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Michael Sarreiter


                Foto: Stefan Weber   1980 in München geboren 1998–2001 Innenarchitektur-Studium in Mün-
                                     chen 2001–2016 Mitarbeit u. a. bei IDA 14, Zürich; Gruschwitz, München;
                                     Bauer & Reif Dental, München seit 2016 bei Panzeri & Partners in München






























                Estel ist Showroom-Partner und lieferte die Möbel. • Estel is a showroom partner and supplied the furniture.   Auch die Displays sind projektbezogene Entwürfe. • The displays as well are project-specific designs.



                von • by Michael Sarreiter
                M    ünchen ist bekanntlich die Weltstadt mit Herz. Aber wo schlägt eigentlich das  Lichtlabor war es das Ziel, die Panzeri-Produkte noch einmal in einer ganz neuen und
                     Herz von München? Zwischen Mitte September und Anfang Oktober definitiv
                                                                              anderen Art zu präsentieren. Den Ausgangspunkt dafür bildete die „Monument“-Serie
                auf der Theresienwiese! Im Rest des Jahres allerdings, da schlägt es am Karlsplatz,  des US-amerikanischen Lichtkünstlers Dan Flavin, der darin die Silhouette bekannter
                unserem Stachus! Auf halber Strecke zwischen Hauptbahnhof und Marienplatz gele-  New Yorker Wolkenkratzer mithilfe von Lichtlinien darstellt und diese Objekte zumeist
                gen, bildet die halbkreisförmige Piazza mit dem historischen Karlstor und den sich  in reinweißen Museumsräumen präsentiert. Entsprechend neutral stellt sich auch das
                anschließenden Rondellbauten Gabriel von Seidls das Tor zur Innenstadt. Hier tref-  Panzeri-Lichtlabor dar. Belebt wird es durch unterschiedliche Leuchten-Arrangements
                fen sich Touristen, Zugezogene und Einheimische. Und wenn ein Leuchtenhersteller  aus dem Architekturlicht-Katalog, die abstrakte Bilder an die Wände malen. Zugleich
                aus Italien in den Norden zieht, dann auf jeden Fall hierher – an den Karlsplatz,  erlaubt der „Weißraum“ natürlich die intensive Wahrnehmung verschiedener Lichtsze-
                Hausnummer 3! Seit knapp drei Jahren führt Anna Leitner die Deutschland-Geschäfte  narien mit unterschiedlichen Lichtintensitäten und Lichtfarben.
                von Panzeri. Das Karl ist ihr Büro, ihr Showroom, ihr Lichtlabor. Ein „Designloft“
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                nennt sie es selbst und verweist damit auch auf ihre Partner, den Schiebetüren-Spe-  Um die Produkte strahlen zu lassen, nimmt sich der Raum zurück
                zialisten Eclisse und die Büromöbelmarke Estel! Die beiden Unternehmen kommen
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                natürlich auch aus Italien und nutzen das Karl ebenfalls als Showroom. So verbin-  Der Ausbau des eigentlichen Showrooms folgte wiederum einem simplen Gedanken:
                den sich hier – im Herzen von München – bestes italienisches Design und Handwerk!        der Beschränkung auf Schwarz, Weiß und Grau, um der Vielfalt an verschiedenen
                                                                              Leuchten eine neutrale Umgebung zu geben. Dazu passend wurden auch alle Ein-
                Die Idee zum Designloft war in den Räumen förmlich angelegt   bauten formal zurückhaltend und in einem einheitlichen Material gestaltet. Verwen-
                                                                              dung fanden einfache OSB-Platten, die allerdings, aufwendig aufgearbeitet und
                Als Anna Leitner mit der Idee für einen Panzeri & Partners-Showroom am Karlsplatz  schwarz gebeizt, ein edles Finish erhielten. Aus ihnen entstanden große Leuchten-
                auf mich zukam und mir die angemietete Immobilie präsentierte, dauerte es nicht  podeste und -displays in Form von Transportkisten, die an den Wänden aufgereiht
                lang, bis das „Designloft“-Konzept stand. Es war förmlich in den Räumlichkeiten an-  stehen. Das Herzstück, platziert in der Raummitte, sollte wiederum eine Arbeitsinsel
                gelegt! Diese liegen im Erdgeschoss eines Geschäftshauses aus der Zeit des Wieder-  werden. Hier sitzen Anna Leitner und ihr hausinternes Lichtplanungsteam. Abge-
                aufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, das unmittelbar an die Seidl-Bauten anschließt,  trennt ist die „Workstation“ durch brusthohe Sideboards, die viel Stauraum bieten
                und verfügen über eine zeittypische Betonkonstruktion mit großen Spannweiten, di -  und den Arbeitsbereich abschotten, ohne ihn gegenüber dem Raum vollständig ab-
                ck en Rundstützen und prägnanten Details. Zudem erfolgt die Erschließung über einen  zuschließen. Auch die im Grundriss u-förmig angeordneten Raumtrenner-Sideboards
                kleinen charmanten Innenhof. Auf der Rückseite des Hauses existierte bereits eine  sind aus den erwähnten schwarzen OSB-Platten gefertigt. In der Detaillierung der
                große Terrasse, umgeben von Brandwänden und Rückfassaden. „Urban Chic“ nennt  Möbel  wurde auf eine möglichst monolithische  Wirkung geachtet. So sind die
                man so etwas heute! Der Innenausbau erfolgte Loft-typisch: Die beeindruckende Be-  Schranktüren auf Gehrung gearbeitet. Außerdem kamen Push-to-Open-Beschläge
                tonkassettendecke wurde freigelegt, alle alten Trennwände entfernt und der Boden mit  zum Einsatz, die die  Verwendung  von Öffnungsgriffen überflüssig machen. Als
                einem neuen Industrieestrich bedeckt. Alles sollte schlicht und roh wirken, um damit  „schwarzer Block“ beherrscht die Arbeitsinsel den Raum und unterstreicht in Form,
                einen möglichst großen Kontrast zu den auf Hochglanz gebürsteten und im besten  Farbe und Material den Loftcharakter der Fläche. In ihrer Geradlinigkeit unterstützt
                Wortsinne strahlenden Produkten von Panzeri zu schaffen. Diese verteilen sich heute  die „Workstation“-Architektur nicht zuletzt das Showroom-Konzept, indem alle Ein-
                frei über den zentralen Hauptraum und die wenigen angeschlossenen Nebenzimmer –  bauten einen möglichst ruhigen Hintergrund zu den ausgestellten Leuchten bilden.
                einen Besprechungsraum, ein abgetrenntes Doppelbüro, Küche, WC und das soge-  Die Möblierung der „Workstation“ sowie der Nebenräume kommt natürlich von
                nannte Lichtlabor zur Präsentation der Panzeri-eigenen Architekturlicht-Kollektion. Im  Estel, während die Schiebetüren aus der Kollektion von Eclisse stammen.


                                                                                                                              AIT 9.2019  •  139
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