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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS

































            VERWALTUNGSGEBÄUDE

            IN PLOCHINGEN



            Entwurf • Design LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart


            Der Gang zu Ämtern und Behörden ist lästig – Bürokratie in Deutsch-
            land scheint mit einem immensen Aufwand verbunden zu sein und
            kostet sowohl Nerven als auch Zeit. LRO aus Stuttgart verleihen die-
            sen offiziellen Terminen – zumindest in Esslingen – ein wenig Som-
            merfrische: Die blau-weiß gestreifte Verschattung der Fassade erin-
            nert an Sonnenschirme am Strand oder Eisdielenmarkisen.



            von • by Theresa Hütte
            F  reundlich wirkt das Landratsamt in Esslingen aus der Ferne. Der Neubau von Lederer
               Ragnarsdóttir Oei Architekten mit seinem luftig-leichten Erscheinungsbild, charman-
            ten Markisen und weiten Fensterflächen baut Schwellenängste noch vor dem ersten Be-
            treten ab. Als Erweiterung zum Bestandsgebäude geplant, liegt der Verwaltungsbau auf
            einer Anhöhe über der Stadt Plochingen, umgeben von viel Grün und wenig Nachbarbe-
            bauung in exzellenter Lage über dem Neckartal. Ein sich windender, überdachter Gang
            verbindet den Altbau aus den 1970er-Jahren mit dem Neubau und geleitet Besuchende
            mit einer auffangenden Geste ins Innere. Große Bullaugen markieren den Übergang zwi-
            schen Außen und Innen und führen ganz selbstverständlich in das Foyer, das sich in de-
            zente Zurückhaltung hüllt. Die Architekten planten eine fünfgeschossige Struktur mit
            einem quadratischen Grundriss und innenliegendem Hof. Wer im Foyer des Neubaus im
            östlichen Gebäudeteil ankommt, wird zu den Schalterstellen links und rechts neben dem
            Innenhof liegend geleitet. Im westlichen Gebäudeteil befinden sich halböffentliche und
            interne Räume, während im Osten alle öffentlichen Bereiche liegen. Durch die Wieder-
            holung der Grundrissstrukturierung in darüberliegenden Geschossen entsteht ein prag-
            matisches und schnell zu erfassendes Nutzungsprinzip. Die Mitarbeitenden erhalten
            einen separaten Zugang zum Landratsamt, somit wird der Bereich des Gebäudes frei von
            Störung durch Publikumsverkehr nutzbar. Alle Büroräume ermöglichen den Blick in die
            grüne Natur und den Ausblick über das Neckartal – diese Leichtigkeit spiegelt sich in der
            transparent wirkenden Fassade wider. Umlaufende Balkone aus Betonfertigteilen glie-
            dern die Ansicht horizontal und bilden zugleich eine Besonderheit des Entwurfes: Ihr wei-
            ter Überstand dient der Verschattung, ist konstruktiver Schutz für die Fassadenelemente
            aus Holz und schenkt den Verwaltungsmitarbeitenden einen zusätzlichen besonderen
            Ausblick. Pflanzenkübel sind im Raster der Betonplatten eingelassen, und je nach Him-
            melsrichtung sind sie mit duftenden Rosenstöcken, Jasmin, Lavendel oder Heidekraut be-
            pflanzt – eine originelle Interpretation der Fassadenbegrünung!

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