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WOHNEN • LIVING

































            PI25 APARTMENT

            IN MADRID



            Entwurf • Design Pulso Estudio, ES-Madrid


            Das Thema Wohnungssanierung lief in Spanien bislang eher schlep-
            pend – staatliche Subventionen und kreative Ideen sollen das ändern.
            Für einen Apartmentumbau im Herzen Madrids interpretierte daher
            Pulso Estudio konstruktive Elemente und im Bestand Vorgefundenes
            neu. Unkonventionelle Ansätze sorgen künftig für einen Bruch mit der
            alten Substanz, betonen sie jedoch an anderer Stelle bewusst.



            von • by Patricia Buth
            I  m Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn liegt Spanien mit rund 30.000 sanier-
              ten Wohnungen jährlich weit zurück – daher hat sich die dortige Regierung zum Ziel
            gesetzt, diese Zahl innerhalb von drei Jahren auf insgesamt 500.000 Wohnungen zu er-
            höhen. Einen entscheidenden Anreiz dafür soll eine umfangreiche Förderung schaffen,
            mit deutlichem Fokus auf Barrierefreiheit sowie Energieeffizienz. Pulso Estudio nahm sich
            einer solchen Wohnungssanierung im vornehmen Wohnbezirk Chamberí in Madrid an.
            Im rund 66 Quadratmeter großen Apartment stieß das Innenarchitekturteam auf tradi-
            tionelle Konstruktionskomponenten wie Stahlträger und ausgefallene Fliesenmuster auf
            den Fußböden. Entschlossen, den ursprünglichen Fliesenspiegel beizubehalten, wurde
            der Boden rekonstruiert, in Bereichen mit Mikrozement aufgefüllt und ergänzt. Die Diver-
            genz zwischen der neuen Raumaufteilung und dem ehemaligen Grundriss mit originärem
            Fliesenmuster erzeugt künftig einen unkonventionellen und spannenden Kontrast. Um
            die Flächen im Apartment bestmöglich zu nutzen und den Stauraum zu maximieren,
            wurden Wandeinbauten aus hellem Birkenholz, die subtil ein Pendant zu den gemuster-
            ten Böden bilden, im gesamten Wohnbereich eingezogen. Sie separieren die einzelnen
            funktionalen Räume voneinander, schaffen private Nischenbereiche und bilden sich im
            Ess- und Wohnraum zu einer offenen Fläche aus. Die vorgefundene Tragstruktur der Dek-
            ken legten die Innenarchitektinnen und -architekten frei und ließen sie in einem lebhaf-
            ten Grün lackieren. Sie ist wie selbstverständlich in die maßangefertigten Möbeleinbau-
            ten aus Holz eingebunden. Die Küche als solche vermittelt als verbindendes Element zwi-
            schen den privaten Rückzugsorten und den gemeinschaftlich genutzten Zonen – ihre dia-
            gonale Ausrichtung erzeugt dabei eine spannungsreiche Raumdynamik. Entlang des
            Flurs ist ein großflächiger Wandspiegel angebracht, dadurch erscheinen die Räume op-
            tisch größer, und Tageslicht wird vom Balkon bis zum Eingangsbereich reflektiert. Dank
            dieser unkonventionellen, teils bausubstanzerhaltenden Maßnahmen entstand ein Kon-
            zept, das beispielhaft auf andere Sanierungsvorhaben übertragen werden kann.

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