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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
BERATUNGSFIRMA
IN HELSINKI
Entwurf • Design Fyra, FI-Helsinki
Früher konnten Unternehmen Mitarbeiter noch aus einer Fülle von
Bewerbern aussuchen. Heute ist es andersherum: Unternehmen müs-
sen positiv auf sich aufmerksam machen. Und wer sich von der Kon-
kurrenz abheben will, muss etwas bieten können. Die einen locken
mit Frühstücks- und Mittagsservice oder eigenem Fitnessstudio, die
anderen mit einem Arbeitsplatz, an dem man sich einfach wohlfühlt.
von • by Susanne Lieber, CH-Zürich
W o man auch hinschaut: Fachkräftemangel. Das unleidige Wort mit F geistert
inzwischen in fast allen Branchen als Schreckgespenst umher. Die Gründe: weit-
gehend bekannt. Die Maßnahmen: bisweilen kreativ. Um Mitarbeiter zu gewinnen (und
zu halten!), lassen sich Unternehmen Einiges einfallen, bieten zum Beispiel kostenlose
Sportabos, Zuschüsse fürs Handy, Laptop oder Mittagessen und werben mit noch fle-
xibleren Arbeitszeiten. Auch die finnische Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma in
Helsinki ist sich der Tatsache bewusst, dass es nur einem attraktiven Arbeitgeber gelingt,
Mitarbeiter langfristig an sich zu binden. Dabei setzt das Unternehmen mit dem Benefit
vor allem dort an, wo es am sicht- und wahrnehmbarsten ist: bei der Bürogestaltung.
Unumstritten tragen ansprechend gestaltete Räumlichkeiten zum Wohlbefinden am
Arbeitsplatz bei. Deshalb beauftragte das Unternehmen das ortsansässige Innenarchi-
tekturbüro Fyra, ein entsprechendes Raumkonzept zu entwickeln. Die architektonische
Basis bilden zwei Gebäude aus den 1950er- und 1960er-Jahren, die umfassend renoviert
und um zwei Stockwerke erweitert wurden. Der Grundcharakter der Bestandsgebäude
blieb dabei erhalten. Insgesamt bietet das Büro nun Platz für 900 Mitarbeiter. Die ent-
scheidenden Parameter für das Interieur: abwechslungsreiche Raumgefüge und Bereiche
mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten, stimmige Farb- und Materialkombinatio-
nen, die keine nüchterne Büroatmosphäre aufkommen lassen, und eine Infrastruktur mit
neuester Technologie. So ist beispielsweise ein intelligentes Bürotool dabei behilflich,
nach einem geeigneten Arbeitsplatz oder Teammitgliedern zu suchen. Ein besonderes
Augenmerk wurde auf den Einsatz von Materialien mit geringem CO -Fußabdruck gelegt,
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um dem Nachhaltigkeitsanspruch des Gebäudes – es wurde mit dem Gütesiegel LEED
(Leadership in Energy and Environmental Design) in Platin ausgezeichnet – auch innen-
architektonisch gerecht zu werden. So kamen beispielsweise Teppiche aus Wolle und
Eichenparkett aus unbehandeltem Holz zum Einsatz. Dort, wo es möglich war, wurden
zudem bereits vorhandene Materialien möglichst upgecycelt und wiederverwendet.
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