Poesie & Technik #3

Vortragsveranstaltung über das Zusammenspiel von Poesie & Technik in der Architektur

17. Oktober 2022, 18 Uhr | Livestream aus dem AIT-ArchitekturSalon Hamburg

mit Stefano Boeri (STEFANO BOERI ARCHITETTI, Mailand), Tom Friedrich (ROBERTNEUN™ Architekten, Berlin), Claudia Meixner (Meixner Schlüter Wendt, Frankfurt a.M.), Prof. Christoph Gengnagel (UDK und Bollinger + Grohmann Ingenieure, Berlin), Stuart Smith (Arup, Berlin) und Peter Cachola Schmal (DAM Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a.M.)

Anmeldung zum Livestream

Ohne Technik ist Architektur nicht denkbar, doch ohne Poesie ist sie nichts. Wie beides gelungen zusammenkommt – das ist die große Herausforderung. Denn oft wird übersehen, dass hinter jeder Meisterleistung der Architektur als Grundpfeiler eine ausgefeilte Technik steckt, die überhaupt erst die Großartigkeit des kreativen Entwurfs real werden lässt. Dabei entsteht diese (unbewusste) Poesie auf ganz unterschiedliche Weise: Formen, Materialien, sowie der Kontext mit den kulturellen, gesellschaftlichen, ortstypischen und auch natürlichen Gegebenheiten, aber auch die Kombination all dieser Dinge schaffen poetische Architektur. Doch gerade die Technik ist es, die gestalterisch geschickt eingesetzt als Verstärker dienen kann, der die poetische Dimension eines Baus überhaupt erst sichtbar werden lässt.

Grüne Fassaden sind ein stetig wiederkehrendes Thema bei Immobilien. “Wann immer neue Immobilien geschaffen werden, geht es in der letzten Zeit darum, sie naturnah zu gestalten, weshalb auch die Fassadenbegrünung eine immer wichtigere Rolle spielt. Zum einen wird immer mehr Menschen die Klimakatastrophe bewusst, zum anderen rücken die Städte immer mehr zusammen und es findet eine Verdichtung statt. Als Architekt weiß ich, je näher man die einzelnen Gebäude zusammenrückt, desto mehr muss man sich auch um die Zwischenräume kümmern.”

Dass die Städte grüner werden müssen sowie nachhaltiger und mehr mit dem Bestand gebaut werden muss, ist längst Konsens. Das Planen und Bauen wird immer komplexer – doch wie gelingt es trotz aller Herausforderungen sowie technischer und energetischer Anforderungen zu gestalten und poetische Gebäude zu verwirklichen?

Dies gilt auch für den Veranstaltungsort von “Poesie & Technik” im AIT-ArchitekturSalon in Hamburg. Hier wird aktuell die Ausstellung “EINFACH GRÜN – Greening the City” gezeigt. Sie thematisiert Potentiale von Pflanzen an und auf Gebäuden und liefert Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen – von der Bestandsbegrünung bis zur Neubaubegrünung, von Einsparungen durch Gebäudegrün bis zu finanziellen Förderungen und von praktischen Tipps zur Pflanzenwahl bis zu ökologischen Auswirkungen auf das Stadtklima. Die Ausstellung EINFACH GRÜN zeigt besondere regionale und internationale Beispiele und stellt sich den Fragen zu Methoden und Wirksamkeit von Gebäudegrün.

Dass hinter jeder Meisterleistung der Architektur als Grundpfeiler auch ausgefeilte Technik steckt, die überhaupt erst die Großartigkeit des kreativen Entwurfs real werden lässt, wird oft übersehen. Doch gerade die Technik ist es, die gestalterisch geschickt eingesetzt als Verstärker dienen kann, der die poetische Dimension eines Baus überhaupt erst sichtbar werden lässt. Begleiten Sie das Zusammenspiel von Poesie & Technik in interessanten Impulsvorträgen und Gesprächen im Duett mit Stefano Boeri (STEFANO BOERI ARCHITETTI, Mailand), Tom Friedrich (ROBERTNEUN™ Architekten, Berlin), Claudia Meixner (Meixner Schlüter Wendt, Frankfurt a.M.), Stuart Smith (Arup, Berlin) und Prof. Christoph Gengnagel (UDK und Bollinger + Grohmann Ingenieure, Berlin). In die Ausstellung “EINFACH GRÜN – Greening the City” führt Peter Cachola Schmal (DAM Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a.M.) ein.

Mitglieder diverser Architekten- und Stadtplanerkammern können für die Teilnahme an der Veranstaltung Fortbildungspunkte erhalten. Sollten Sie hierfür oder für Ihre*n Arbeitgeber*in eine Bescheinigung benötigen, wenden Sie sich gerne an poesie-technik@ait-online.de.


