TECEconnects#05 – Über den Bestand hinaus

23. Mai 2023, ab 17 Uhr
Livestream mit 6 Redner*innen und 2 Moderatoren

Unter dem Motto “Über den Bestand hinaus” geht es demnächst mit Vorträgen und Diskussionen renommierter Architekt*innen und Expert*innen in die fünfte Edition der erfolgreichen Reihe TECEconnects!

 Die ersten vier Fachveranstaltungen betrachteten die Themen “analog – digital”, “Perspektiven”, “Urbanität” sowie “Kreislaufwirtschaft”. TECEconnects#05 befasst sich mit dem aktuellen Thema des Erhaltens, Umnutzens und Weiterbauens von Gebäudebestand und Quartieren, wird in deutscher Sprache abgehalten und live aus dem AIT-ArchitekturSalon Hamburg unter Anwesenheit der Referent*innen ausgestrahlt.

Bei TECEconnects zum Thema „Über den Bestand hinaus“ am 23. Mai 2023 referieren und diskutieren u.a. Prof. Nanni Grau (Hütten und Paläste Architekten, Berlin & Hochschule München), Prof. Elisabeth Endres (IB Hausladen, München & TU Braunschweig), Andreas Epple (EPPLE Holding GmbH, Heidelberg), Robert Winkel (Mei architects and planners, Rotterdam), Christian Ambos (Franz&Sue, Wien), Julia Erdmann (JES Socialtecture, Hamburg) und Michael Wicke (ARCHITECTSFORFUTURE, Hamburg). Moderiert wird die Veranstaltung, die als Livestream aus dem AIT-ArchitekturSalon ausgestrahlt wird, von Kristina Bacht (AIT-ArchitekturSalon) und Robert Schilling (TECE).

TECEconnects#5 zum Thema „Über den Bestand hinaus“ wird von einigen Architekten- und Stadtplanerkammern als Fortbildungsveranstaltung anerkannt. Wir stellen Ihnen gerne nach der Veranstaltung eine Teilnahmebescheinigung aus. Bitte melden Sie sich bei Interesse per E-Mail unter architekten@tece.de.

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Erhalten – Umnutzen – Erweitern

Lange Zeit war das Selbstverständnis von Architekt*innen vom Entwerfen und dem neu Bauen von (vornehmlich) Großprojekten geprägt. Spätestens seit der Verleihung des renommierten Pritzker-Preises an Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal 2021, nicht zuletzt für ihr Engagement den Abriss von Gebäuden zu verhindern und stattdessen Bestandsbauten großzügig zu erweitern und klimatisch zu sanieren, zeigt sich, dass längst ein Umdenken stattfindet. Der Blick verschiebt sich immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und ökologische Belange.

Neu zu bauen erfordert eine Menge Energie, die wiederum für hohen CO2-Ausstoß sorgt. Zum einen gilt es diese Energie soweit möglich zu reduzieren. Zum anderen heißt das aber auch, die „graue Energie“ eines Gebäudes – die Energie, die bereits für seine Errichtung aufgewendet wurde – durch Sanierung (weiter) zu nutzen. Auch der mangelnden Verfügbarkeit von Baumaterialien kann eine Transformation von Bestandsgebäuden durch Rückbau und Umstrukturierung sowie die Wiederverwertung vorhandener Produkte entgegenwirken.

Immer mehr Architekt*innen entwickeln kreative Konzepte aus dem, was sie im Bestand vorfinden. Sie möchten das Vorhandene weiterdenken und ganz neue Lösungen finden. Doch oftmals werden ihnen nicht zuletzt durch die allzu strenge Forderung nach Einhaltung der gängigen Normen und der damit verbundenen Frage nach der Haftbarkeit bei Nichteinhaltung Steine in den Weg gelegt. Dabei kann ein hellhöriges Gebäude aus den 1960er-Jahren beispielsweise nur schwer die heutigen Standards in Sachen Schallschutz erreichen. Mit ein Grund, weshalb der Abriss von Gebäuden momentan noch weitaus attraktiver ist als eine Sanierung oder Umnutzung eines Bestandsbaus.

Die Frage nach Erhalt, Sanierung, Umnutzung und dem Weiterbauen beschränkt sich jedoch nicht auf einzelne Objekte. Es ist eine generelle Haltung, die sich vom Kleinen zum Großen, vom einzelnen Gebäude zu ganzen Stadtquartieren erstreckt. Es geht darum, Gebäude in ihrem Lebenszyklus zu unterstützen und Raum für das zu schaffen, was aktuell benötigt wird. Es geht aber auch darum durch die Umnutzung des Bestands städtische Areale neu zu beleben.

Gleichzeitig stellt sich bei all dem immer auch die Frage der Machbarkeit. Während bei einer Transformation die Gebäude meist ungenutzt sind, werden (energetische) Sanierungen häufig während des Betriebs umgesetzt. Um das Vorhaben schnell und dabei kostengünstig realisieren zu können, wird oftmals auf modulare Systeme zurückgegriffen, die trotz ihres hohen Grads an Vorfertigung individuell auf die jeweilige Situation maßgeschneidert werden und damit sehr flexibel genutzt werden können.

Insgesamt zeigt sich, dass eine Veränderung des Narrativs nötig ist, um das Bestehende wertzuschätzen und ein achtsames Erhalten, Reparieren und Weiterdenken zu ermöglichen. Es gilt die Potenziale innerhalb der städtischen Strukturen und den Bestandsgebäuden zu erkennen und durch neue Konzepte und Ansätze zu nutzen. Ganz am Ende steht die Frage, wie Neubauten schon heute so gedacht werden können, dass sie zukünftig problemlos umgenutzt werden können.

