AIT-Award 2020 – Interview mit den Juroren
AIT-AWARD 2020 – Interview mit den Juroren
Zum AIT-Award 2020 | Best in Interior and Architecture wurden insgesamt 943 Projekte registriert, von denen 877 Arbeiten aus 47 Ländern eingereicht wurden. Die Arbeiten verteilen sich auf insgesamt 14 verschiedene Kategorien: Wohnen Single-Family, Wohnen Multi-Family, Hotel, Gastronomie, Retail/Messe, Büro/Verwaltung, Gesundheit/Pflege, Sport/Freizeit, Öffentliche Bauten/Kultur, Bildung, Industrie/Gewerbe und Newcomer sowie die beiden diesjährigen Sonderkategorien Mixed-Use und Social Design/Partizipative Architektur.
Die hochkarätig besetzte Jury wählte am 23. und 24. Januar 2020 in Hamburg in den ersten zwei Rundgängen die 10 bis 15 besten Projekte in jeder Kategorie aus. Diese wurden in der dritten Runde erneut diskutiert, bis schließlich feststand, welche Projekte mit Preisen oder Auszeichnungen gekürt werden. Die Finalisten kommen in diesem Jahr aus Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Italien, Japan, den Niederlanden, Österreich, Portugal, Schweden, der Schweiz, Spanien und den USA. Lesen Sie hier ein Interview mit den Juroren, in dem eine architekturinteressierte Schülerin der etablierten Architektengeneration ihre Fragen gestellt hat:
Christian von Wissel, HSB, DE-Bremen, hs-bremen.de
Was muss man als Architekt gut können?
Man muss sensibel sein und sich hineinfühlen können in das, was andere Leute brauchen, und dann viele unterschiedliche Aspekte zusammenführen.
Warum haben Sie Architektur studiert?
Ich habe Architektur studiert, weil es mich fasziniert hat und weil ich mich für Städte interessiere.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Architekten?
Die größte Herausforderung ist, sozial und ökologisch nachhaltig gute Architektur zu machen. Also räumliche Fragestellungen gut zu behandeln, dabei aber sozial verantwortlich und ökologisch nachhaltig Entscheidungen zu treffen, die oft auch schwierig sein können.
Was halten Sie vom AIT-Award?
Es ist sehr spannend. Wahnsinnig vielfältige Projekte, es ist bei der großen Menge sehr schwierig, den einzelnen Projekten gerecht zu werden, man hat nicht viel Zeit, um sich in jedes zu vertiefen, aber es ist sehr spannend.
Werner Frosch, henning larsen architects, DE-München, henninglarsen.com
Was raten Sie jungen Architekturabsolventen?
Ganz wichtig für diesen Beruf ist es, Neugier mitzubringen, sich immer neugierig auf neue Aufgaben und Themen zu stürzen und sich damit sozusagen immer wieder weiterzuentwickeln.
Was bedeutet gute Architektur für Sie?
Es geht um räumliche Qualitäten, die Qualität, wie man Materialien einsetzt. Aber das, wonach wir auch immer suchen, ist auch das, was uns intellektuell herausfordert, wo Architektur auch jemanden zum Nachdenken bringt, weil es eine Verantwortlichkeit zeigt gegenüber der Umwelt und gegenüber sozialen Faktoren.
Wenn Sie nicht Architekt geworden wären, was wären Sie heute?
Dann wäre ich Chemiker geworden. Ich hatte immer die Wahl zwischen Architektur und Chemie und habe mich schließlich für Architektur entschieden.
Was halten Sie von Architekturwettbewerben?
Wenn sie begrenzt und beschränkt sind mit nicht zu vielen Teilnehmern, dann sind sie sehr sinnvoll. Hier ist es ja ein Architekturpreis, aber bei Architekturwettbewerben halte ich nichts davon, wenn 200 Architekten mitarbeiten und mitmachen. Das sind einfach zu viele.