Das Thema

Poesie & Technik sind augenscheinlich zwei völlig gegensätzliche Begriffe. Doch blickt man auf die Architektur wird deutlich, dass sie durchaus Hand in Hand gehen können – ja sogar müssen. Ohne Technik ist Architektur nicht denkbar, doch ohne Poesie ist sie nichts. Wie beides gelungen zusammenkommt – das ist die große Herausforderung.

Manchmal kommt sie ganz leise daher, fast schon versteckt, dezent. Mal zeigt sie sich in einem dramatischen Auftritt, spielt die Hauptrolle: Aber immer ist Technik ein entscheidendes Element jeder Architektur. Eines mit vielen Gesichtern, das für sich allein betrachtet durchaus eine poetische Seite hat und in der Gesamtheit Poesie in der Architektur überhaupt erst möglich macht.

Dabei entsteht diese (unbewusste) Poesie auf ganz unterschiedliche Weise: Verschiedene Formen, vielfältige Materialien, die Beachtung kultureller, gesellschaftlicher, ortstypischer und auch natürlicher Gegebenheiten sowie der Einklang mit dem Kontext, aber gerade auch die Kombination all dieser Dinge schaffen poetische Architektur.

Tempel, Schlösser und auch Wolkenkratzer sind Langzeitzeichen einer Poesie, die sich auch in Holz, Lehm, Stein und Beton ausdrückt. Und die immer wieder neue Formen, Farben und Stile erfindet. Wir wissen immer noch nicht genau, wie die Pyramiden in Ägypten errichtet wurden. Doch was wir wissen ist, dass sie uns bis heute beeindrucken – und das nicht nur aufgrund ihrer Größe.

Poesie wird dabei gänzlich unterschiedlich interpretiert: Bei Louis Barragan wird sie im Zusammenspiel von farbigen Flächen, dem Spiel mit Licht sowie der kulturellen und ortsgebundenen Einbettung des Projekts sichtbar; bei Erich Mendelsohn offenbart sie sich in den auffällig geschwungenen Flächen, die sich in seinen Gebäuden finden. Wie kaum ein anderer bringt der Architekt Santiago Calatrava, der als Künstler und Bauingenieur den Bogen zwischen Technik und Poesie mühelos spannt, die poetische Saite zum Klingen. Mies van der Rohes moderne Tragstrukturen aus Stahl wiederum ermöglichten eine hohe Variabilität der Nutzflächen und eine großflächige Verglasung der Fassaden, was seinerzeit eine völlig neue Wirklichkeit der Poesie erschaffen hat. Selbst die größten Ingenieurbauten wie der Eiffelturm in Paris, die die Technik zum Gestaltungselement erheben und die Identität eines Gebäudes prägen, berühren emotional.

Dass dabei hinter jeder Meisterleistung der Architektur ausgefeilte Technik steckt, die überhaupt erst die Großartigkeit des kreativen Entwurfs real werden lässt, wird allerdings oft übersehen. Tatsächlich verstecken sich diese „technischen Helfer“. Sie bleiben im Hintergrund, scheuen meist den großen Auftritt, für den sie in erster Linie auch nicht gemacht sind. Aber sie machen Großes möglich.

Architektur will emotional berühren. Und auch Technik ist dazu im Stande: Indem sie auf eine Weise integriert wird, dass sie gestalterisch spannend ist und gleichzeitig die Architektur unterstützt, wirkt sie wie ein Verstärker. Ein Verstärker, der die Architektur zum Klingen bringen kann. Der geradezu die poetische Dimension eines Baus sichtbar werden lässt.


Das Programm

 

18:00 Uhr Begrüßung & Einführung
Kristina Bacht (AIT-Dialog, Hamburg) &
Mike Bucher (Schöck, Baden-Baden)
18:05 Uhr Vorstellung der Ausstellung „EINFACH GRÜN – Greening the City“
Peter Cachola Schmal (DAM Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a.M.)
18:10 Uhr Impulsvorträge & Gespräch
Tom Friedrich (ROBERTNEUN™ Architekten, Berlin)
Prof. Christoph Gengnagel (UDK und Bollinger + Grohmann Ingenieure, Berlin)
Gespräch mit den Referenten
18:45 Uhr Keynote & Gespräch
Stefano Boeri (Stefano Boeri Architetti, Mailand/Shanghai/Tirana)
Gespräch mit Lutz Schnabel & Christoph Meil (Schöck, Baden Baden)
Gespräch mit den Referent*innen
19:20 Uhr Impulsvorträge & Gespräch
Claudia Meixner (Meixner Schlüter Wendt, Frankfurt a.M.)
Stuart Smith (Arup, Berlin)
Gespräch mit den Referent*innen
19:45 Uhr
Gesprächsrunde mit allen Referent*innen


