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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
PIROL OFFICE
IN BERLIN
Entwurf • Design Coordination Berlin, Berlin
Den Mangel an bezahlbarer Bürofläche bekamen Coordination Berlin
am eigenen Leib zu spüren. Die Miete für ihr Büro in Berlin-Kreuzberg
war für die Innenarchitekten und ihre kreativen Nachbarn nicht mehr
finanzierbar. Zusammen machten sie sich auf die Suche nach Alter-
nativen und wurden im Stadtteil Schöneberg fündig. Ein ehemaliges
Möbellager bietet nun ausreichend Platz für kreativen Spielraum.
von • by Theresa Hütte
D er neue Standort in der Bülowstraße wurde kurzerhand zum Namensgeber für den
Neuanfang. Benannt nach Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow, den meisten
von uns bekannt als Loriot, stand der Humorist Pate bei der Namensfindung. Loriot ist
nämlich die französische Übersetzung für die singende Goldamsel – auch Pirol genannt.
In den neu geschaffenen Pirol Studios fand das Konglomerat aus unabhängigen, frei-
schaffenden Designern, Grafikern, Künstlern, Illustratoren, Historikern, Innenarchitekten,
Architekten und Soziologen ein langfristiges Zuhause. So auch Coordination Berlin, ein
Büro für Innenarchitektur und Architektur, das sich auf Marken- und Ausstellungsarchi-
tektur sowie private Interieurs spezialisiert hat. Für ihre Büroräume Pirol Office entwarfen
sie ohne Angst vor Farbe einen Raum, dessen Fokus auf der Gleichberechtigung aller Ar-
beitsplätze und einer barrierefreien Kommunikation liegt. Dabei bediente sich das Team
an der Ästhetik der Industriearchitektur und der ehemaligen Funktion als Warenlager.
Grauer Rohbeton, offene Decken und sichtbare Leitungen werden nicht hinter kosmeti-
schen Eingriffen versteckt, sondern legen die charakteristischen Merkmale vergangener
Tage frei. Eine kontrastreiche Material- und Farbwahl holt die Büroräume in die Gegen-
wart. Der rosarote Ton der Bestandfenster wird im Raum fortgeführt und durch ein kom-
plementäres Türkisgrün ergänzt, grauer Beton wird durch sanft fallende Vorhänge unter-
brochen, und der freigelegten Decke werden blanke Tischfläche entgegengesetzt. Obwohl
250 Quadratmeter groß, scheint das „Einraumbüro“ keine trennenden Wände zu benö-
tigen. Lastregale mit Lagerkörben komplementieren nicht nur das Gestaltungskonzept,
sondern geben dem Raum eine gliedernde Struktur. Und benötigt es dann doch mal eine
Auszeit oder einen ruhigen Raum für Besprechungen, bieten die Break-out-Zonen rund
um die Arbeitsfläche genügend Ausweichmöglichkeiten – falls nötig, optisch und aku-
stisch durch Vorhänge abzutrennen. Voll auf die Bedürfnisse und den Arbeitsablauf ab-
gestimmt, ist eine poppige Arbeitsumgebung entstanden, die schon beim Anblick der Bil-
der Freude bereitet – so fällt der Start in den Montagmorgen doch gleich viel leichter!
086 • AIT 4.2021