauens. Den Auftakt der Reihe macht das Büro Christ & Gantenbein aus Basel. Nach einer Besichtigung ihres jüngst fertiggestellten Tichelhauses im Nikolai-Quartier > weitere Informationen findet im ArchitekturSalon ein Vortrag von Emanuel Christ statt. In dem Zusammenhang wird er in seinem Vortrag “Brick Building” anhand von vier Projekten das Bauen als Schweizer in Europa diskutieren und sich dabei auch auf den Kontext der Innenstädte im Sinne der Transformation beziehen. Anschließend wird das Thema – insbesondere im Bezug auf Hamburg – im Gespräch mit Tobias Goevert (Abteilungsleitung Landes- und Stadtentwicklung, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg) vertieft.
Über Emanuel Christ
Emanuel Christ (*1970) studierte Architektur an der ETH Zürich, EPF Lausanne und HdK Berlin. Zusammen mit Christoph Gantenbein gründete er 1998 das Büro Christ & Gantenbein in Basel, das weltweit zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. Er lehrte an der HGK Basel (2002-2003), am ETH Studio Basel (2000-2005), an der Robert Gordon University Aberdeen (2005), an der Oslo School of Architecture and Design (2008), an der Accademia di Architettura in Mendrisio (2006, 2009), an der ETH Zürich (2010-2015) sowie an der Harvard GSD (seit 2015). 2018 wurde Emanuel Christ zum ordentlichen Professor für Architektur und Design an der ETH Zürich ernannt. Seit 2019 ist er Leiter des Instituts für Entwerfen und Architektur IEA an der ETH Zürich.
Über Christ & Gantenbein
Christ & Gantenbein ist ein internationales Büro, das sich der Architektur in allen ihren Facetten widmet. Das 1998 von Emanuel Christ und Christoph Gantenbein gegründete Büro mit Hauptsitz in Basel, Schweiz, vereint ein vielfältiges Team von 100 Fachleuten aus 20 Ländern. Zu den bekanntesten Projekten des Büros gehören die Erweiterung und Umgestaltung des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich und die Erweiterung des Kunstmuseums Basel, beides kulturelle Wahrzeichen mit weltweiter Ausstrahlung. Außerdem sind Praxis und Forschung in der Arbeit von Christ & Gantenbein eng miteinander verwoben, was sich auch in der laufenden akademischen Lehre von Emanuel Christ und Christoph Gantenbein widerspiegelt.
Derzeit arbeitet C&G an einer Vielzahl von Projekten in ganz Europa. Dazu gehören die Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln, der Erweiterungsbau für das MACBA in Barcelona oder die Sanierung des Hauptgebäudes des Kunstmuseums in Basel sowie die Sanierung der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern. Seit 2022 gestalten sie das Ausstellungsdesign für die Wanderkunstmesse Paris Internationale. Das in der Entwicklung befindliche Projekt des Universitätsspitals Zürich wird ein ganzes Stadtviertel der bevölkerungsreichsten Stadt der Schweiz umgestalten und dem Gesundheitswesen und der medizinischen Forschung ein einzigartiges neues Zuhause bieten, was die Vielfalt der Dimensionen und Programme des Büros unterstreicht.
Anmeldung
Die Veranstaltung richtet sich an Architekt*innen, Innenarchitekt*innen, Planer*innen sowie alle Interessierte aus der Zivilgesellschaft an der Baukultur. Sollten Unternehmen aus der Objekt und Bauindustrie (mit Ausnahme der Premiumpartner der ArchitekturSalons) Interesse an einer Teilnahme an dem Veranstaltungsprogramm der ArchitekturSalons haben, bitten wir um eine E-Mail an die Verlagsleiterin Kristina Bacht (kbacht@ait-dialog.de). Wir behalten uns vor entsprechend der Interessen der Premiumpartner oder bei Überschreiten der Teilnehmerzahl Absagen zu erteilen. Wir hoffen auf Ihr Verständnis.