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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
RAIFFEISENBANK
IN EMMENBRÜCKE
Entwurf • Design Superdraft Studio, CH-Basel
Ein ehemaliges Textilindustrie-Areal im schweizerischen Emmenbrü-
cke wird Schritt für Schritt in ein neues Stadtquartier transformiert
– mit Büro- und Gewerbebauten, Locations für Kunst und Kultur,
Wohngebäuden und einer großzügigen Parkanlage. Inzwischen hat
sich dort auch eine Filiale der Raiffeisenbank niedergelassen, die mit
ausgesprochen behaglichem Ambiente überzeugt.
von • by Susanne Lieber, CH-Zürich
R und 89.000 Quadratmeter umfasst das Areal der sogenannten Viscosistadt in
Emmenbrücke – was in etwa der Luzerner Altstadt entspricht, die nur wenige Kilo-
meter entfernt ist. Eine Fläche, die früher ausschließlich industriell genutzt wurde: Im Jahr
1906 siedelte sich dort, direkt am Ufer der Kleinen Emme, der Textilindustrielle Ernest
Carnot mit seinem Unternehmen Société de la Viscose Suisse an. Mit der Produktion von
Viskose-Filamentgarnen und anderen synthetischen Fasern entwickelte sich der Betrieb
zu einem der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Doch der Niedergang der Textilindu-
strie hat auch in Emmenbrücke nicht Halt gemacht. Das Areal wechselte schließlich 2009
die Besitzer. Daraufhin wurde für die Industriefläche ein städtebaulicher Studienwettbe-
werb lanciert, den das Zürcher Architekturbüros EM2N gewann. Im Rahmen des Master-
plans wird seitdem das Areal sukzessive umgenutzt und neu bespielt. Inzwischen hat sich
die Viscosistadt zu einem attraktiven Quartier für unterschiedliche Branchen entwickelt.
Auch die Hochschule Luzern (Design & Kunst) ist hier mit einem Standort vertreten. Für
die Produktion von Textilfasern wird nur noch eines der Gebäude genutzt. Einen gelunge-
nen Kontrast zum Industriecharakter des Areals bildet die neue Filiale der Raiffeisenbank
Emmen. Auf einer Gesamtfläche von 350 Quadratmetern sind die Räumlichkeiten ein
erklärter Gegenentwurf zu den sonst gängigen, nüchtern-kühlen Gestaltungskonzepten
von Geldinstituten: Hier wird die Kundschaft nämlich auf eine innenarchitektonisch sehr
einladende Weise willkommen geheißen. Grundlage dafür bildet ein harmonisch auf-
einander abgestimmtes Material- und Farbarrangement aus der Feder des Basler Büros
Superdraft Studio, das für das Interiorkonzept verantwortlich zeichnet. Die Gliederung der
zweigeschossigen Filiale basiert auf verschiedenen Zonen: einem Vorraum mit Bankauto-
mat, der durch ein feinmaschiges Netz abgetrennt ist; einem Empfangsbereich mit Tresen,
über dem ein punktehinterleuchteter „Textilhimmel“ schwebt; einem offenen Kundenbe-
reich, der beide Ebenen mit einer metallenen Wendeltreppe verbindet; und last but not
least - drei abgetrennten Büros für Kunden- und Mitarbeitergespräche.
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