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ÖFFENTLICHE BAUTEN  •  PUBLIC BUILDINGS

































           INSTITUTO FRANCÉS

           IN LIMA


           Entwurf • Design Roman Bauer Arquitectos, PE-Lima; ESArquitectura, PE-Santiago de Surco



           Um den Forschungsarbeiten rund um die Andenregion mehr Raum zu
           geben, wurde das Institut Francés durch ein ortsansässiges Architek-
           tenteam erweitert. Dafür waren nicht nur ein Neubau und eine Verle-
           gung des Haupteingangs notwendig, sondern auch eine Ertüchtigung
           zur Erdbebensicherheit des Altbestandes. Das neue Ensemble ermög-
           licht nun auch der Öffentlichkeit den Zugang zu seinen Archivalien.



           von • by Henriette Sofia Steuer, Tübingen
           L  imas Stadtteil Barranco ist geprägt durch die Architektur des beginnenden 20. Jahr-
              hunderts. Hier steht unter anderen das 1899 errichtete, eingeschossige Herrenhaus,
           das die Architekten von Roman Bauer Arquitectos und ESArquitectura für seine Nutzung
           als Instituto Francés de Estudios Andinos (IFEA) erweiterten. Das 1948 gegründete Institut
           umfasst wertvolle Sammlungen der Geistes- und Sozialwissenschaften von Archäologie
           bis Biomedizin und will die Forschung und den Austausch zwischen den Andenländern
           und Frankreich fördern. Der notwendige Erweiterungsbau nutzt den knapp sechs Meter
           schmalen und über 20 Meter langen, hinteren Teil des Grundstücks voll aus — lässt den
           historischen Hof samt 100-jähriger Palme jedoch unangetastet. Vom denkmalgeschützten
           Altbestand bleibt der Neubau damit baulich wie gestalterisch losgelöst. Eine korridor-
           gleiche Durchwegung leitet Besucher nun von der Straße am Herrenhaus vorbei in den
           Hof, von dem aus sich alle Archivräume, eine Cafeteria und eine Buchhandlung direkt
           erschließen. Der geradlinige Neubau verfügt neben Büro- und Archivräumen über einen
           zwei Geschosse hohen Lesesaal, der zusätzlich für Konferenzen und wissenschaftliche
           Veranstaltungen genutzt werden kann. Klassische Fenster hat der Baukörper aufgrund
           seiner speziellen Lage nicht. Stattdessen entstand eine Art Faltdach nach historischem
           Vorbild, das sich der örtlichen Bautradition entsprechend Teatina nennt und für eine
           gute Durchlüftung sorgt. Auch in der weiteren Konstruktion orientierten sich die Planer
           an regionalen Bausystemen, die in ihrem Zusammenspiel trotz trocken-heißem Klima
           angenehme Raumtemperaturen ermöglichen: So wurde lediglich das Erdgeschoss massiv
           in Beton gegossen. Das Obergeschoss entstand in Holzrahmenbauweise, die mit traditio-
           nell geflochtenem Schilfrohr und lehmhaltiger Erde aus dem Gebäudeaushub verfüllt ist.
           Die somit ressourcenschonend realisierten Räumlichkeiten bleiben in ihrer Ausgestaltung
           darüber hinaus auf ihre pure Materialität und Textur fokussiert. Lediglich im Lesesaal
           setzten die Stauräume verbergenden Holzvertäfelungen mit ihren Lochfräsungen ein
           Statement und verweisen so auf die eingelagerten Textdokumente des Institutes.

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