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BÜRO UND VERWALTUNG  •  OFFICE BUILDINGS

































           BJARKE INGELS HEADQUARTER

           IN KOPENHAGEN


           Entwurf • Design Bjarke Ingels Group, DK-Kopenhagen



           Das jüngste Projekt der Bjarke Ingels Group ist ihr eigenes neues
           Headquarter in Kopenhagen. Ein Bau aus Glas und Sichtbeton, der
           sein inszeniertes Erscheinungsbild den vielseitigen Gestaltungskom-
           petenzen bei BIG verdankt: Alles, vom Park bis zur Türklinke, wurde
           von dem dänischen Team aus Architekten, Designern, Stadtplanern
           und Landschaftsarchitekten in Form gebracht.



           von • by Ulrike Nicholson, Tübingen
           D   as von Bjarke Ingels gegründete Architekturbüro ist stark gewachsen. Mittlerweile
               zählt es rund 700 Mitarbeiter, die sich auf fünf internationale Standorte verteilen.
           Im letzten Jahr wurde das BIG Headquarter in Kopenhagens neuem Stadtviertel Nordhavn
           eingeweiht. Auffallend sind die aufeinander gestapelten Sichtbetonfertigteile in der Fas-
           sade – das Tragwerk des Gebäudes. Mit der monumentalen Betonarchitektur nimmt BIG
           Bezug zum industriellen Erbe des Hafengebietes, wo einstige Betonsilos nach und nach zu
           Wohn- oder Bürobauten umfunktioniert wurden. Doch Bjarke Ingels ließ keinen gewöhn-
           lichen Beton verbauen. Schließlich plant die Kommune Kopenhagen, bis 2025 CO -neutral
                                                                 2
           zu sein und so als klimafreundliche Stadt Standards zu setzen. Im Hinblick darauf musste
           bei einem rein mineralischen Neubau besonders auf Nachhaltigkeit geachtet werden. So
           wird die DGNB-Zertifizierung in Gold angestrebt, durch Integration von Solar- und Erd-
           wärmesystemen, natürliche Belüftung der Büroräume – und durch die Verwendung eines
           CO -reduzierten Betons. Wer durch die schlichte, gläserne Eingangstür geht, ist aber zuerst
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           einmal von der architektonischen Wirkung des Raumes beeindruckt. Die Inspiration dazu
           lieferten die Architekturfantasien von Giovanni Battista Piranesi aus dem 18. Jahrhundert.
           Eine skulpturale Stahltreppe verbindet die sieben Geschosse des Bürogebäudes miteinan-
           der. Dabei springen die Geschosstreppen – keiner erkennbaren Symmetrie oder Ordnung
           folgend – von einem Stockwerk zum nächsten. Die in den Raum hineinragenden Boden-
           platten liegen kaskadenartig übereinander – sieben Stockwerke, visuell und physisch als
           ein einziger Raum wahrnehmbar. Jede Bodenplatte hat einen direkten Zugang zu einem
           Balkon, der mit dem jeweils darüber und darunterliegenden Balkon verbunden ist, sodass
           ein durchgehendes Band von Außenräumen entsteht. Wie ein Bergpfad windet es sich
           vom Dach bis zum Kai hinab und dient nebenbei als zusätzliche Fluchttreppe. Unten
           angekommen, befindet man sich in einem Park, der den BIG-Hauptsitz umgibt. Das Land-
           schaftsteam hat dafür einen 1500 Quadratmeter großen, ehemaligen Parkplatz in eine
           öffentliche Grünfläche verwandelt, die an typisch dänische Küstenwälder erinnert.

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