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VERKAUF UND PRÄSENTATION  •  RETAIL AND PRESENTATION

































           ARCHITEKTURARCHIV ARKDES

           IN STOCKHOLM


           Entwurf • Design Arrhov Frick Arkitektkontor AB, SE-Stockholm



           Seit seiner Gründung 1962 hat das Schwedische Zentrum für Architektur
           und Design – ArkDes – eines der weltweit größten Archive für moderne
           Architektur und modernes Design aufgebaut: Über vier Millionen Objekte
           sind in dem ehemaligen Kasernengebäude auf Skeppsholmen zu sehen.
           Um das Museum aber nicht nur als Archiv, sondern als offene Plattform
           zu verstehen, gestalteten Arrhov Frick die staatliche Institution nun um.



           von • by Janina Poesch
           F  ast ein Jahr lang war das Stockholmer Museum geschlossen, um umfassend saniert
              zu werden. Neben den Räumen für die neue Dauerausstellung und den Bereichen
           für die Wechselausstellungen wurde dabei auch der historische Eingang des Gebäudes
           erneuert. Bei der Neugestaltung entschieden sich die Architekten Johan Arrhov und Henrik
           Frick dafür, einen radikalen Ansatz der Zirkularität zu verfolgen und ein Präsentationssys-
           tem aus dem zu schaffen, was bereits in den Räumlichkeiten vorhanden war: Rund 1000
           Metall-, Holz- und Glasteile aus früheren Ausstellungen wurden demontiert, katalogisiert
           und anschließend zu über 100 neuen Objekten zusammengesetzt – von Tischen, Stühlen,
           Leuchten und Displaywänden bis hin zu größeren Strukturen, in denen andere klimatische
           und lichttechnische Verhältnisse gewährleistet sind. Diese abgetrennten Räume können
           nicht nur empfindliche Exponate beherbergen, sondern sind dank silbrig schimmernder
           Textilvorhänge auch flexibel zuschaltbar. Damit bleibt der Grundriss hochdynamisch – wie
           eine weiße Leinwand, die mit jeder Ausstellung, Veranstaltung oder auch jedem Konzert
           neu bespielt werden kann. So soll das Nationalmuseum nicht nur 150 Jahre schwedische
           Architekturgeschichte präsentieren, sondern zu einer universellen Plattform, einer kreativen
           Werkstatt und zu einem Think Tank werden und das transformative Potenzial von Archi-
           tektur und Design für die Gesellschaft erlebbar machen. Kieran Long, ehemaliger Direktor
           des ArkDes, lobt dieses Gestaltungskonzept: „Die Arbeit der beiden Architekten zeichnet
           sich durch einen klaren künstlerischen Prozess aus, der alles umfasst, was für ein Museum
           wichtig ist: Wie sich offene und freie öffentliche Räume gestalten lassen, in denen vielfäl-
           tige Bewegungen und Leben möglich sind. Ihr Vorschlag erinnert an das Palais de Tokyo
           in Paris, bei dem ein vorgefundener Raum genutzt wird, um neue Möglichkeiten für die
           Präsentation von Architektur und Design zu generieren.“ Das Projekt zeigt aber auch, dass
           sich die szenografische Ästhetik derzeit wandelt: Es geht nicht mehr nur darum, Hochglanz-
           projekte zu realisieren, sondern das Bewusstsein für die ökologische Verantwortung zu
           schärfen, die Gestaltende übernehmen müssen, um zukunftsfähige Projekte zu entwickeln.

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