Programm

17:00 Uhr Begrüßung und Einführung durch Kristina Bacht (AIT-ArchitekturSalon, Hamburg) und Robert Schilling (TECE, Emsdetten)
17:05 Uhr „Retrofit: ein Rückblick, um die Zukunft zu entwerfen“ – Robert Winkel (Mei Architects and Planners, Rotterdam)
17:30 Uhr „Architectures of openness: Strategien der Transformation“ – Prof. Nanni Grau (Hütten und Paläste Architekten, Berlin & Hochschule München)
17:50 Uhr Q&A, Gespräch mit Robert Winkel, Prof. Nanni Grau sowie Julia Erdmann (JES Socialtecture, Hamburg)
18:05 Uhr Impuls zu technischen Lösungen durch Robert Schilling (TECE, Emsdetten)
18:10 Uhr „Technik im Kontext der Nachhaltigkeit – Fluch oder Segen?!“ – Prof. Elisabeth Endres (IB Hausladen, München & TU Braunschweig)
18:30 Uhr „Eine kommerzielle Apologie des Neubaus!“ – Andreas Epple (Epple GmbH, Heidelberg)
18:50 Uhr „Umbau Schule: Verlangen neue Inhalte nach neuen Bildungsbauten?” – Christian Ambos (Franz&Sue, Wien)
19:10 Uhr Q&A, Gespräch mit Prof. Elisabeth Endres, Andreas Epple , Prof. Nanni Grau sowie Michael Wicke (Architects for Future, Hamburg)
19:25 Uhr Fragen aus dem Chat
19:30 Uhr Fazit und Ende der Veranstaltung

Die Referent*innen

Robert Winkel, Mei architects and planners, Rotterdam
„Die Umnutzung bestehender Gebäude ist unerlässlich, um unsere internationalen CO2-Ziele zu erreichen. Für eine erfolgreiche und nachhaltige Nachrüstung sollte man sich sowohl mit dem bestehenden Gebäude als auch mit der ursprünglichen Situation identifizieren.“

Prof. Nanni Grau, Hütten und Paläste Architekten, Berlin & Hochschule München
„Der gesellschaftliche Wandel und die Endlichkeit der Ressourcen erfordert die Transformation unseres Gebäudebestands bei maximalem Erhalt: minimale Eingriffe – maximale Nutzungskomplexität.“

Julia Erdmann, JES Socialtecture, Hamburg
„Über den Bestand hinaus… führt der Weg zu Lösungen, die ökologisch und sozial nachhaltig sind. Socialtecture ist dabei mein Kompass: Social Life + Architecture. Ob Wohnen, Arbeitsorte oder Innenstadt: es reicht nicht aus, die „Architecture“ zu Erhalten – Erneuern – Erweitern. Wir müssen gleichermaßen das „Social Life“ Erblicken – Erlauben – Erproben.“

Andreas Epple, EPPLE Holding GmbH, Heidelberg
“Die betriebswirtschaftliche Perspektive ist für die Nachhaltigkeit grundlegender als deren klimatologischer Aspekt!”

Prof. Elisabeth Endres, IB Hausladen, München & TU Braunschweig
„Das Bauwesen steht vor einem Paradigmenwechsel. Die begrenzte Verfügbarkeit fossiler Energien, das Streben nach Kreislauffähigkeit der Baustoffe und die Minimierung von Emissionen, sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb der gebauten Umwelt, stellen Architekt*innen und Planer*innen vor große Herausforderungen. Hinzu kommen die Errungenschaften in der Technisierung und Digitalisierung, welche als Planungswerkzeuge aber auch in der Vorfertigung enorme Möglichkeiten eröffnen. Wie gehen wir mit den vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten im Bauen um? Wieviel Freiheit haben wir noch und wo liegen die Wirkhebel? Galt der Glaube an die Technik in der Vergangenheit als Lösung, zeigt sich immer mehr ein Abwenden. Fragen der Zukunftsfähigkeit und Dauerhaftigkeit sowie der Baukultur unterstreichen die kritische Haltung und stellen vermehrt die Frage nach einem Maßhalten in jeglicher Hinsicht.“

Christian Ambos, Franz&Sue, Wien
“Das Besondere an unserem Entwurf für das Bildungszentrum Leoben ist, dass der Großteil der Bausubstanz erhalten blieb, und dennoch eine ganz neue Schule entstand.”

Michael Wicke, Architects for Future, Hamburg
“Deutschland ist gebaut. Um den Kurs im sehr klimaschädlichen Bausektor zu ändern, müssen wir viele verschiedene Hebel ziehen, aber vor aller Effizienz kommt Suffizienz! Das Bestehende als Ausgangspunkt zu nutzen und es an die aktuellen Bedingungen anzupassen. Die nachhaltige Umgestaltung bereits existierender Gebäude und Infrastrukturen kann eine Chance für Planende sein, unmittelbar einen positiven Einfluss auf unsere Umwelt zu nehmen. Deshalb sollten wir als Architekten und Stadtplaner gemeinsam daran arbeiten, unsere gebaute Umwelt zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten. Wir sollten diese Chance nutzen und unsere gebaute Umwelt für eine Zukunft weiter zu schreiben, die wir uns wünschen.“

Anmeldung

Bitte melden Sie sich HIER zum Livestream an.

 

Im Uhrzeigersinn: Prof. Elisabeth Endres, IB Hausladen | Robert Winkel, Mei Architects and Planners, Foto: J. Lampe | Julia Erdmann, JES Socialtecture, Foto: A. Gern | Christian Ambos, Franz&Sue, Foto: P. Bauer | Prof. Nanni Grau, Hütten und Paläste Architekten | Andreas Epple, Epple GmbH

 

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