Prototyp Wohnen #2 – Wohnen+
- Carles Baiges (4. v.r.) und das Architektenkollektiv Lacol | Foto: Lacol
- La Borda | Foto: Lluc Miralles
Wohnen+
Perspektiven und Nutzungsoptionen von extra Räumen in der Nachbarschaft
15. September 2025, 18 Uhr im ArchitekturSalon Hamburg
mit Vorträgen von Lacol (ES-Barcelona) und Assemble (GB-London)
Was bedeutet wohnen? Ist es eine Aktivität, die wir allein, in der Familie oder in der Gemeinschaft vollziehen? Kann sich das Wohnen auf Räume außerhalb des Privaten ausdehnen und gemeinschaftlich organisiert und gelebt werden? Mit dem Fachdiskurs „Wohnen+“ gehen wir der Frage nach, was Nachbarschaftsräume für das Wohnen ermöglichen und wie diese initiiert, gemeinschaftlich organisiert und gelebt werden können.
Wohnen ist eine Form der Raumaneignung, bei der sich Menschen mit den räumlichen Gegebenheiten – mit Dimensionen, Lichtverhältnissen und Möblierung – auseinandersetzen und identifizieren. Mit den rasant wachsenden Stadtstrukturen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ist das Wohnen eng mit bestimmten sozialen und ästhetischen Vorstellungen verbunden. Wohnen beschränkt sich zunehmend auf den privaten Raum, also die eigenen vier Wände.
Mit den sozialen Veränderungen der 1970er-Jahre, gesellschaftlicher Offenheit und alternativen Familienstrukturen entstehen alternative Wohnformen und das Gemeinschaftliche nimmt einen höheren Stellenwert ein. Es ist auch die Zeit der großen Wohnsiedlungen und so berücksichtigen zahlreiche großmaßstäbliche Wohnprojekte den Bedarf an wohnungsnaher Infrastruktur für gemeinschaftliche Aktivitäten. Ein noch heute überzeugendes Beispiel ist Harry Glücks Wohnpark Alterlaa in Wien, der von der Werkstatt bis zum Schwimmbad mit einer Vielfalt gemeinschaftlicher Nutzungen aufwartet und denen Glück eine „bandbildende Funktion“ zuschreibt. Hinter diesen Großprojekten stehen gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaften. Die Idee des Gemeinschaftlichen gewinnt aber auch durch das Aufkommen selbstorganisierter Baugruppen und -gemeinschaften in den folgenden Jahrzehnten weiter an Bedeutung.
Die aktuell wieder verstärkt diskutierte gemeinschaftliche Raumaneignung im Wohnumfeld bietet Alternativen zu anhaltender Individualisierung und ist eine Antwort auf den Rückzug sozialstaatlicher Gestaltungsansprüche. In neuen Nachbarschaftsräumen werden die Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Wohnens erkundet. Hier eröffnen sich neue Perspektiven und Formen der kollektiven Gestaltung und des gesellschaftlichen Miteinanders. Unter dem ökonomischen Druck gestiegener Bodenpreise werden Räume vielfältiger, nachhaltiger und gemeinwohlorientierter genutzt. Doch was ist ein Nachbarschaftsraum? Wer nutzt eine solche Erweiterung des privaten Wohnraums und wofür?
Die ARGE (projektbüro, Altstadt für Alle! e.V. und ArchitekturSalon Hamburg) rund um den Laden 4 – ein extra Raum für die Altstadt lädt zu einem Fachdiskurs, um diesen und anderen Fragen nachzugehen. Der Diskurs richtet sich an ein Fachpublikum aus Praxis und Wissenschaft – Planer*innen in Baugemeinschaften, Quartiersmanager*innen und Stadtforscher*innen – ebenso wie an alle, die sich für die Möglichkeiten des erweiterten Wohnens in der Gemeinschaft interessieren.
Carles Baiges Camprubí, Lacol, ES-Barcelona
Vortrag: Living collectively: housing cooperatives in Barcelona
Carles Baiges Camprubí ist Architekt der ETSAB-UPC in Barcelona und hat einen Master-Abschluss in Stadtsoziologie der Universität Amsterdam. Er ist eines der Gründungsmitglieder der Architektenkooperative Lacol und Mitglied der Wohnungsbaugenossenschaft La Borda. Lacol wurde mit mehreren Auszeichnungen geehrt, darunter in der Kategorie „Emerging“ des Preises der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur – Mies van der Rohe Awards 2022, und wurde für die Architekturbiennalen in Venedig (2016, 2021), Buenos Aires (2017) und San Sebastián (2019) ausgewählt. La Borda hat außerdem den European Collective Housing Award gewonnen und wurde bei den European Responsible Housing Awards und dem World Habitat Award ausgezeichnet.
https://qa.lacol.coop
Anthony Engi Meacock, Assemble, GB-London
Informationen folgen
https://assemblestudio.co.uk
Programm 15. September 2025
18:00 Uhr – Einlass & Welcome Drink
18:30 Uhr – Begrüßung durch die ARGE Laden 4 projektbüro, Altstadt für Alle! e.V. und dem ArchitekturSalon Hamburg Einführung durch Kristina Bacht (ArchitekturSalon Hamburg & stv. Vorsitzende Altstadt für Alle! e.V.)
18:40 Uhr – Impulsvortrag 1: Carles Baiges Camprubí, Lacol, ES-Barcelona „Living collectively: housing cooperatives in Barcelona“
19:20 Uhr – Impulsvortrag 2: Anthony Engi Meacock, Assemble, UK-London
20:00 Uhr – Gespräch mit den Referenten und Prof. Dr. Renée Tribble (projektbüro & TU Dortmund, Städtebau, Bauleitplanung und Prozessgestaltung), Prof. Dr. Ingrid Breckner (HafenCity Universität & Vorsitzende Altstadt für Alle! e.V.) und dem Publikum
20:30 Uhr – Brezeln, Wein & Musik
Anmeldung
Die Veranstaltung richtet sich an Architekt*innen, Innenarchitekt*innen, Planer*innen sowie alle Interessierte aus der Zivilgesellschaft an der Baukultur. Sollten Unternehmen aus der Objekt und Bauindustrie (mit Ausnahme der Premiumpartner der ArchitekturSalons) Interesse an einer Teilnahme an dem Veranstaltungsprogramm der ArchitekturSalons haben, bitten wir um eine E-Mail an die Verlagsleiterin Kristina Bacht (kbacht@ait-dialog.de). Wir behalten uns vor entsprechend der Interessen der Premiumpartner oder bei Überschreiten der Teilnehmerzahl Absagen zu erteilen. Wir hoffen auf Ihr Verständnis.