Wie würden Sie Ihren architektonischen Stil beschreiben?
Ich glaube, das Gute an unserem Büro ist, dass wir keinen Stil haben, sondern immer wieder eine individuelle Antwort suchen auf die städtische und kulturelle Umgebung und auf die Anforderungen des Bauherrn. Es gibt keinen Wiedererkennungsstil bei uns.
Marieke Kums, Studio Maks, NL-Rotterdam, studiomaks.nl
Sie haben in verschiedenen Ländern an Projekten gearbeitet. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Architekten, die Projekte in unterschiedlichen kulturellen Umfeldern haben?
Die größte Herausforderung besteht darin, wirklich offen zu bleiben und weiterhin zuzuhören, damit man die gegebene Situation besser verstehen kann.
Wenn Sie nicht Architekt geworden wären, was wären Sie heute?
Ich wollte immer Arzt werden. Das ist etwas ganz anderes, aber ich glaube, es hat auch sehr viel mit Menschen zu tun, und es geht darum, eine Situation zu erkennen und zu versuchen, das Beste für die Menschen daraus zu machen. Außerdem ist es gleichzeitig sehr humanistisch und sehr technisch.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Architekten?
Meiner Meinung nach besteht die größte Herausforderung darin, immer sehr positiv zu bleiben, da man auf dem Weg zur Schaffung guter Projekte auf viele verschiedene Ebenen stößt, unabhängig davon, ob das Projekt sehr klein oder massiv ist.
Wie würden Sie Ihren architektonischen Stil beschreiben?
Das ist schwer zu beantworten, denn ich hätte lieber keinen Stil, sondern vielleicht eher einen Ansatz zur Architektur, der wirklich eine neue Raumerfahrung ermöglicht, die die Menschen überrascht und sie den Raum um sie herum und die Aktivitäten, die sie darin tun können, neu entdecken lässt.
Roger Riewe, Riegler Riewe Architekten, AT-Graz, rieglerriewe.co.at
Was war Ihr erster Job als Architekt nach dem Studium?
Da habe ich in einem Büro gearbeitet und es war ein sehr kompliziertes, großes Einfamilienhaus zu betreuen.
Was bedeutet gute Architektur für Sie?
Gute Architektur ist jene, wo am Ende die Nutzer bzw. die Bewohner zufrieden sind und, wenn es möglich ist, auch der Architekt oder die Architektin.
Was müssen Architekten von uns und unseren Lebensgewohnheiten wissen, um das richtige Haus für uns zu entwerfen?
Sie müssen eigentlich sehr viel wissen, weil sie Architektenplaner sind, sie sind aber auch Psychologen, sie sind Soziologen, sie müssen die Gesellschaft erkennen und wie die Gesellschaft denkt. Das Wissen, das man als Architekt dafür haben muss, ist unglaublich umfangreich.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Architekten?
Die größte Herausforderung für Architekten ist, Architektur zu schaffen, die etwas langlebiger ist, denn das ist auch das Thema der Nachhaltigkeit. Wenn ein Gebäude, die man einmal gebaut hat, schnell wieder abgerissen oder umgebaut werden muss, dann ist das einfach nicht sehr nachhaltig.
Wie würden Sie Ihren architektonischen Stil beschreiben?
Unser architektonischer Stil ist ein sehr moderner und abstrakter Stil.
Walter Angonese, Walter Angonese Architekt, IT-Kaltern, angonesewalter.it
Warum sind Sie Architekt geworden?
Ich bin Architekt geworden, weil ich irgendwann gemerkt habe, dass der Umgang mit Räumen eine Sache ist, die mich sehr interessiert. Ich habe zunächst Landwirtschaft studiert und habe gemerkt, dass die Beschäftigung mit Räumen in mir eine innere Stimme geweckt hat. Ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Weg gewählt habe.
Was war Ihr bislang größter Erfolg?
