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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS
BILDUNGSZENTRUM
IN FRASTANZ
Entwurf • Design pedevilla architects, IT-Bruneck
Die intensiv und glücklich erinnerten Räume unserer Kindheit sind
die, die wir sinnlich erlebten und jene, die zugleich Schutzraum und
Freiraum waren. Pedevilla Architekten haben – mit großem Gespür
für die Charakteristik des kaum 7000 Einwohner zählenden Vorarl-
berger Ortes Frastanz – ein sozial engagiertes, pädagogisches Kon-
zept in eine atmosphärisch kraftvolle und geerdete Form gegossen.
Dabei gehen Alt und Neu, Klein und Groß, Individuum und Gemein-
schaft, Haus und Ort eine verlässlich nachhaltige Verbindung ein.
The intensely and happily remembered spaces of our childhood are
those that we experienced sensually and those that were both shel-
ter and open space. pedevilla architekten have – with great sensitivity
for the characteristics of the Vorarlberg town of Frastanz with barely
7,000 inhabitants – cast a socially committed, pedagogical concept
into an atmospherically powerful and grounded form. In this con-
cept, old and new, small and large, individual and community, house
and location enter into a reliably sustainable relationship.
von • by Daniela Keck, Stuttgart
N icht nur ein Zentrum für Bildung, vielmehr ein räumliches und inhaltliches Netz
an kindgerechten Angeboten, sich die Welt anzueignen und sich mit ihr zu verbin-
den, ist entstanden. Das bestehende Schulhaus und der Kindergarten stießen, mit den
an die gesellschaftlichen Veränderungen angepassten pädagogischen Konzepten und
den damit prognostizierten räumlichen Bedarfen, an ihre Grenzen. Im 2015 ausgeschrie-
benen Wettbewerb konnten pedevilla architects mit ihrer dörflich angelegten Struktur
überzeugen. Kohärent zur pädagogischen Weiterentwicklung wurde im besten Sinne
weitergebaut und der Bestandsbau der Schule aus den 1950er-Jahren in seiner Qualität
respektiert. Unter einem Dach ist ein warmer Ort der Gemeinschaft und der Begegnung
erwachsen; ein „Zuhause“ für 1,5- bis zehnjährige Kinder, das auch die Bedürfnisse von
Pädagogen und Eltern berücksichtigt. Die Kinder werden von klein auf kontinuierlich
begleitet und in ihrer Individualität gefördert. Der Markplatz ist nicht nur räumliches
Verbindungsstück der vier Gebäudeflügel, er steht auch symbolisch für die „fließende
Übergabe“ der Kinder vom Elementar- in den Primarschulbereich. So vereint das Haus
ganz selbstverständlich Volksschule, Kindergarten und Krippe unter einem Dach. s
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