Page 28 - AIT0125_Leseprobe
P. 28
VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION
ARCHITEKTURARCHIV ARKDES
IN STOCKHOLM
Entwurf • Design Arrhov Frick Arkitektkontor AB, SE-Stockholm
Seit seiner Gründung 1962 hat das Schwedische Zentrum für Architektur
und Design – ArkDes – eines der weltweit größten Archive für moderne
Architektur und modernes Design aufgebaut: Über vier Millionen Objekte
sind in dem ehemaligen Kasernengebäude auf Skeppsholmen zu sehen.
Um das Museum aber nicht nur als Archiv, sondern als offene Plattform
zu verstehen, gestalteten Arrhov Frick die staatliche Institution nun um.
von • by Janina Poesch
F ast ein Jahr lang war das Stockholmer Museum geschlossen, um umfassend saniert
zu werden. Neben den Räumen für die neue Dauerausstellung und den Bereichen
für die Wechselausstellungen wurde dabei auch der historische Eingang des Gebäudes
erneuert. Bei der Neugestaltung entschieden sich die Architekten Johan Arrhov und Henrik
Frick dafür, einen radikalen Ansatz der Zirkularität zu verfolgen und ein Präsentationssys-
tem aus dem zu schaffen, was bereits in den Räumlichkeiten vorhanden war: Rund 1000
Metall-, Holz- und Glasteile aus früheren Ausstellungen wurden demontiert, katalogisiert
und anschließend zu über 100 neuen Objekten zusammengesetzt – von Tischen, Stühlen,
Leuchten und Displaywänden bis hin zu größeren Strukturen, in denen andere klimatische
und lichttechnische Verhältnisse gewährleistet sind. Diese abgetrennten Räume können
nicht nur empfindliche Exponate beherbergen, sondern sind dank silbrig schimmernder
Textilvorhänge auch flexibel zuschaltbar. Damit bleibt der Grundriss hochdynamisch – wie
eine weiße Leinwand, die mit jeder Ausstellung, Veranstaltung oder auch jedem Konzert
neu bespielt werden kann. So soll das Nationalmuseum nicht nur 150 Jahre schwedische
Architekturgeschichte präsentieren, sondern zu einer universellen Plattform, einer kreativen
Werkstatt und zu einem Think Tank werden und das transformative Potenzial von Archi-
tektur und Design für die Gesellschaft erlebbar machen. Kieran Long, ehemaliger Direktor
des ArkDes, lobt dieses Gestaltungskonzept: „Die Arbeit der beiden Architekten zeichnet
sich durch einen klaren künstlerischen Prozess aus, der alles umfasst, was für ein Museum
wichtig ist: Wie sich offene und freie öffentliche Räume gestalten lassen, in denen vielfäl-
tige Bewegungen und Leben möglich sind. Ihr Vorschlag erinnert an das Palais de Tokyo
in Paris, bei dem ein vorgefundener Raum genutzt wird, um neue Möglichkeiten für die
Präsentation von Architektur und Design zu generieren.“ Das Projekt zeigt aber auch, dass
sich die szenografische Ästhetik derzeit wandelt: Es geht nicht mehr nur darum, Hochglanz-
projekte zu realisieren, sondern das Bewusstsein für die ökologische Verantwortung zu
schärfen, die Gestaltende übernehmen müssen, um zukunftsfähige Projekte zu entwickeln.
106 • AIT 1/2.2025