Die Referent*innen

Stefano Boeri (STEFANO BOERI ARCHITETTI, Mailand)
Stefano Boeri, Architekt und Stadtplaner, gründete 1993 STEFANO BOERI ARCHITETTI und ist ordentlicher Professor am Politecnico di Milano. Seit 2018 ist er Präsident der Triennale Mailand. Stefano Boeri war Redakteur der internationalen Zeitschriften Domus und Abitare und Stadtrat für Kultur in Mailand (2011-2013). Seine Arbeit reicht von der Gestaltung von Architektur und urbanen Visionen bis hin zum Produktdesign, wobei er sich stets mit den geopolitischen und ökologischen Auswirkungen urbaner Phänomene beschäftigt. Die Aufmerksamkeit für die Beziehung zwischen Stadt und lebendiger Natur führte 2014 zur Realisierung des Bosco Verticale in Mailand, dem ersten Prototyp eines Wohngebäudes mit 800 Bäumen und 20.000 Pflanzen, einem internationalen Vorreiter grüner Architektur. Als einer der Hauptakteure in der Debatte über den Klimawandel im Bereich der internationalen Architektur ist er stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Ausschusses des World Forum on Urban Forests und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Ausschusses von Forestami, dem Projekt, das darauf abzielt, bis 2030 3 Millionen Bäume im Großraum Mailand zu pflanzen.
www.stefanoboeriarchitetti.net


Tom Friedrich (ROBERTNEUN™ Architekten, Berlin)
Tom Friedrich ist Geschäftsführer von ROBERTNEUN™ Architekten, die er gemeinsam mit den anderen beiden Gründungspartnern Thomas Baecker und Nils Buschmann im Jahr 2001 in Berlin gegründet hat. Er ist in der Schweiz geboren und hat an der Technischen Universität und Hochschule der Künste Berlin Architektur studiert, wo er 2000 mit dem Diplom bei Prof. Block und Prof. Krischanitz abgeschlossen hat. Vor der Bürogründung war er in verschiedenen Architekturbüros, u.a. Kollhoff & Timmermann, Christoph Mäckler, Ortner & Ortner, Heide von Beckerath Alberts sowie in Los Angeles bei Escher GuneWardena Architecture tätig. ROBERTNEUN™ verstehen sich als traditionelle Architekten, die versuchen aus dem heterogenen Fundus der Architekturgeschichte zeitgenössische Antworten auf die Krise der aktuellen Architektur zu finden. Wie lässt sich eine Architektur entwickeln, die unverwechselbar und zugleich gebunden, kontextuell und selbstverständlich ist? ROBERTNEUN™ sucht eine Architektur, die das Gegenteil von internationalisiert, gleichmacherisch, austauschbar, funktionalistisch, entmaterialisiert, abstrakt, individualisiert, etc. will! Der kulturelle Schatz des Vorhandenen in seiner Reichhaltigkeit dient als Referenz. »Architektur« – Architektur!
Tom Friedrich hält regelmäßig Vorträge, nimmt lehrende Aufgaben als Gast an Hochschulen wahr und tritt als Preisrichter bei Wettbewerbsverfahren auf.
www.robertneun.de


Prof. Christoph Gengnagel (UDK und Bollinger + Grohmann Ingenieure, Berlin)
Christoph Gengnagel ist Professor für Entwerfen und Konstruieren an der Fakultät Architektur der Universität der Künste Berlin. Er studierte Bauingenieurwesen und Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar und der Technischen Universität München, wo er 2005 promoviert wurde. Er ist Mitbegründer und Leiter der Hybrid Plattform – einer transdisziplinären Forschungseinheit zwischen der UdK Berlin und der Technischen Universität Berlin. Im Jahr 2013 wurde er mit der Velux-Gastprofessur an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Kopenhagen (CITA) ausgezeichnet. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem physischen und digitalen Prototyping neuer Struktur- und Materialsysteme, neuen Konzepten für computergestützte Entwurfs- und Simulationstechniken sowie auf dem Potenzial transdisziplinärer Forschungsmethoden. Christoph Gengnagel verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung als Bauingenieur und war Mitbegründer und Partner von a.k.a.ingenieure. Seit 2013 ist er Partner bei Bollinger + Grohmann Ingenieure.
www.bollinger-grohmann.com


