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Diana Salow Klaus de Winder
Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Film- und ab 1991 freischaffender Architekt, Mitwirkung bei der Gründung des Fach-
Foto: Annette Riedel Referentin und Leitung verschiedener Unternehmen in Kunst, Kultur und Foto: Mark Seelen ten, Mitarbeiter bei Bolles+Wilson und sauerbruch hutton architekten
Theaterwissenschaften sowie der Französischen Philologie Seit 1996 PR-
bereichs Architektur Potsdam und Lehrerfahrung an diversen Universitä-
Architektur Seit 2013 in der PR-Leitung von de Winder Architekten
1999 Gründung des Büros de Winder Architekten mit Claudia de Winder
Im vorgegebenen Rahmen durften die Mitarbeiter bei Material- und Farbwahl mitentscheiden • Within the given framework, the employees were allowed to have a say regarding the choice of materials and colours.
schosses. Der Umzug ins neue Haus war aber mehr als ein reiner Flächenwechsel. Dem ist das Gebäude, das gemeinsame Pausen, Lunch-Termine und Treffen in den Küchen er-
börsennotierten Fin-Tech-Unternehmen Hypoport war sehr früh klar, dass es einer Wei- möglicht. Die Verbindung unter den autonomen Hypoport-Unternehmen kommt über die
terentwicklung ihrer Arbeitsumgebung bedurfte, um attraktiv im War-of-Talents und in- Begegnungsflächen. Damit wirklich jeder den Mehrwert vom gemeinsamen neuen
novativ genug in der Produktentwicklung zu bleiben. Parallel dazu fand in der Geschäfts- Standort nachvollziehen konnte, sollte die neue agile Arbeitsumgebung so gestaltet wer-
führung von Europace, einem Tochterunternehmen der Hypoport-Gruppe, bereits eine den, dass sie alle begeistert. Caroline Theißen: „Das war viel mehr als nur ein Flächen-
starke Auseinandersetzung mit den Ideen agiler Arbeitsformen statt. Davon inspiriert wechsel, da ist wirklich eine neue Haltung entstanden, ein neues Miteinander, auch ein
und mit dem Wissen um die Konkurrenz am Berliner Markt wuchsen das Bewusstsein neues Selbstverständnis.“ Nach dieser Grundsatzentscheidung zum neuen Arbeiten
und die Bereitschaft des Vorstandes, in eine neue Arbeitsumgebung zu investieren. Vor- wurde klar, dass wir als Architekturbüro und Hypoport nicht einfach zusammen die
angetrieben wurde dieses Bestreben von Caroline Theißen, heute Executive Director der neuen Arbeitsflächen definieren, sondern der Weg dahin nur mit einem Blick in die Nut-
Hypoport Hub SE. Sie hat, zu jener Zeit als Head of Workplace von Hypoport in der Pro- zerperspektive führt. So wurde gemeinsam früh entschieden: „Wir müssen verstehen,
jektverantwortung, diesen Transformationsprozess in die Hände genommen und intern wie die einzelnen Gesellschaften arbeiten, wie sie kommunizieren, wie sie sich meeten,
die Weichen für die Planung der Bürowelt gestellt. und welche Vision des Arbeitens sie tatsächlich haben – in zwei, in vier, in zehn Jahren“,
so Caroline Theißen, „und deswegen haben wir uns damals für diesen kreativen Ansatz
Begegnungsflächen in agiler Arbeitsumgebung des Lego Serious Play entschieden, um das Nachvorndenken und das Kreativwerden für
neues Arbeiten bei Hypoport langsam reif werden zu lassen.“ Eine Grundlage für den
Schon früh war sich Caroline Theißen darüber klar, „dass, wenn man der Finanzbranche partizipativen Prozess war die Bildung von Task Force-Gruppen, in die jede der autono-
beibringen will, wie digitale Finanzprodukte sind und wie die moderne Bankwirtschaft men Tochtergesellschaften Mitarbeitende schickte, die sich mit den jeweiligen Arbeits-
funktioniert, man dann nicht selbst in traditionellen Arbeitsweisen arbeiten kann. Dass prozessen und Bedürfnissen auskennen. In einem frühen Stadium fand der erste Kick-
man die Mitarbeitenden in dieses neue Arbeiten mitnehmen und es vorleben muss“. Off-Workshop statt, bei dem die Task Force-Gruppen mit unserem Projektteam den kon-
Auch wenn das bei den Mitarbeitenden der Berliner Hypoport-Unternehmen anfänglich kreten Planungsprozess diskutierten. Dort haben wir erstmals das Grundkonzept vorge-
auf wenig Begeisterung stieß, da sich die meisten in ihren alten, klar strukturierten Büros stellt und auf die gemeinsamen Planungsschritte und folgenden Workshops eingestimmt.
wohlfühlten, ist davon heute nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegenteil entstand aus Währenddessen stellte sich schnell heraus, dass wir als Architekten nur über weitere Ein-
dem Druck zur Veränderung eine neue Unternehmenskultur. Hypoport ist eine Netzwerk- zelworkshops mit den Task Forces an die Inhalte gelangen, die wir für die nutzerorien-
organisation mit einer Dachmarke und autonomen Tochterunternehmen, das heißt jedes tierte Planung benötigen. Und so fand wenige Wochen später ein mehrtägiger, extern
Unternehmen stellt für sich eine eigene Identität dar. Im Arbeitsalltag entstehen so we- moderierter Lego Serious Play-Workshop mit unseren Präsentationen und einzelnen Run-
nige Schnittstellen, die den Austausch fördern. Was den Mitarbeitenden jedoch bleibt, den für jede Task Force-Gruppe statt. Das war nicht selbstverständlich. Diese Workshops
AIT 4.2021 • 105