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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
STADTSPARKASSE
IN WUPPERTAL
Entwurf • Design bkp GmbH, Düsseldorf
Die Stadtsparkasse Wuppertal hat eine neue Filiale eröffnet, die nicht
wie eine Bank aussehen will. Das Interieur von den Innen-/Architekt-
Innen von bkp aus Düsseldorf kreiert eine informelle Atmosphäre.
Den Raum bestimmt eine markante Rippenstruktur, die vom Wahr-
zeichen der Stadt inspiriert ist: Der Schwebebahn über der Wupper.
Dafür gab es den 2. Platz beim Deutschen Innenarchitekturpreis 2023.
von • by Norman Kietzmann, Berlin
Z ugegeben, Bankfilialen stehen eher selten im Verdacht, räumliche Erfahrungen zu
bieten. Dass es durchaus anders geht, ist in Wuppertal zu erleben. Die örtliche Stadt-
sparkasse will den Besuch zum Erlebnis machen. Dazu hat sie bkp Innen:Architekten
aus Düsseldorf die Planung einer neuen Dependance übertragen. Sie liegt im denkmal-
geschützten Köbo-Haus aus den 1920er-Jahren, das direkt mit der Schwebebahnstation
Hauptbahnhof verbunden ist. Einen zentraleren Standort gibt es nicht in der Stadt. Ban-
ken geht es heute wie Büros: Sie müssen einen Grund liefern, warum sich Menschen
vom Homeoffice oder heimischem Sofa zu ihnen hin bewegen sollen. Die alltäglichen
Geldgeschäfte werden per App zu Hause am Laptop oder unterwegs am Smartphone
erledigt. Die Filiale muss mehr bieten: Sie muss ein Ort menschlicher Interaktion wer-
den. Dazu gilt es, ungezwungene Umgebungen zu schaffen, die Barrieren abbauen. Das
beginnt bereits beim Eingang, wo Tische mit Eames Plastic Chairs an ein Café erinnern.
Dahinter wird der Raum durch eine gleichmäßige Abfolge von Bögen gegliedert, die
mit der Tiefe des Grundrisses immer schmaler werden wie die Kulissen einer Theater-
bühne. Als Vorbild dienen die Träger der berühmten Schwebebahn über der Wupper.
Im vorderen Teil des Raumes sind Geldautomaten und Auslagen eines Geschäfts für
regionale Produkte in die Nischen zwischen den Bögen eingelassen. Hölzerne Podeste
bieten informelle Sitzgelegenheiten. Danach folgt eine Kaffeebar mit Terrakottafliesen.
Sie ist das Herzstück der Bankfiliale, wo die Konversation mit den KundInnen beginnt.
Die Beratung findet dann an großen Holztischen im hinteren Teil des Erdgeschosses
statt, um die nötige Ruhe und Diskretion zu gewährleisten. Stationäre Computer gibt es
nicht. Dokumente verschwinden in hölzernen Schränken, die passgenau zwischen die
Bögen eingefügt sind. Im ersten Obergeschoss wurde ein Veranstaltungssaal für bis zu
80 Personen eingerichtet, der über einen direkten Zugang zur Straße verfügt. So kann
der Raum nicht nur von der Bank genutzt, sondern auch frei vermietet werden. Ergo:
Eine Bankfiliale muss heute mehr können. Sie muss Menschen verbinden.
068 • AIT 12.2023