Page 18 - AIT0522_Leseprobe
P. 18
ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS
KITA HISA
IN BERLIN
Entwurf • Design baukind, Berlin
Wenn ein stillgelegtes Schwimmbad in einer ehemaligen Berliner
Klosteranlage zur Kita umfunktioniert wird, dann lässt sich das allein
aus Aspekten des Denkmalschutzes nicht so einfach bewerkstelligen.
Dementsprechend haben die Architekten von baukind lange daran
getüftelt, wie die ursprüngliche Nutzung wahrnehmbar bleiben und
die neue Nutzung die Entwicklung der Kinder fördern kann. Entstan-
den ist ein Geflecht aus Hoch- und Tiefebenen, dessen Gestaltung die
Kleinen in eine spielerische (Unter-)Wasserwelt eintauchen lässt.
When a disused swimming pool in a former monastery complex in
Berlin is to be converted into a day-care centre, this is not easy to ac-
complish for reasons of monument protection alone. Accordingly, the
architects from the architectural office baukind spent a long time
working out how the original use could remain perceptible and how
the new use could promote the development of the children. The re-
sult is a mixture of high and low levels, the design of which allows
the little ones to immerse themselves in a playful (under)water world.
von • by Janina Poesch, Stuttgart
M it ihrer „Rettungsanstalt für Gefallene Mädchen“ hatten es sich die Schwestern des
Berliner Klosters „Vom Guten Hirten“ seit 1858 zur Aufgabe gemacht, sich unbe-
lehrbarer „Büßerinnen“ durch christliche Erziehung anzunehmen. Zuerst in Alt-Lietzow,
dann aus Platzmangel in Marienfelde: Zwischen 1903 und 1905 entstand nach Plänen des
Kölner Architekten Josef Lückerath ein imposanter Backsteinkomplex, der mit seinem
sternförmigen Grundriss bewusst auf der Gefängnisarchitektur des 19. Jahrhunderts ba-
sierte und über 300 Insassinnen beherbergen konnte. Erst 1967 wurde diese „Bildungs-
stätte“ wieder aufgelöst und die Wohntrakte der Mädchen in den folgenden Jahren in so-
ziale Einrichtungen, in Senioren- und privat vermietete Wohnungen sowie in das Bewe-
gungsbad Marienfelde umgewidmet. Im öffentlichen Schwimmbetrieb planschten hier die
Kleinsten, Anwohnende zogen ihre Bahnen, und Senioren nutzten das Bad für ihre Bewe-
gungstherapie. Bis 2014, dann stand die Immobilie jahrelang leer. Bis die hisa gGmbH als
anerkannte Trägerin der Jugendhilfe die Idee entwickelte, den Standort als Kita wiederzu-
beleben – wobei dieser Vorschlag bei der Kirche als Vermieterin, der Denkmalbehörde
und den Planenden von baukind auf Enthusiasmus und Skepsis zugleich stieß ... s
082 • AIT 5.2022