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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS

































            STADTVERWALTUNG

            IN PONTEVEDRA



            Entwurf • Design NAN Arquitectos, ES-Pontevedra


            Welchen Einfluss hat das pandemische Zeitalter auf die Gestaltung
            öffentlicher Bauten? Was ist im wörtlichen Sinne zeitgemäß? Eine ge-
            lungene wie prompte Antwort auf diese Fragen geben NAN Arquitec-
            tos , die den Beschluss der Stadtverwaltung Pontevedras unmittelbar
            nach der ersten Covid-19-Welle umsetzten und die Verwaltungsräume
            so konsequent wie zukunftsfähig der neuen Situation anpassten.



            von • by Friederike Bienstein, Berlin
            D   ie Bauaufgabe war unmissverständlich: Die Ausbreitung des Virus in den Bereichen
                der Bürgerbüros im Erdgeschoss und in den Ämtern sowie im Plenarsaal selbst im
            1. Obergeschoss sollte durch bauliche Maßnahmen für Angestellte und Besucher gleicher-
            maßen minimiert werden. Gemäß dieser Vorgabe untersuchte das in Pontevedra ansäs-
            sige Architekturbüro NAN Arquitectos verschiedene gestalterische und technische Mög-
            lichkeiten. Die Architekten trennten Transit- und Aufenthaltsbereiche konsequent vonein-
            ander und integrierten die obligatorischen Sicherheitsabstände in ihr Gestaltungskon-
            zept. Dem neuen Eingangsbereich folgen Zonen, die als Empfangsfilter der Besucher die-
            nen: So gibt es einen nach der Terminvereinbarung und Anmeldung zugänglichen War-
            tebereich in der Mitte des Raumes mit einem weiteren Durchgang zu den Gemeindeäm-
            tern in den oberen Stockwerken des Gebäudes. In den Bürgerservice-Arealen im Erdge-
            schoss sieht das Konzept vor, dass die Besucher in entgegengesetzten Richtungen stehen
            oder sitzen, um Ansteckungsrisiken zu minimieren. Die Angestellten in den mäandrie-
            renden Serviceboxen sind in der Sitzposition vollständig durch großzügige Glas-screens
            geschützt, können aber untereinander kommunizieren und den Bürgeranliegen nach-
            kommen. Grundidee der Möblierung war, eine Reihe von Boxen mit unterschiedlichen
            Funktionen zu entwickeln, die miteinander in Dialog treten und den Raum ansprechend
            und in die pandemiebedingten unterschiedlich notwendigen Umgebungen gliedern. Bei
            der Entscheidung für schnörkellose Geradlinigkeit und leicht zu reinigende Materialien
            behielten die Architekten auch den Nutzerkomfort im Auge: Kühle, helle Materialien ver-
            leihen dem Projekt ein technologisches Image, Holzoberflächen dienen als ausgleichende
            Elemente für Metallverkleidungen und verleihen den Serviceboxen ein freundliches, war-
            mes Image; hellblaue Polstersessel im Wartebereich wirken frisch und komfortabel. Nicht
            zuletzt sah das Konzept auch den Einbau einer kontrollierten Lüftungs- und Klimaanlage
            in der Zwischendecke vor, um die Luftwechselrate steuern zu können. Zur Nachhall-Mi-
            nimierung wurden Schalldämpfer in die Decke integriert.

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