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Volker Renz Entwurf • Design dorner + partner, Altensteig; Heuser + Partner, Nagold
Bauherr • Client Landkreis Calw, Vogteistraße 42-46, Calw
Standort • Location Röntgenstraße 20, Nagold
1965 geboren 1988–1992 Architekturstudium FH Heidelberg 1993–1998 Mit-
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Nutzfläche • Floor space Bettenhaus 5.400 m , Gesamt: 30.500 m 2
arbeit dorner + partner seit 1998 stellvertr. Abt.leiter Gebäudemanagement
Fotos • Photos Karl Huber Fotodesign, Nagold
und Liegenschaften, Landkreis Calw seit 2021 Abteilungsleitung seit 2016
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Tech. GF Eigenbetrieb Immobilien Kreiskrankenhäuser Calw und Nagold
Demenzsensibel geplant: gut auffindbare Pflegestation • Dementia-sensitive planning: well recognizable ward Aufenthaltsbereiche werden geriatrischen Konzepten gerecht. • Lounges fulfil geriatric concepts.
von • by Volker Renz, Calw
D ie Kliniken Nagold gehören seit 2006 zum Klinikverbund Südwest, einem Zusam- sätzlichen Isolierstation im 4. Obergeschoss erhöht sich nach Fertigstellung die Gesamt-
menschluss der Krankenhäuser Böblingen, Calw, Herrenberg, Leonberg, Nagold und
bettenzahl des Klinikums Nagold damit von 274 auf 292; knapp ein Drittel aller Betten
Sindelfingen. Gemeinsam mit den Medizinischen Gesundheitszentren und der Kranken- soll zukünftig Schleusen besitzen. Ebenfalls Teil des ersten Bauabschnitts sind die Sanie-
haus Service GmbH Schwarzwald zählt der Verbund zu den größten und leistungsfähig- rung der Patientenzimmer und die Neuordnung der Patientenaufnahme und Ambulan-
sten kommunalen Gesundheitseinrichtungen in Süddeutschland. Träger sind die zwei zen im Erdgeschoss. Der Bau eines neuen Medizinischen Versorgungszentrums sowie die
Nachbarlandkreise Böblingen und Calw. Die Kliniken Nagold waren bereits vor 44 Jahren Modernisierung und Erweiterung der Operationssäle sind Teil des zweiten Arbeitsschrit-
in Betrieb genommen worden. In der ersten Hälfte der 1970-Jahre wurde das Kranken- tes. Der Umbau der gesamten Klinik im laufenden Betrieb über zirka acht Jahre stellt eine
haus nach einem Wettbewerbserfolg vom Architekturbüro Heuser-Dorner+Partner ge- große Herausforderung für alle Beteiligten dar und verlangte schon in den ersten, frühen
plant und gebaut. Knapp 50 Jahre später haben nun deren KinderAchim und Lutz Dorner Planungsphasen eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Nutzern, immer
sowie Heidi Heuser-Kawerau und Peter Heuser mit ihren Büros dorner + partner und Heu- mit Blick auf die notwendigen, logistischen Abläufe bis zur Fertigstellung. Die energeti-
ser + Partner die Aufgabe und Möglichkeit, die Planung ihrer Väter an die heutigen und sche und technische Modernisierung der Gebäude- und Medizintechnik ist ein wesentli-
zukünftigen Anforderungen im Krankenhauswesen anzupassen und fortzuführen. Zwi- cher Teil der Maßnahmen und erfordert Eingriffe in allen Bereichen, bei gleichzeitiger
schenzeitlich haben sich technische wie wissenschaftliche Standards und Erfordernisse Aufrechterhaltung des Betriebs. Etwa 75 Prozent der Gesamtfläche der Klinik sind vom
innerhalb der Medizin und Pflege wie auch der Medizintechnik grundlegend verändert, Umbau betroffen. Insgesamt rund 25 Millionen Euro der für die Kliniken Nagold veran-
ebenso wie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, weshalb es Zeit war für eine Ge- schlagten Gesamtinvestition in Höhe von 115 Millionen Euro fallen auf das neue Betten-
neralsanierung. Dank der im Bestand vorhandenen funktionellen Gebäudestruktur mit haus, das somit den Kern der Generalsanierung und Modernisierung darstellt.
vier Flügeln, kurzen Verkehrswegen und einer gerasterten Stahlbeton-Stützen-Träger-Kon-
struktion ist eine Modernisierung des Krankenhauses vergleichbar mit der Qualität eines Umsetzung der medizinischen Anforderungen
Neubaus möglich und somit, insbesondere vor dem Hintergrund schwindender Ressour-
cen, nachhaltig. Bei den neuen An- und Aufbauten wurde großer Wert darauf gelegt, die Bereits im Jahr 2015 wurde mit umfangreichen medizinischen Gutachten ein Planungs-
homogene, klar horizontal gegliederte Gebäude- und Fassadenstruktur nicht zu brechen, prozess angestoßen, um die Kliniken im Landkreis Calw zukunftsfähig aufzustellen.
sondern diese mit heutigen Baumaterialen zu ergänzen und zu erhalten. Das Konzept sah Neben der Diskussion, die beiden Standorte der Kliniken in Calw und Nagold zusammen-
den Bau eines neuen Bettenhauses mit insgesamt 110 neuen Bettenplätzen vor, das wäh- zufassen, entwickelte sich ein starker Willen aus der Bevölkerung, die dezentralen Struk-
rend der Bauphase eine wichtige Zusatzfunktion übernehmen wird: Im Bestandsgebäude turen des Kreises beizubehalten. Dies beeinflusste die politischen Entscheidungen maß-
entstehen auf diese Weise Rochadeflächen für die kommenden Bauabschnitte. Im ersten geblich. Die planerische Arbeit wurde durch die medizinische Aufgabenstellung, ein
Bauabschnitt wird die Modernisierung und Erweiterung der Intensivstation erfolgen, es Plan-Krankenhaus an zwei Standorten zu entwickeln und dabei auf Doppelstrukturen zu
sind künftig 12 Intensivbetten und acht Intermediate-Care-Betten (IMC) vorgesehen. Die verzichten, konsequent formuliert. Für das bestehende Gebäude in Calw war sehr schnell
jüngsten Erfahrungen aus der Pandemie fließen ebenfalls mit in die Planungen ein. So klar, dass die vorhandene Gebäudestruktur dieser neuen Aufgabenstellung nicht mehr
werden im 1. Obergeschoss die technischen Voraussetzungen für weitere 20 Betten als gewachsen war. Am Standort Nagold war ein Klinikgebäude zum Umbau vorhanden, das
zusätzliche Intensiveinheiten mit Monitoring und Beatmung geschaffen, die Zentrale Not- durch seine hervorragende zentrale Erschließung und die bereits 1977 festgelegten Erwei-
aufnahme wird um rund 150 Quadratmeter erweitert, hin zum interdisziplinären Notfall- terungsflächen alle Voraussetzungen bietet, den zukünftigen Anforderungen an ein mo-
zentrum mit einer Beobachtungsstation mit acht Betten. Diese kann künftig notfalls auch dernes Krankenhaus gerecht zu werden. Stationen sollten, dem allgemeinen wirtschaft-
als Fieberambulanz mit separatem Eingang genutzt werden. Mit der Einrichtung einer zu- lichen Druck der Betreiber folgend, vergrößert werden. Ein partizipativer Planungspro-
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