Claudia Meixner (Meixner Schlüter Wendt, Frankfurt a.M.)
Nach dem Architekturstudium an der TU Darmstadt und der Universita degli Studi in Florenz arbeitete Claudia Meixner zunächst als freie Architektin und Projektpartnerin u.a. bei Wörner + Partner in Frankfurt a.M. und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Baukonstruktion und Entwerfen. 1995–1996 erhielt sie ein Stipendium der Villa Massimo in Rom. 1997 gründete sie mit Florian Schlüter und Martin Wendt die Bürogemeinschaft Meixner Schlüter Wendt in Frankfurt am Main, deren Entwurfsmethodik sich an bildnerischen Prinzipien orientiert.
In einem Interview beschrieb sie ihre Arbeitsweise mal so: „Bevor wir architektonische Projekte bearbeitet haben, hatten wir freie künstlerische Studien und Arbeiten verfolgt. Diese haben grundsätzlich immer damit zu tun, dass wir Raum oder Räume betrachten, analysieren und daraus etwas ableiten, was eine Selbstverständlichkeit oder Authentizität besitzt. Der Wunsch ist, dass der Raum, den man schafft, für den Ort und die Aufgabe richtig ist.“ Ihre Arbeiten wurden in Publikationen und Ausstellungen gezeigt, u.a. auf den Architektur Biennalen 2004, 2006 und 2012 in Venedig. Seit 2005 ist Claudia Meixner Mitglied in diversen Beiräten wie dem Stadtbaurat der Stadt Frankfurt a.M., der Stiftung Städelschule für Baukunst oder dem Präsidium des evangelischen Kirchenbautages.
www.meixner-schlueter-wendt.de


Stuart Smith (Arup, Berlin)
Stuart Smith ist Direktor von Arup Berlin. Er leitet eines der multidisziplinären Gebäudetechnik-Teams von Arup und hat mit renommierten Institutionen auf der ganzen Welt zusammengearbeitet, darunter dem São Paulo Cultural Complex Luz, Brasilien, einem Tanztheater und einer Tanzschule in São Paulo, Brasilien, dem Kolkata Museum of Modern Art, Indien, und dem Miami Art Museum, USA (alle in Zusammenarbeit mit Herzog & de Meuron), sowie dem Reforma 509, einem Hochhaus in Mexiko City (mit KMD Architects). Außerdem leitete er das Ingenieurteam, das mit der Serpentine Gallery, Herzog & de Meuron und Ai Weiwei am Serpentine Pavilion 2012 in London zusammenarbeitete, der im Rahmen des London 2012 Festivals, dem Höhepunkt der Kulturolympiade, präsentiert wurde. Er verfügt über weitreichende Erfahrung, einschließlich der Arbeit an hochkarätigen Bau- und Infrastrukturprojekten sowie an städtebaulichen Masterplänen auf der ganzen Welt, einschließlich der Zusammenarbeit mit OMA, vor allem bei CCTV in Peking, China. Stuart Smith hat Erfahrung sowohl mit traditionellen als auch mit speziellen Projekten, bei denen eine Vielzahl von Materialien verwendet wurde, und verfügt über umfassende Kenntnisse in Bezug auf Betonstrukturen und Nachhaltigkeit. Er interessiert sich für den Bereich neuer und innovativer Materialien und Techniken. Im Rahmen des London Design Festivals 2014 half er beim Bau des Wikihouse, des weltweit ersten digital gedruckten Open-Source-Hauses. Er ist auch am Warner Stand at Lord’s beteiligt, wo Arup Pionierarbeit bei der Verwendung von Tensotherm, einem mit Nanogel imprägnierten Gewebe, das einer dünnen, lichtdurchlässigen Dachabdeckung hohe thermische Eigenschaften verleiht, und Niob, einem verbesserten hochfesten Stahl, für das Reforma-Projekt leistet.
Stuart Smith studierte Ingenieurwesen und erwarb einen Bachelor of Civil Engineering an der City University, London (1990), und einen Master of Structural Engineering am Imperial College London (1992).
Er ist seit 2018 Mitglied des Vorstands der Holcim Foundation for Sustainable Construction.
Stuart Smith war Mitglied der Jury des Global Holcim Innovation Prize im Jahr 2012, der Jury der Holcim Awards für die Region Europa im Jahr 2014 und der Jury der Global Holcim Awards im Jahr 2018. Außerdem war er Mitglied des akademischen Gremiums des Norman Foster Foundation – Re-materializing Housing Workshop, der von der Holcim Foundation unterstützt wurde und 2021 in Madrid stattfand.
www.arup.com

 

In Kooperation mit:


Archiv

Poesie & Technik #1 | 28. Juni 2021


Poesie & Technik #2 | 24. März 2022

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