Page 16 - AIT0718_Leseprobe
P. 16

WOHNEN •  LIVING


































               WOHNTURM

               IN WINTERTHUR


               Entwurf • Design Wild Bär Heule Architekten, CH-Zürich



               Die Diskussion ist nicht neu und doch stets präsent: Wie kann eine
               Verdichtung nach innen stattfinden und dabei günstiger sowie
               gestalterisch anspruchsvoller Mietraum entstehen? Für die Archi -
               tekten des Züricher Büros Wild Bär Heule bedingt sich beides zwar
               gegenseitig, doch folgt nicht notwendigerweise das eine aus dem
               anderen. Und so stellten sie sich der Herausforderung, auf einer
               kleinen Parzelle in Winterthur eine adäquate ökonomische, aber
               vor allem eine architektonische Antwort zu finden.

               The discussion is not new yet constantly present: How can densifi-
               cation towards the inside take place and thus affordable rented
               premises be produced which also have a high standard as to
               design? Although, for the architects of the Zurich Wild Bär Heule
               office, this is mutually dependent, one aspect does not necessarily
               follow from the other. And thus they rose to the challenge of fin-
               ding an adequate economical yet, above all, architectural solution
               on a small plot in Winterthur.



               von • by Sabine Marinescu
               D   er Stadtteil Töss, benannt nach einem der Flüsse Winterthurs, ist stark geprägt durch
                   die dort ansässigen Industriekonzerne, allen voran Rieter und Sulzer, und ihren
               Bauwerken – auch wenn einige der Fabrikanlagen heute stillgelegt sind. Neben den für
               die Arbeiter errichteten, niedrigen Siedlungshäusern mit Nutzgärten und schmucklosen
               Mehrfamilienhäusern aus den 1960er-Jahren sind es die imposanten technisch-funktio-
               nalen Gebäude mit ihrem Industrie-Charakter, die das Stadtbild an diesem Ort ausma-
               chen. Und so verwundert es nicht, dass sich der rohe Charme auch im Entwurf eines
               Wohngebäudes der Züricher Architekten Thomas Wild, Sabine Bär und Ivar Heule wie-
               derfindet. Großformatige Glasflächen, Stahl sowie unverputzter Beton passen als vorherr-
               schende Materialien nicht nur zur ästhetischen Anmutung der Umgebung, sondern bil-
               den auch das konstruktive Gerüst: Die Einzelteile für den Wohnturm wurden vorab präzis
               im Werk gefertigt und erst auf der Baustelle montiert. Zugleich handelt es sich um unkon-
               ventionelle Werkstoffe für den Wohnungsbau, mit dem das Haus an der Grenzstraße eine
               klare gestalterische Aussage macht und damit Menschen anspricht, für die Wohnen nicht
               nur „Cocooning“ oder der komplette Rückzug ins Private ist.                                     s


               094  •  AIT 7/8.2018
   11   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21