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Heiner Kolde


             Foto: bkp / Ralph Richter  Heiner Kolde ist Dipl.-Ing. Innenarchitekt und Mitglied der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und des BDIA. Nach seinem Studium in Coburg arbeitete er in verschiedenen Innen-
                                  architekturbüros in Deutschland. 1997 gründete er bkp und wurde dort 2010 Mehrheitsgesellschafter. bkp entwickelt als kreatives Team aus Innenarchitekten, Architekten und Kommu-
                                  nikationswissenschaftlern innovative Konzepte, die die Kultur des jeweiligen Unternehmens räumlich erlebbar machen, und begleitet sie aktiv im Change-Prozess. Im Fokus des Schaffens
                                  von bkp stehen vor allem Projekte aus den Bereichen Office, Geldinstitute, Behörden, aber auch des Gesundheitswesens.





































                                                                                                                                       Fotos: Annika Feuss, Köln / Projekt: New Netz, Mönchengladbach















             Freiflächen sollten künftig als Räume der Interaktion und des spontanen Austauschs verstanden werden. • In future, free areas should be seen as rooms for interaction and spontaneous exchange.




             von • by Heiner Kolde, Düsseldorf
             D   ie Nachwehen der Corona-Pandemie, Energiekrise und Inflation – der Druck auf  ten dieses Angebot nicht in Anspruch nehmen, obwohl sie die Möglichkeit dazu hät-
                 Banken und Behörden wächst. Den einen brechen wichtige Einnahmequellen
                                                                           ten. Die Studie prognostiziert außerdem, dass die Anwesenheitsquote der Mitarbei-
             weg, bei anderen wird das Budget wegen steigender Kosten überschritten. Viele sind  tenden weiter sinken wird. Diese rasante Entwicklung, die innerhalb weniger Monate
             von beiden Aspekten betroffen. Ein Ausweg aus dieser Situation gelingt unter den ak-  stattgefunden hat, trifft nun auf Raumkonzepte, die noch immer auf die traditionelle
             tuellen Gegebenheiten nur, wenn die vorhandenen Ressourcen effizienter genutzt  Unternehmenskultur der Präsenzarbeit ausgelegt sind. Die Folge: leere Büros und un-
             werden. In diesem Zusammenhang könnte ausgerechnet eine Folge der Corona-Pan-  genutzte Flächen. Genau hier können Banken und Behörden, aber grundsätzlich auch
             demie, die ja selbst ursächlich für die Krisenlage ist, eine geeignete Lösung bieten.  jedes andere Unternehmen wertvolles Potenzial ausschöpfen.
             Durch das mobile Arbeiten sinkt die Anwesenheitsquote der Mitarbeitenden. Frei ge-
             wordene Flächen lassen sich einsparen oder anderweitig sinnvoll nutzen. Mobiles Ar-  Aus der Not eine Tugend machen
             beiten war in deutschen Büros lange Zeit eine Ausnahmeerscheinung. Erst die Co-
             rona-Pandemie hat Banken und Behörden zunächst gezwungen, Angestellte mobil ar-  Arbeitsplätze kosten Unternehmen nicht nur Gehalt, sondern beanspruchen viele
             beiten zu lassen. Aus der Übergangslösung wurde eine feste Institution und das  weitere Posten: von Ausgaben für die Bereitstellung von Hardware und Möbeln über
             Homeoffice zum Next Normal. Dies belegt auch eine Statistik vom Institut der Deut-  Heiz- und Energiekosten bis hin zur Raummiete. Bleiben Flächen als Folge der Home-
             schen Wirtschaft (IW) Köln: Im Durchschnitt gehen Beschäftigte mittlerweile zwei  office-Revolution ungenutzt, geben Banken und Behörden ohne Gegenwert Geld für
             Tage pro Woche aus dem Homeoffice ihrer Tätigkeit nach. Lediglich elf Prozent möch-  diese Flächen aus. Eine betriebswirtschaftliche Todsünde, die der schlichten Tatsa-

                                                                                                                           AIT 12.2022 • 111
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