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ÖFFENTLICHE BAUTEN  •  PUBLIC BUILDINGS

































           GRUNDSCHULE

           IN LUDWIGSBURG


           Entwurf • Design VON M, Stuttgart



           Mit der Fuchshofschule in Ludwigsburg demonstriert VON M, wie
           modernes und klimaschonendes Bauen mit Holz gelingen kann. Als
           „gefülltes Bücherregal auf einer Spielwiese“ konzipiert, bieten die
           Stuttgarter ArchitektInnen der Schulgemeinschaft genügend Raum
           zur individuellen Aneignung und schaffen ein angenehmes Lernum-
           feld sowie optimale Startbedingungen für 616 Grundschulkinder.



           von • by Janina Poesch, Stuttgart
           D   iese Grundschule hat Vorbildfunktion! Nicht nur wegen der zweifellos ausgezeichne-
               ten Lehrkräfte, sondern vor allem wegen der innovativen Bauweise. Denn der drei-
           geschossige Neubau, entworfen von VON M und errichtet inmitten einer innerstädtischen
           Konversionsfläche im Osten Ludwigsburgs, ist ein Paradebeispiel für die Bauwende: Er
           ist vollständig nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip (Nutzung erneuerbarer Energien sowie
           vollständige Rückbaubarkeit und Recyclingfähigkeit der verwendeten Baustoffe) gebaut
           und kann im Laufe seines Lebenszyklus flexibel an andere Nutzungen angepasst wer-
           den. Aus gutem Grund würdigte ein renommiertes Preisgericht den Holzhybridbau kurz
           nach seiner Einweihung für seine Zukunftsfähigkeit: „Von der Gesamtidee bis ins kleinste
           gestalterische Detail überzeugt das Projekt, und man wünscht sich mehr solcher Schu-
           len.“ Zu Recht: Denn Architektur und Lernkonzept passen perfekt zusammen. Während
           das Erdgeschoss mit einer multifunktionalen Mensa, Zimmer für das Lehrpersonal sowie
           einem offenen, lichtdurchfluteten Atrium als übergeordneter Gemeinschafts- und Veran-
           staltungsraum dient, befinden sich in den beiden Obergeschossen jeweils neben der mar-
           kant gestalteten Holztreppe die Lerncluster. Dabei verfügt jede Einheit über fünf bis sechs
           Klassenzimmer, Nebenräume und eine Freifläche im Flur, was die Möglichkeit bietet, in
           Kleingruppen zu arbeiten und auf das unterschiedliche Lerntempo einzugehen. Durch
           umlaufende, laubengangartige Balkone haben die Kinder zudem einen direkten Zugang
           ins Freie – wobei ein Drahtseilgeflecht als Absturzsicherung dient. Fach-, Tagesbetreuungs-
           und Inklusionsräume verbinden die jeweiligen Cluster. Auch die Materialien unterstrei-
           chen den nachhaltigen Anspruch des Schulhauses: Ein Linoleumboden mit eingelassenen,
           strukturgebenden Kakaoschalenstücken, naturbelassene akustisch wirksame Holzwol-
           le-Deckenelemente sowie lasierte Holzbauteile für Stützen, Türen und Möbel ergänzen den
           naturnahen Grundton mit einer sägerauen Sichtbetonstruktur. Das darauf abgestimmte
           Farbkonzept setzt bewusst auf einen geschlechtsneutralen Charakter und dient nicht nur
           als Gestaltungsmittel, sondern auch der Orientierung und Identitätsstiftung.

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