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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
SPARKASSE
WEIL AM RHEIN
Entwurf • Design LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Erst vor wenigen Wochen wurde das Dienstleistungszentrum der
Sparkasse Markgräflerland in Weil am Rhein eingeweiht. Rund 180
MitarbeiterInnen konnten dort ihre neuen Arbeitsplätze beziehen.
Als faszinierend streng in ihrer Struktur, aber äußerst flexibel erweist
sich diese Bürowelt, die das Stuttgarter Architekturbüro LRO in
gewohnt zeitloser Manier und hochwertiger Materialität konzipierte.
von • by Annette Weckesser
R ot, Sparkassen-Rot, leuchten die Markisen des Verwaltungsgebäudes am Messe-
platz 1 in Weil am Rhein. Wie lange „Wimpern“ schützen diese bei Sonnenschein
die „Augen“, sprich kassettenförmigen Fenster, der gerasterten Fassaden aus hellem Zie-
gelstein. Als Solitär in einem äußerst heterogenen städtebaulichen Umfeld konzipierten
Lederer Ragnarsdóttir Oei die Sparkassenzentrale in der Drei-Länder-Stadt. Der farben-
frohe Sonnenschutz konterkariert spielerisch das streng orthogonale Raster. Das Erdge-
schoss springt um zwei Achsen zurück und nimmt städtebaulich die Flucht der Wohn-
gebäude im Osten auf. So entsteht ein neuer „Sparkassenplatz“. Die drei oberen Etagen
nutzen die an Ort und Stelle zulässige Geschossigkeit maximal aus. Bestechend einfach
und klar ist dieses Bürogebäude innen strukturiert. Einzig die elliptische Haupttreppe
setzt in der klaren Matrix einen fast barock wirkenden Kontrapunkt. Die Grundrisse
sind im Wesentlichen symmetrisch zur Längsachse organisiert. Der Saal im Zentrum des
Erdgeschosses wird durch den darüber sitzenden Lichthof zenital erhellt. In den Oberge-
schossen bewirkt eben dieser Hof, dass die Großraumbüros über fast raumhohe Fenster
Tageslicht von zwei Seiten erhalten. Querlüften ist problemlos möglich. Aufgrund der
stützenfreien Organisation „rund“ um den Hof lassen sich die Ebenen äußerst flexibel
mit Büromobiliar bespielen. Die im Sinne von New Work kommunikativen Open-Space-
Arbeitswelten werden bei Bedarf durch hellgraue Vorhänge aus Wollfilz unterteilt. An
den Stirnseiten stehen Zellenbüros für Besprechungen und konzentriertes Arbeiten zur
Verfügung. Über Workshops kristallisierten sich im Vorfeld die konkreten Nutzerbedürf-
nisse heraus. Selbst eine Fremdvermietung von Teilbereichen lässt die gewählte Struktur
zu. Sichtbetondecken, Gussasphaltichtestrich im Erdgeschoss, grüner Teppichboden in
den Büros, Wandverkleidungen und Einbaumöbel aus Eiche sowie weiße Systemtrenn-
wände charakterisieren den LRO-typisch limitierten, zeitlos-hochwertigen Materialka-
non. Die Stuttgarter Architekten sprechen von einem „Baukasten“, der sich „leicht an
wechselnde Arbeitssituationen und Unternehmensstrukturen anpassen lässt.“
072 • AIT 12.2023