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           GOA                                    44° 24’ 48’’ N, 8° 50’ 15’’ 0 (Genua)                              Petra Stephan
                                                                                                                     nach Tageszeitungsvolon­
                                                                                                                     tariat Architekturstudium
                                                                                                                     an der Universität Stuttgart,
                                                                                                                     seit 2000 bei AIT, seit 2013
                                                                                                                     als Chefredakteurin

                                          Pompöser Stein

                                          Ligurien lockt in der Urlaubszeit nicht nur   zum UNESCO­Weltkulturerbe. Schon wäh­  There is a lot to see in the Ligurian capital
                                          mit Sonne und Meer, mit bestem Essen   rend der Renovierung arbeitete Franco Albi­  of Genoa: The Acquario di Genova, desi­
                                          und ebensolchen Getränken, sondern   ni eng mit der damaligen Direktorin der  gned by Renzo Piano and Peter Cher-
                                          auch mit architektonischen Leckerbissen.   städtischen Museen, Caterina Marcenaro  mayeff, is the second largest aquarium
                                          Besonders in der ligurischen Hauptstadt   (1906–1976), zusammen. Für sie entwarf er   in Europe, and the Staglieno monumen­
                                          Genua gibt es viel zu sehen: Das Acqua­  im oberen Geschoss eines Nebengebäudes   tal cemetery by Carlo Barabino, which
                                          rio di Genova von Renzo Piano und Peter   des Palazzo Rosso eine Wohnung, die als   was opened back in 1851, impresses with
                                          Chermayeff ist das zweitgrößte Aquarium   „Wohnung einer Kunstliebhaberin“ bereits   its pompously decorated tombs. There
                                          Europas, und der 1851 eröffnete Monumen­  1955 in Architekturmagazinen veröffentlicht   are  over  150  magnificent  city  palaces
                                          talfriedhof Staglieno, von Carlo Barabino   wurde. Wohn­, Ess­, Kamin­ (Foto oben)  along Strade Nuove. One of these, Palaz­
                                          (1768­1835) als „Stadt der Toten“ entwor­  und Schlafzimmer gestaltete er mit selbst   zo Rosso, was restored between 1952 and
                                          fen, beeindruckt mit pompös ausgestatte­  entworfenen Einrichtungsgegenständen als   1961 by Franco Albini (1905­1977) in a rati­
                                          ten Grabmälern und erstaunlichen figür­  ausgewogene, individuelle Mischung aus   onalist style. He designed a flat (above)
                                          lichen Darstellungen. Entlang der Strade   Antike und Moderne. 2004 wurde die zwi­  for the then director of the city muse­
                                          Nuove stehen über 150 prunkvolle Stadt­  schendurch umgenutzte Wohnung in den  ums, Caterina Marcenaro, on the upper
                                          paläste. Einer davon, der Palazzo Rosso,   Originalzustand zurückgeführt und kann   floor of an outbuilding of Palazzo Rosso,
                                          wurde 1952 bis 1961 von  Franco Albini   wieder besichtigt werden. Ein absolutes   which was published in magazines  as
                                          (1905­1977) im rationalistischen Stil mit   Muss! Und für die „standesgemäße“ Unter­  early as 1955 as the “Apartment of an art
                                          den entsprechenden Interventionen restau­  bringung in der geschichtsträchtigen Stadt  lover”. You should definitely visit it! And
           Fotos: Petra Stephan           riert. Das prächtige Gebäude aus dem 17.   kann ein von Architekt Lorenzo Trompet-  a flat converted by Lorenzo Trompetto
                                                                         to umgebautes Apartment im ehemaligen
                                                                                                        (below) in the former Palazzo di Giustizia
                                          Jahrhundert beherbergt heute die wichtigs­
                                          ten Kunstsammlungen Genuas und gehört
                                                                                                        can serve as “befitting” accommodation.
                                                                         Palazzo di Giustizia dienen (Foto unten).