Die Ernennung zum Professor an einer der wichtigsten Schulen.
Was war Ihr erster Job als Architekt nach dem Studium?
Mein erster Job war ein kleiner Dachausbau mit einer Gaube. Drei Dachgauben musste ich machen und somit hatte ich auch meinen ersten kleinen Erfolg, und die Gaube wurde auch prämiert.
Wie würden Sie Ihren architektonischen Stil beschreiben?
Ich habe keinen Stil, ich versuche, eine Idee zu konstruieren. Das heißt meine Intuition bringt mich irgendwohin, aber mir genügt diese Intuition nicht als Definition von Idee, sondern diese Idee muss aus der Intuition heraus konstruiert werden. Es ist eine Methode und kein Stil.
Ester Bruzkus, ester bruzkus architekten, DE-Berlin, esterbruzkus.com
Was halten Sie von Architekturwettbewerben?
Ich bin gegen Architekturwettbewerbe. Was wir als Architekten können, ist Ideen zu entwickeln und Visionen zu sehen, und ich empfinde es als eine Unverschämtheit und ein großes Ärgernis, von Architekten für wenig Geld Ideen abzufragen.
Was raten Sie jungen Architekturabsolventen?
Alles zu bauen, was möglich ist, jeden Auftrag anzunehmen, zu reisen, sich inspirieren zu lassen und alles auszuprobieren.
Was war Ihr erster Job nach dem Studium?
Mein erster Job nach dem Studium war ein Brillenladen für einen Freund.
Wie würden Sie Ihren architektonischen Stil beschreiben?
Präzise, reduziert, voller Kontraste und opulent.
Amandus Samsøe Sattler, Allmann Sattler Wappner Architekten, DE-München, allmannsattlerwappner.de
Was halten Sie vom AIT-Award?
Ich bin überrascht, wie viel Aufmerksamkeit dieser Preis genießt und wie viele internationale Arbeiten hier eingegangen sind, aus China, Afrika, aus Japan usw. Also ich finde es interessant, dass hier Arbeiten aus der ganzen Welt ankommen und wir sie auch so wahrgenommen haben. Es ist schön, dass Architekturqualität nicht nur die ist, die wir hier beherrschen und praktizieren, sondern dass auch ganz andere Einflüsse wahrgenommen und bepreist werden.
Ausstellung / Veröffentlichung
Aktuell wandert die Ausstellung der Finalisten des AIT-Award 2020 | Best in Interior and Architecture durch die AIT-ArchitekturSalons. In Hamburg ist die Ausstellung bis Anfang August zu sehen und geht anschlleßend in den AIT-ArchitekturSalon nach München. In der Ausgabe 11.2020 der AIT wird eine Sonderausgabe des Magazins AIT-Dialog mit den prämierten Projekten erscheinen.
Jury-Mitglieder
Walter Angonese, Walter Angonese Architekt, IT-Kaltern
Kim Marc Bobsin, Seel Bobsin Partner, DE-Hamburg
Ester Bruzkus, ester bruzkus architekten, DE-Berlin
Simon Frommenwiler, HHF Architects, CH-Basel
Werner Frosch, henning larsen architects, DE-München
Marieke Kums, Studio Maks, NL-Rotterdam
Roger Riewe, Riegler Riewe Architekten, AT-Graz
Amandus Samsøe Sattler, Allmann Sattler Wappner Architekten, DE-München
Christian von Wissel, HSB, DE-Bremen
Kristina Bacht, AIT-Dialog, DE-Hamburg (Moderation)
Weitere Informationen
www.ait-award.com
www.ait-xia-dialog.de
www.light-building.messefrankfurt.com
AIT-Dialog
Gesellschaft für Knowhow-Transfer in Architektur und Bauwesen mbH
Bei den Mühren 70
20457 Hamburg
Fon +49 (0)40 7070 898-12
Fax +49 (0)40 7070 898-20
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