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Bianca Keck


             Foto: Theresa Hardege  1985 in Dachau geboren 2011 Diplom Fachrichtung Innenarchitektur, ADBK
                                  München 2011–2013 Selbständigkeit 2013–2016 Raumconcept, München
                                  Elternzeit 2018–2019 Ruby GmbH, München seit 2019 INpuls, München






























             Stoffbespannte Akustikpaneele im Besprechungsraum • Fabric-covered acoustic panels in the meeting room.  Extrovertierte grüne Fliesen in Küche und Coffee Corner • Green tiles in the kitchen and coffee corner




             Zierleisten derselben Beschaffenheit haben wir die Fläche optisch geteilt und so Bezüge  Zilenzio wurde mit Rollen und einer Aussteifung erweitert, sodass auch diese Paneele frei
              zum umgebenden Raum sowie etwas Dynamik in der Ansicht der Einzelbüros erzeugt.  im Raum verschiebbar sind. Sechzehn Klappstühle dienen als zusätzliche Sitzmöglich-
              Harmonisch zum hell geölten Eichenparkett arbeiteten wir hauptsächlich mit warmen  keit. Für diese wurde ein Aufhängungssystem geplant, dessen Rahmen gleichzeitig als
              Grau- und Beigetönen, um ein wohnlich anmutendes Arbeitsumfeld zu erschaffen. Als  Bar, Theke und Sideboard fungiert. Der architektonische Knotenpunkt zwischen Alt- und
             akustisch wirksame Raumtrenner haben die InnenarchitektInnen von Ida Nordpol mit  Neubau wird bewusst durch einen Bodenbelagswechsel von Parkett zu Estrich markiert.
             dem Designer Jannis Schäfer den Textilrahmen „Spinning Jenny“ entwickelt: Zwei an-  Hier sind Meeting Points und Coffeecorner sowie alle wichtigen Versorgungseinrichtun-
             einanderliegende, doch voneinander trennbare Holzrahmen werden mit Gurtbändern  gen der Mitarbeiter, wie Postfächer, Spinde, Drucker und Toiletten, untergebracht. Auffal-
             umflochten und wieder an einer Faserdämmplatte eingehängt. Montiert ist das gesamte  lend extrovertiert wirken die weißen Fliesen Pack von 41zero42, die die Rückwände von
             Trennelement an einem Rundstab, wodurch flexible Stellungen möglich sind. Die zwei  Küche und Coffee Corner schmücken. Der imposante vier Meter lange Empfangstresen
             verschiedenfarbigen Gurtbänder erlauben Flechtungen in unterschiedlichen Mustern,  aus betongrauen Viroc-Platten grenzt den Mittelbereich von der leiseren Arbeitszone ab.
             was wiederum eine spielerische Leichtigkeit in den Raum bringt.  Ein ebenso langer, dunkelgrün gefliester Bartresen auf der anderen Seite bildet das ge-
                                                                           stalterische Pendant. Als einladendes Einzelelement unterstützt er den gemeinsamen
             Piano, mezzoforte, forte – von leise über mittellaut zu laut  Austausch, strukturiert den offenen Küchenbereich und setzt einen farblichen Akzent. Un-
                                                                           terschiedliche Grüntöne kontrastieren zum restlichen Farbkanon und referenzieren auf
             Der zweite Abschnitt bildet die mittellaute Zone. Hier befinden sich Arbeitsinseln, an  das Firmenlogo. Auch die Farbintensität nimmt deutlich zu und unterstreicht damit die
              denen konzentriertes Arbeiten, trotz eines dauerhaften Geräuschpegels, ermöglicht wird.  laute, geschäftige Raumnutzungsintention für diesen Begegnungsraum.
             Durch raumhohe Stoffpaneele, die von der Firma Neuraum aus dem Stoff Still Waters
             von Chivasso hergestellt wurden, wird der Raum definiert, werden Sichtbezüge gelenkt  Laute Beleuchtung in anheimelnder Industrieatmosphäre
             und eine akustische Absorption erzielt. Die Aufteilung der Nutzflächen in der dritten Zone
              fördert die etwas lauteren Aktivitäten der Mitarbeiter. Diskussionen, Vorträge, Meetings  Die geschäftige Anmutung der Gemeinschaftsbereiche wurde mit einer zwar orthogona-
              und Veranstaltungen sind hier erwünscht. Angrenzend an die großzügige Worklounge  len, aber wilden Anordnung von etwa 40 Solo-Tube-Leuchten von archxx übersetzt. Hin-
              und den offenen Workshopspace wird der langgezogene Grundriss durch eingezogene  gegen wurden die ruhigen Bereiche und Einzelbüros mit weniger expressiven Leuchten-
              Trockenbauwände unterbrochen, um diverse Meetingraum-Situationen zu generieren.  modellen von Occhio ausgestattet: dem dimmbaren Aufbaustrahler Più alto und dem
             Von dem optisch hell gehaltenen, etwas lauteren Gemeinschaftsbereich taucht man in  Modell Mito volo. Als indirekte Beleuchtung der Telefonzellen und Besprechungsräume
             einen goldbraunen Flur ein, der Ruhe und Konzentration ausstrahlt und die Bespre-  kam die drehbare LED-Pendelleuchte Sento filo zum Einsatz. Der Bauherr wünschte sich
             chungsräume sowie ein Innovation Lab erschließt. Maßgefertigte Elemente von Boxx  einen wohnlichen Industriecharakter, den wir durch offen gelassene Decken, Wände in
             Holztechnik sorgen in den Besprechungsräumen für eine angenehme klangliche Struktur.  Rohbeton und sichtbare Stromtrassen und Kabel realisierten. Neben der natürlichen
              Um gestalterische Akzente zu setzen wurden diese mit dem Stoff Camira Cara Shetland  Haptik und warmen Optik von Holz und Stein erzeugen die braunen Vorhänge eine aus-
             bespannt. Dieser ist im hohen Maße akustisch transparent und somit als dekorativer  gewogene Atmosphäre. Auch die Möblierung besteht größtenteils aus Holz, bildet aber
             Bezug für schallabsorbierende Paneele hervorragend geeignet. Für die Worklounge über-  ob ihrer schwarzen Färbung einen Gegensatz zum hellen Gesamtbild. Neben den räum-
              legten wir uns ein offenes, cleanes und flexibles Raumsystem. Hier dominiert eine große,  lichen Übergängen, die wir optisch hervorhoben, schenkten wir auch den personellen
              mobile Sitztribüne auf Rollen mit vier verschiedenen Sitzhöhen das Interieur. Vier zusätz-  Übergängen von Kemény Boehme & Company Aufmerksamkeit. Bewusst konzipierten
              liche Sitzpodeste können im Raum arrangiert und entweder als Sitz-, Steh-, oder Loun-  wir den Grundriss der Unternehmensberatung, die aktuell rund 40 Mitarbeiter zählt, für
             gepodest genutzt werden. Das eigentlich fix und fertige Akustikwandprodukt Kyoto von  80 Personen, um dem stetigen Firmenwachstum zukunftsorientiert gerecht zu werden.

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