           NUE                                    49° 29’ 55’’ N, 11° 4’ 41’’ O (Nürnberg)                           Claudia Luxbacher
                                                                                                                     Kunsthistorikerin und
                                                                                                                     Journalistin, Museums­
                                                                                                                     räume als Orte der
                                                                                                                     Demokratiebildung sind ihr
                                                                                                                     wiederkehrendes Thema.

                                          Abstrakter Spiegel


                                          Nach Nürnberg ins Metaverse: In der Zweig­  wenn ich nicht an Ort und Zeit gebunden  Visit Nuremberg’s Deutsches Museum
                                          stelle des Deutschen Museums Nürnberg   bin? Was ist geschützt? Gibt es Rechte –   branch by  Staab Architekten  and  Ate-
                                          von Staab Architekten und Atelier Brück-
                                                                         und wer tritt für sie ein? Die Vision einer  lier Brückner  for a Metaverse experi­
           Foto: Boris Brackrock, Deutsches Museum Nürnberg  Das Zukunftsmuseum zeigt  die  Sonder­  Stephenson hatte sie 1992 bereits in sei­  Zukunftsmuseum’s “Metaverse: Phenome­
                                                                                                        ence until the end of September.  The
                                          ner ist dies bis Ende September möglich.
                                                                         digitalen Parallelwelt ist nicht neu. Neal
                                                                         nem Science­Fiction­Roman „Snow Crash“  nal Digital?” exhibition is a three­dimen­
                                          schau „Metaverse: Phänomenal Digital?“
                                                                         beschrieben und mögliche gesellschaft­
                                          – und dies als gebautes, dreidimensionales
                                                                                                        sional analogue space.  Paul  Beaury’s
                                                                                                        design reinterprets the 19 ­century cycl­
                                          Erlebnis im analogen Raum. Einen Zugang
                                                                                                                          th
                                                                         liche Folgen benannt. Das Museum ver­
                                                                                                        orama  with three dark stage elements,
                                          zur digitalen Welt bietet das Begleitpro­
                                                                         steht die Ausstellung als Diskussionsraum
                                          gramm. Der Ausstellungsgestalter  Paul
                                          Beaury interpretiert das Cyclorama des
                                                                         uns  zukommen beziehungsweise schon
                                                                                                        on the front and the technical structure on
                                          19. Jahrhunderts neu. Er setzt drei gerun­    zu An­ und Herausforderungen, die auf  showcasing a beautiful image of reality
                                                                                                        the back. The exhibition explores social,
                                                                         jetzt greifbar sind. „Die Ausstellung soll
                                          dete, dunkel gefasste Bühnenelemente   die äußerst komplexe und abstrakte Welt  economic and legal phenomena under
                                          ein, die auf ihrer Vorderseite den schönen   analog erschließbar machen“, so Melanie   the headlines “to be”, “to do”, and “to be
                                          Schein zeigen, während auf der Rücksei­  Saverimuthu, Kuratorin der Ausstellung –  allowed”. It questions avatar experiences,
                                          te das technisch­konstruktive Rückgrat   ganz ohne VR­Brille. Den Zugang bietet folg­  desired virtual worlds, and rights protec­
           Foto: Daniel Stauch, Atelier Brückner  wirtschaftliche und rechtliche Phänomene.   Mitteln gestaltet ist. Komplett verspiegelt  make the complex digital world accessible
                                                                         lich ein Erfahrungsraum, der mit analogen
                                          erkennbar ist. Inhaltlich geht es um soziale,
                                                                                                        tion. Curator Melanie Saverimuthu aims to
                                          Unter den Überschriften „Sein“, „Machen“
                                                                                                        without VR glasses. The mirrored, projec­
                                                                         und durchwoben  von Projektionenwird
                                                                         der Rundraum zum immersiven Erlebnis,
                                          und „Dürfen“ werden sie vorgestellt. Wie
                                                                                                        tion­filled space creates an immersive
                                                                         in dem sich die BesucherInnen, unendlich  environment, making visitors feel infinitely
                                          erlebe ich mich als Avatar? In  welchen
           022  •  AIT 7/8.2024           Welten möchte ich leben und interagieren,   vervielfältigt, zu verlieren meinen.  multiplied and seemingly lost.
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